Frankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 21-Nr 245-1904-Die Judengasse Suedseite


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Heft 21, Tafel 245 / Titel auf der Tafel: Die Judengasse, Südseite. / Originalbeschreibung:Die älteste Niederlassung der Juden in Frankfurt unter der christlichen Bevölkerung dauerte bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Auf Befehl des Kaisers Friedrich III. musste den jüdischen Familien ein besonderes Quartier ausserhalb der eigentlichen Stadt angewiesen werden und erachtete der Rat die Nähe des Wollgrabens als den geeignetesten Platz. Um das Jahr 1465 wurden dort errichtete Wohnhäuser bezogen. Der Grund und Boden blieb der Stadt, die Wohnungen wurden den Juden gegen Mietzins überlassen. Erst später konnten Eigentumsrechte auf Juden übertragen werden. Die anfängliche Ausdehnung dieser Judengasse ging von der Bornheimer Pforte bis zum Dominikanerkloster und zwar wurden Bauten nur auf der Ostseite der Strasse errichtet und blieb diese durch eine Mauer von der Allerheiligengasse getrennt. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das Quartier durch Vermehrung der Wohnhäuser erweitert. Im Jahre 1536 zählte man nur 58, 1612 schon 195 Häuser, davon 111 auf der Westseite und 84 auf der Ostseite, 1711 zählte man 207 Häuser, wovon 115 auf der Westseite und 92 auf der Ostseite standen. Am 14. Januar 1711 fand der grosse Judenbrand statt, welcher die Gasse gänzlich zerstörte; aber sofort wurde mit dem Wiederaufbau begonnen und die Synagoge konnte schon im Herbst desselben Jahres wieder benutzt werden. Der Ausbau der anderen Häuser dagegen zog sich bis 1716 hin. Im Jahre 1721 am 28. Januar brach abermals ein Brand aus, welcher 111 Häuser in Asche legte. Am 19. Juli 1796 verursachte die Beschiessung der Stadt seitens der Franzosen den dritten grösseren Brand und wurden hiervon 140 Baulichkeiten im nördlichen Teile betroffen. Durch den Wiederaufbau desselben entstand die „Bornheimer Strasse“. Der andere Teil der Gasse blieb bis 1840 ziemlich im alten Zustand, aber von da ab kamen Lücken in dieselbe, namentlich in den 1860er Jahren, die letzten Häuser wurden 1874 auf der West- und 1885 auf der Ostseite niedergelegt.
Unser Bild zeigt die Strasse nach einer photographischen Aufnahme aus dem Jahre 1868, nachdem die westliche Seite fast gänzlich niedergelegt war. Das letzte Haus rechts (östlich), welches vor dem auf der westlichen Seite noch stehenden gestützten Gebäude sichtbar ist, war das sogenannte „Steinerne Haus“, der einzige aus Stein aufgeführte Bau der alten Judengasse.
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Public domain
Credit:
Carl Friedrich Fay (Fotografien), Carl Friedrich Mylius (ältere Fotografien), Franz Rittweger (Bildtexte Heft 1–25), Fritz Rupp (Bildtexte Heft 26): Bilder aus dem alten Frankfurt am Main. Nach der Natur. Verlag von Carl Friedrich Fay, Frankfurt am Main 1896–1911
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Weitere Informationen zur Lizenz des Bildes finden Sie hier. Letzte Aktualisierung: Fri, 23 Feb 2024 23:44:03 GMT

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