Alaska-Seal-Mantel-Verarbeitung 1 - Anbrachen


Autor/Urheber:
Rudolf Toursel
Größe:
539 x 825 Pixel (283123 Bytes)
Beschreibung:
Alaska-Seal-Mantelverarbeitung (gerupfter Haarseehund) (Textteil 1)
Durch die Gleichmäßigkeit und seine warme Farbe drückt dieses edle Material eine besondere Eleganz aus. Alaska-Seal, die von den Pribiloff-Inseln stammenden, in St. Louis, U.S.A., veredelten Felle des Seebären, kommen hauptsächlich in den Farben schwarz, blauschwarz und dunkelbraun zu uns. Die missfarbige Granne wird durch ein besonderes Verfahren entfernt, so dass die feinhaarige, dichte, samtartige Unterwolle bleibt. Die Naturfarbe der Unterwolle ist hellbraun bis kupfer und wird dann auf die oben erwähnten Farben gefärbt. Eigentlich ist das kein Färben im üblichen Sinne, sondern mehr ein Blenden, da ja das Leder naturell bleibt und das untere Drittel des Haares ebenfalls seinen braunen Ton behält.
Die Verarbeitung von Alaska-Seal ist nicht übermäßig schwierig, doch muß sorgfältig und peinlich genau gearbeitet werden, wenn man die gewünschte harmonische Gleichmäßigkeit des gesamten Stückes erzielen will.
Die Felle sind, im entsprechenden Sortiment, relativ lang, für die Mantellänge oft ausreichend, und es stehen für ein Mantelsortiment im Durchschnitt 7 Feile zur Verfügung. Man beginnt hier mit dem
1. Sortieren.
An einer senkrecht stehenden Platte legt man die Felle so aneinander, daß die Flossenlöcher nicht sichtbar sind. Hierbei wird man schon feststellen, daß die so gleichmäßig scheinenden Felle doch einige Nuancen im Ton aufweisen. Stumpfere Felle wirken meist etwas grau, hingegen haben die seidigeren den tiefen, warmen Farbton. Die Aufteilung der Felle wird in der Regel so sein, daß man 5 Felle für den Körper, 1 Fell für die Ärmel und 1 Fell für den Kragen sortiert. Das größte Fell reserviert man für die Ärmel und, je nach Form des Kragens, wird ein entsprechendes dafür beiseite gelegt. Für die Rückenmitte wird ein großes Fell sortiert und von da der ganze Körper aufgebaut. Auch das Über- und Untertrittfell soll so groß wie möglich sein. Wenn die Felle auf der senkrechten Platte so aufgelegt sind, muß man scharf auf den gleichmäßigen Übergang von Fell zu Fell achten, so dass man jetzt schon das Gefühl eines einheitlichen Ganzen hat. Die Felle werden nun gezeichnet.
2. Anbrachen.
Hierzu legt man die Felle so auf den Arbeitstisch, daß das Licht auf das Haar fällt (z. B. Lichtquelle von links — Kopf links). Schlechte Stellen kann man somit leicht erkennen und markieren. Größere Stellen werden mit einer kleinen Zacke herausgeschnitten und, wenn erforderlich, auch mit zwei Zungen beseitigt (Abb. 1 a).
Schnatten schneidet man, wie üblich, von der Haarseite an und säubert die Kanten dann mit der Schere. Seal hat meist zahlreiche kleine, erbsengroße Bißstellen, die man von der Haarseite leicht übersieht und die sich dann beim Zwecken leicht vergrößern. Diese Stellen haben oft eine verletzte Oberhaut, dadurch kann die Farbe leicht durchdringen und man kann somit meist diese Stellen an den kleinen dunklen Punkten auf der Lederseite erkennen. Die Ohrlöcher werden am besten mit einigen Zungen geschlössen (Abb. 1 b). Gewöhnlich sind die Mäntel an der unteren Kante weiter als oben. Fehlende Breite am Kopf kann man leicht durch einige Einlaßschnitte erzielen (Abb. 2a). Fehlende Länge erreicht man durch einige Auslaßschnitte am Pumpf (Abb. 2 b). Die Rückentfernung der einzelnen Schnitte soll nicht mehr als 1 1/2, höchstens 2 cm betragen. Wenn diese Nähte sauber genäht werden und die Schnitthaare dann restlos beseitigt sind, so ist absolut keine Naht mehr sichtbar. Man erreicht somit mehr und hat es u. U. leichter, als wenn man anstückelt. Das Ein- bzw. Auslassen ist aber individuell vom Modell abhängig, und da sich die Sealfelle beim Vorzwecken gut ziehen lassen, so ist zu entscheiden, ob man diese Veränderung des Felles in die gewünschte Form schon vor dem Vorzwecken oder erst beim Zusammenstellen des Körpers vornimmt.
3. Vorzwecken.
Große Schwierigkeiten bereitet immer die Beseitigung der Flossenlöcher bzw. die fehlende Breite an diesen Stellen. Durch entsprechendes Zwecken kann man hier die geforderte Breite, dank des guten Leders, fast immer erzielen.
Man geht folgendermaßen vor:
Die Felle werden gut eingestrichen, mindestens eine Stunde fatten lassen und dann in der Höhe der Flossenlöcher nochmals befeuchtet. Gute Erfolge wurden erzielt, wenn man es zeitlich einrichten kann, die Felle schon am Abend vorher zu befeuchten, zusammengelegt über Nacht liegen lassen und am anderen Tag nochmals gut einstreichen und noch eine Stunde fatten lassen. Die Felle haben jetzt einen guten Zug. Mit dem Zwecken beginnt man nun zuerst an den Flossenlöchern (Abb. 3). Nach dem Muster hat man sich ausgerechnet, welche Breite in dieser Höhe benötigt wird. Man zweckt ein Flossenloch an der Innenseite in kleinen Fältchen an, zweckt danach evtl. eine schmale Pappe darauf und kann jetzt, indem man das gegenüberliegende Loch anzweckt, fast immer die gewünschte Breite erreichen. Beim Ziehen verlieren sich auch die kleinen Fältchen. Danach wird nach dem Kopf und Pumpf zu das Fell fertig gezweckt, wobei man immer darauf achtet, daß schon ungefähr die Maße und Formen berücksichtigt wenden, welche man im Mantel für das entsprechende Fell benötigt. Die Befürchtung, daß das Haar hierbei stark verdrückt wird, ist nicht so schlimm, da, man das leicht nach dem Zwecken beseitigen kann. Wichtig ist es, darauf zu achten, daß an den Stellen der Flossenlöcher bei allen Fellen gleichmäßig gezweckt wird, d. h. so zu verfahren, daß später überall gleichviel weggeschnitten werden kann, da ja das Haar an diesen Stellen sehr flach ist und man beim Aneinandersetzen sonst leicht Schwierigkeiten bekommt. Ebenso muß deswegen die Höhe der Flossenlöcher für alle Körperfelle überall gleich sein. Da für Ober- und Untertritt ein guter Umbug benötigt wird, werden diese Felle an den besagten Stellen so breit wie möglich gezweckt.
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