Ahrends bruno buehnenhalle schule am meer 1929


Autor/Urheber:
Bruno Ahrends (1878–1948)
Größe:
2778 x 1445 Pixel (5827315 Bytes)
Beschreibung:
Skizze des renommierten Berliner Architekten Bruno Ahrends (1878–1948) nach dem Planungsstand des Jahres 1929 für die Bühnenhalle (zeitgenössisch auch: Hallenbau, Bühnenhaus) des reformpädagogischen Landerziehungsheims Schule am Meer (Ostern 1925 bis Ostern 1934) im Loog auf der Nordseeinsel Juist in Preußen. Die kolorierte perspektivische Zeichnung des Architekten zeigt die Ansicht aus südwestlicher Richtung. Im Hintergrund erkennt man die Nordsee; auf die zwischen S.a.M. und Meer liegende nördliche Dünenkette Juists hat der Architekt in seiner Darstellung großzügig verzichtet. Die Skizze trägt einen handschriftlichen Titel des Architekten: Schule in Juist. Dieser Titel konnte seitens des Baukunstarchivs der Akademie der Künste in Berlin nicht entziffert und somit weder örtlich noch regional zugeordnet werden.

Die eigentliche Bühnenhalle befindet sich östlich (rechts) hinter einem projektierten angebauten Turm, der u. a. eine Wohnung des Schulleiters Martin Luserke (1880–1968) beherbergen sollte, die evtl. als Maisonette geplant war. Stilistisch interessant ist, dass der Turm an seiner südwärts gelegenen Seite ein ebenso schmales vertikales Fensterband erhalten sollte wie die realisierte Bühnenhalle an ihrer nordwärts gelegenen Seite. Das gleiche schmale vertikale Fensterband war auch für das L-förmige östlich gelegene Gebäude (zur Linken) angedacht; es sollte nahe des Innenwinkels positioniert werden (im angedeuteten Schlagschatten). Ob der Turm in seinem unteren Bereich eine Funktionalität für die Bühnenhalle übernehmen sollte, ist derzeit unbekannt. Professionelle Theater verfügen teils über einen Bühnenturm. Vor dem Hintergrund der von Luserke konzipierten musikalischen Bewegungsspiele (Darstellendes Spiel) ist jedoch eine mit diesen Bühnentürmen vergleichbare Funktion des S.a.M.-Turms eher unwahrscheinlich, zumal Bühnentürme in der Regel mittig und nicht seitlich einer Bühne positioniert sind. Denkbar wäre jedoch, dass im unteren Bereich des projektierten S.a.M.-Turms ein Theaterfundus o. ä. hätte untergebracht werden sollen.

Das Flachdach des Turmes war begehbar ausgelegt. Man erkennt oben ein umlaufendes Geländer und den Flaggenmast der S.a.M., analog eines christlichen Kreuzes ausgeführt, an dem unterhalb der Schulflagge, welche die Bildmarke der Schule zeigte, die max. neun Wimpel der Kameradschaften mit ihren jeweiligen Signets hingen. Die Schulflagge wurde beispielsweise am letzten Schultag vor den Ferien eingeholt und am ersten Schultag danach erneut gehisst. War eine Kameradschaft auf Wanderschaft bzw. Exkursion, wurde deren Wimpel zuvor eingeholt und nach Rückkehr erneut gehisst. Auf dem Dach der realisierten Bühnenhalle waren Leuchten zur Orientierung für die Segelboote (Jollen) der S.a.M. angebracht, damit diese bei schlechter Sicht auf See schon von weitem ihr Ziel ausmachen und entsprechend navigieren konnten. Diese Signalleuchten wären vermutlich auf das deutlich höher gelegene Dach des Turms verlegt worden.

Der südlich an der Fassade der Bühnenhalle angelehnte Kamin wäre beim Bau des Turms nach oben verlängert worden (siehe 3D-Modell im WP-Artikel). Noch heute verdeutlicht seine Lage exakt, wie die Abmessungen des quadratischen Turmes ausgefallen wären.

Das in der Skizze links abgebildete Gebäude war in gespiegelter L-Form projektiert und sollte in seinem östlichen (linken) Trakt Wohnungen/Apartments für S.a.M.-Lehrer und in dem um 90° abgewinkelten westlichen Trakt (rechts) Unterrichtsräume beherbergen. Zwischen diesem Gebäude und der Bühnenhalle war ein quadratischer, in sich abgeschlossener Innenhof vorgesehen, der wohl in seinen Randzonen umlaufend überdacht geplant war, als Entrée der Theaterhalle vor Aufführungen und als Pausenhof mit Wetterschutz.

Der Vordergrund der Skizze deutet den damaligen Entwicklungsstand des Loog auf Juist an, eine noch vollkommen unbefestigte Dünenlandschaft mit Strandhafer, ohne Bäume und Sträucher. Der im Vordergrund parallel zu dem abgebildeten Gebäudeensemble verlaufende Pfad entspricht in etwa der heutigen Lage des Loogster Pad. Auf der Skizze fehlen aus Gründen der Übersichtlichkeit vorn rechts die bereits existenten Schulbauten Arche (Wohngebäude für Dr. Paul Reiner mit Familie und die Lehrerin Leonore Luise Neumann (* 29. April 1879 in Hüllhorst bei Minden, Westfalen; † 4. Februar 1939 in Magdeburg) sowie die älteren S.a.M.-Schüler (Primaner) und das S.a.M.-Hauptgebäude Diesseits, die bei der vom Architekten gewählten Perspektive dort im Anschnitt zu erkennen sein müssten. – Die heutige Siedlung im Loog auf Juist entstand erst in den 1960er Jahren, wozu das Gebäudeensemble der Schule am Meer vermutlich angeregt hat. Vor der Gründung der Schule am Meer standen vereinzelt nur sehr wenige kleine Häuser im Loog, darunter das spätere S.a.M.-Hauptgebäude als Café-Restaurant Tusculum (1898).
Lizenz:
Public domain
Credit:
Baukunstarchiv der Akademie der Künste, Berlin, Germany; Bruno-Ahrends-Archiv, Sign. Ahrends 10, Bl. 36 Schule in Juist
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Weitere Informationen zur Lizenz des Bildes finden Sie hier. Letzte Aktualisierung: Wed, 10 May 2023 13:46:48 GMT

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