Zoltán Kodály

Zoltán Kodály
Gedenktafel in der Andrássy út in Budapest
Grab von Zoltán Kodály auf dem Farkasrét-Friedhof in Budapest

Zoltán Kodály ['zɔltaːn 'kodaːj][1][2] – auf Ungarisch eigentlich Kodály Zoltán – (* 16. Dezember 1882 in Kecskemét; † 6. März 1967 in Budapest) war ein ungarischer Komponist, Musikpädagoge und Musikethnologe.

Leben

Kodály begann bereits in frühen Jahren das Violinspiel. Von seinem Vater, einem begabten Amateurmusiker, lernte der Sohn musikalische Grundbegriffe. Seit 1900 studierte er an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest das Fach Komposition bei Hans von Koessler. Kodály wurde mit der Dissertation Über Strophenbau im ungarischen Volkslied promoviert.[3] Seit 1907 lehrte er erst Musiktheorie und dann auch Komposition an der Musikakademie[1], die Franz Liszt im Jahr 1875 gegründet hatte. Zu Kodálys Kompositionsschülern gehörten unter anderem Lajos Bárdos, Gábor Darvas, Antal Doráti, Ferenc Farkas, Zoltán Gárdonyi, György Sebők, Rezső Sugár und Emma Schlesinger, die Kodály 1910[4] heiratete.

Seit 1905 beteiligte sich Zoltán Kodály in Ungarn an der Volksliedforschung, die sein Freund Béla Bartók anregte und betrieb. Insgesamt sammelte Kodály über 3500 ungarische Volkslieder, deren Eigenart er wissenschaftlich untersuchte.[1] Nach Kodály ist das Volkslied der Höhepunkt und die Blüte der Volkskultur und ein eindeutiger Beweis für die lebendige, schöpferische Kraft des Volkes.[5] Die erste Publikation erschien 1906.

Während des Ersten Weltkrieges war Kodály musikalischer Mitarbeiter von Béla Bartók im k.u.k. Kriegsministerium. Bartók leitete die Musikabteilung des Kriegspressequartiers in Budapest – gemeinsam mit dem Dirigenten und Komponisten Bernhard Paumgartner, der dieselbe Funktion in Wien bekleidete.

Als 1938 die Regierung Ungarns „Judengesetze“ auf Wunsch des NS-Staats erließ, unterzeichneten 61 Prominente Ungarns medienwirksam, aber erfolglos einen Protest gegen die Judengesetze. Zu ihnen gehörten neben Zoltán Kodály auch Béla Bartók und Zsigmond Móricz.[6]

1942 wurde Kodály emeritiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er das Präsidentenamt des Ungarischen Kunstrats. Seit 1963 war er Präsident des International Council for Traditional Music (ICTM). Von 1961 bis 1967 arbeitete Kodály als Chefredakteur der Zeitschrift Studia musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae.[1]

Kodály-Methode

Kodály beschäftigte sich mit grundlegenden Fragen der musikalischen Ausbildung und verfasste hierzu zahlreiche Bücher und Aufsätze. Die von ihm und seinem Schüler Jenő Ádám entwickelte Kodály-Methode geht von der (relativen) Solmisation des Guido von Arezzo (11. Jh.) aus. Sie stellt die gesungene Erfahrung sowie das darauf basierende Tonalitätsverständnis in den Mittelpunkt des Musikunterrichtes. Diese auch für die Laienmusik und Laienchorwesen bedeutsame und hilfreiche Methode wird mittlerweile außer in Ungarn auch in den USA, in Kanada und Japan erfolgreich verwendet.

In der oben angegebenen einflussreichen Position konnte er seine Methode im Nachkriegs-Ungarn im staatlichen Schulwesen explizit realisieren.

Mitgliedschaften, Auszeichnungen und Ehrungen

Werkauswahl

Die Werke sind oft unter ungarischen Namen bekannt.

Geistliche Werke

  • 1923: Psalmus Hungaricus
  • 1936: Budavári Te Deum
  • 1944: Missa brevis (Orgelfassung / Orchesterfassung)
  • 1963: Adventi ének
  • 1966: Laudes organi

Bühnenwerke/Singspiele

  • 1926: János Háry, ung. Háry János – Seine Abenteuer von Groß-Abony bis zur Wiener Hofburg – Singspiel in vier Abenteuern mit Vorspiel und Nachspiel
  • 1924–1932: Szekely fonó (Die Spinnstube; auch: Szekler Spinnstube) – ungarisches Lebensbild aus Siebenbürgen in einem Akt
  • 1946–1948: Panna Czinka, ung. Czinka Panna

Orchesterwerke

  • 1906 (1926–1930): Nyári este (Sommerabend)
  • 1927: János Háry Suite, ung. Háry János Suite oder Háry János szvit
  • 1930: Marosszéker Tänze
  • 1933: Tänze aus Galanta
  • 1937: Variationen über das ungarische Volkslied Der Pfau
  • 1940: Konzert für Orchester
  • 1953: Minuetto serio
  • 1961: Sinfonie

Kammermusik

  • 1898: Romance lyrique für Cello und Klavier
  • 1910: Adagio für Violine/Viola/Cello und Klavier
  • Sonate für Cello und Klavier op. 4
  • Sonate für Cello solo op. 8
  • Sonatina für Cello und Klavier
  • Duo für Violine und Cello op. 7
  • Streichquartett Nr. 1 op. 2
  • Streichquartett Nr. 2 op. 10

Klaviermusik

  • 9 Klavierstücke op. 3
  • 7 Klavierstücke op. 11

Zitate

„Noch eine [...] Möglichkeit gibt es, den Einfluss von Bauernmusik in einer Komposition nachzuweisen: wenn weder Bauernweisen noch ihre Imitationen offenliegen, wohl aber die Musik mit ihrer ganzen eigentümlichen Atmosphäre durchwalten. Hier können wir dann sagen, dass der Komponist das Wesen der Bauernmusik gänzlich in sich aufgesogen, sie zu seiner musikalischen Muttersprache gemacht hat, sie so vollkommen beherrscht wie ein Poet. In der ungarischen Musik darf als bestes Beispiel für diesen Typ die Musik Kodálys angesehen werden. Es wird genügen, wenn ich den Psalmus hungaricus anführe, der niemals ohne ungarische Bauernmusik (aber natürlich auch nicht ohne Kodály) entstanden wäre“

Béla Bartók, 1920

Diskographie (Auswahl)

  • Kodály dirigiert Kodály. DGG Dokumente.
  • OE1 Klassiker, Volume 10 (Janáček und Kodály). ORF, 2004.
  • The choral music of Kodály. Hungaroton Classic, HCD 31697.

Literatur

  • Herbert Gantschacher: Zeuge und Opfer der Apokalypse. Arbos, Arnoldstein/Wien/Salzburg 2007.
  • László Eösze: Zoltán Kodály. Sein Leben und sein Werk. Budapest 1964. Deutsche Ausgabe: Boosey & Hawkes, Bonn.
  • Harald Kaufmann: Gespräch mit Zoltán Kodály. In: ders.: Von innen und außen. Schriften über Musik, Musikleben und Ästhetik. Werner Grünzweig und Gottfried Krieger. Hrsg.: Wolke, Hofheim 1993, S. 173–176.
  • Anton Zwolenszky: Zoltán Kodály und das Phänomen der ungarischen Musikerziehung. Peter Lang, Bern/Berlin/Bruxelles/Frankfurt am Main/New York/Oxford/Wien 2013, ISBN 978-3-0343-1084-0.
Commons: Zoltán Kodály – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Der Brockhaus: Musik. Komponisten, Interpreten, Sachbegriffe. Brockhaus, Mannheim/Leipzig 2006, Lemma Kodály.
  2. Ungarische Aussprache des Namens https://de.forvo.com/word/kod%C3%A1ly_zolt%C3%A1n/
  3. Eckhardt van den Hoogen: ABC der klassischen Musik. Die großen Komponisten und ihre Werke. Eichborn, Frankfurt am Main 2002, Lemma Kodály, Zoltán.
  4. Hungarian Academy of Sciences – Institute for Musicology
  5. Gyula Ortutay: Kleine ungarische Volkskunde. Corvina Verlag, Budapest 1963, S. 7.
  6. Kastner, Georg (2011): Ungarn: Zwischen Anpassung und Auflehnung. In G. R. Ueberschär, Handbuch zum Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus in Europa 1933/39 bis 1945. Berlin/New York: de Gruyter, S. 62
  7. ISCM Honorary Members
  8. Académicien décédé: Zoltán Kodály. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 6. Oktober 2023 (französisch).
  9. Honorary Members: Zoltán Kodály. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 13. März 2019.

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Kodály Zoltán magyar zeneszerző.
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Commemorative plaque of the Hungarian Composer Zoltán Kodály, found in the Andrassy-Ut in Budapest
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Kodály Zoltán sírja Budapesten. Pátzay Pál (1896–1976) alkotása (1968) Farkasréti temető: 20. körönd-1-17/18.