Zochau

Zochau ist eine Wüstung im Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide auf dem Gelände des früheren Truppenübungsplatzes Königsbrück in Sachsen.

Geographie

Lage

Das von Wiesen und Feldern umgebene Dorf Zochau lag acht Kilometer nordwestlich von Königsbrück am Übergang der Großenhainer Pflege zur Krakauer Heide. Das Straßenangerdorf mit Gelängeflur erstreckte sich nördlich des Bornberges (176 m) am Tännichtbach. Linksseitig des Baches reihten sich Drei- und Vierseithöfe aneinander; die gegenüberliegende, südliche Seite bestand vorwiegend aus Häuslerfluren. Westlich des Ortes befindet sich an der Einmündung des Huschgengrabens in den Tännichtbach der Forstteich, dahinter erhebt sich der Steinberg. Nordöstlich führt die Heidefurt über die Pulsnitz in die Dürre Heide. Im Norden befindet sich das ehemalige Flugfeld Zochau.

Nachbarorte

LüttichauNaundorf, (Rohna) †Zeisholz, Cosel, Grüngräbchen
Lüttichau/AnbauKompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt(Otterschütz) †
Stölpchen(Krakau) †, (Sella) †(Zietsch) †, (Quosdorf) †
(c) Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
Krakau und Umgebung auf der Zürnerschen Karte, 1711
Der 6 m hohe Zochauer Heideturm (2021)

Geschichte

Die erstmalige Erwähnung von Zcoch stammt aus dem Jahr 1350. 1378 gehörte das Dorf zum castrum Großenhain. Weitere Namensform waren Czuche (1374), Czoche (1398), Zcochau (1484), Zschwocha (1530), Zochenn (1555) und Zocha (1732). Seit 1791 wurde das Dorf Zochau genannt.

Zochau lag im Nordosten der Mark Meißen an einem Fahrweg, der an der Heidefurt durch die Pulsnitz in die Oberlausitz führte. Ursprünglich war Zochau nach Ponickau eingepfarrt, 1540 wurde es der Pfarre Krakau zugeordnet. Von 1551 an war Zochau immer dem Rittergut Krakau untertänig. Verwaltungsmäßig gehörte Zochau seit 1547 zum Amt Hayn und ab 1843 zum Amt Kamenz.

Mit der Neuordnung der sächsischen Verwaltungsstrukturen wurde Zochau 1856 dem Gerichtsamt Königsbrück und 1875 der Amtshauptmannschaft Kamenz zugeordnet. 1938 wurde die Gemeinde Zochau im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Königsbrück aufgelöst. Die Anwesen des Dorfes wurden vom Deutschen Reich aufgekauft und die 143 Einwohner umgesiedelt. Die 449 Hektar große Gemeindeflur wurde Teil des Truppenübungsplatzes.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Truppenübungsplatz durch die sowjetische Besatzungsmacht in Beschlag genommen. Eine Wiederbesiedlung des unzerstörten Dorfes wurde durch den Ortskommandanten der Roten Armee in Königsbrück aus militärischen Gründen nicht gestattet.[1] Später wurde das Dorf zerschossen.

1992 zogen die letzten sowjetischen Truppen ab, das Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide, ist jedoch wegen der hohen Belastung mit Munition nur sehr eingeschränkt begehbar. Auf der versumpften und inzwischen vollständig vom Heidewald umschlossenen Dorfstätte sind Mauerreste erhalten. Von der Lüttichauer Heide führt der Zochauer Heidepfad in die Randzone des Naturschutzgebietes zur Sandheide auf dem ehemaligen Flugfeld Zochau. Der an dem Pfad errichtete hölzerne Zochauer Heideturm gewährt einen weiten Ausblick über die Heide hinüber zum Nordwestlausitzer Hügelland.

Bevölkerungsentwicklung

JahrEinwohner
1551[2]12 besessene Mann, 17 Inwohner
176413 besessene Mann
1834106
1871138
1890140
1910136
1925142
1938143

Einzelnachweise

  1. https://www.koenigsbrueck.de/tuep-ab-1919.html
  2. Zochau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Koordinaten: 51° 20′ N, 13° 50′ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Fotothek df rp-d 0150072 Krakau. Karte des Amtes Großenhain, von Zürner, 1711, Nachträge 1730 (Sign., VII).jpg
(c) Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
Originale Bildbeschreibung von der Deutschen Fotothek
Krakau. Karte des Amtes Großenhain, von Zürner, 1711, Nachträge 1730 (Sign.: VII 108). Ort existiert nicht mehr
20210428.Königsbrücker Heide-Zochauer Heidepfad.-043.jpg
Autor/Urheber: Bybbisch94, Christian Gebhardt, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Königsbrücker Heide liegt in der Westlausitz nördlich von Königsbrück und ist mit einer Größe von 6932 Hektar das zwölftgrößte Naturschutzgebiet Deutschlands (D 89) und das größte zusammenhängende im Freistaat Sachsen. Nach dem aktuellen Landesentwicklungsplan Sachsens soll sich das Gebiet im Laufe der nächsten Jahrhunderte in das erste Wildnisgebiet Deutschlands nach IUCN-Kategorie Ib entwickeln.[1] 5600 ha in der Kernzone des Schutzgebietes gehören zu den von der European Wilderness Society zertifizierten Wilderness-Gebieten. Die Königsbrücker Heide ist zugleich Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (6932 ha, EU-Meldenr.: DE4847302, Landesinterne Nr.: 49), das in das europäische Schutzsystem Natura 2000 aufgenommen wurde. Zochauer Heidepfad. Zochauer Heideturm, 6 Meter hoch.