Zelter (Pferd)

Jagdausflug, drei zeltende Pferde. Monatsdarstellung aus den Très Riches Heures du Duc de Berry, Anf. 15. Jh.
Sven Gabelbart auf einem Kriegspferd im Passgang aus Life of St Edward the Confessor (Cambridge University Library, Ee.3.59, fol. 4r)

Zelter bezeichnete im Mittelalter ein leichtes Reitpferd oder Maultier, das den besonders ruhigen und für den Reiter bequemen Zeltgang (die Spezialgangarten Pass und Tölt als einseitigem Schritt) beherrschte. Im Tempo steht der Tölt dem Trab keineswegs nach. Der moderne Begriff ist Gangpferd.

Es wird häufig angenommen, dass im Mittelalter die meisten Reittiere Zelter waren, da bei langen Reisen der Tölt und Passgang für alle Reiter bequemer war. Jedoch wurden insbesondere Reisepferde und Pferde für Frauen und Geistliche auf diese bequeme Gangart gezogen und ausgebildet. Für adlige Frauen waren ab dem Spätmittelalter Seitsättel üblich, auf denen die Reiterin quer zum Pferd saß. Dadurch wurden das Sitzen schwungvoller Gangarten wie Trab und Galopp unmöglich. Tölt konnte jedoch sogar im Quersitz gesessen werden, da er keine Schwebephase hat. Auch war es möglich, von zwei Zeltern eine Sänfte tragen zu lassen, während das zwischen zwei trabenden Pferden unmöglich wäre. Elegante Zelter dienten als Paradepferde für Fürsten und Klerus. Zelter dienten nicht zum Kämpfen in der Schlacht; hierzu wurden größere, schwerere Schlachtrösser eingesetzt, die nur drei Gangarten zu beherrschen brauchten.

Die Veranlagung zu den Spezialgangarten ist bei Pferden vererbbar. Auch heute zeigen einige Pferde noch eine mehr oder weniger ausgeprägte Vorliebe dafür, die jedoch nur bei bestimmten Rassen erwünscht ist. Dazu gehört das Islandpferd und der Paso Peruano, ein Nachfahre der spanischen Berberpferde, die im Mittelalter gerne als Zelter ausgebildet und eingesetzt wurden.

In den Ritterromanen des Mittelalters und der frühen Neuzeit werden kostbare und geschmückte Zelter als Damenpferde gern beschrieben. Literarhistorisch berühmt ist die raffinierte Beschreibung (ekphrasis) des weiß-schwarzen Zelters der Enite in Hartmann von Aues Erec-Roman (um 1180/90).

Literatur

  • Andrea-Katharina Rostock und Walter Feldmann: Islandpferde-Reitlehre. 2. Auflage, mit einem Anhang zu Tölt und Pass von Mary-Ann Zyderfeld (S. 285–337). Bad Honnef 1987.
  • Rudolf Kilian Weigand: Schône sam ein schef enzelt („Erec“ V. 1439) oder: Wie ging Enites Pferd? In: Robert Luff, Rudolf Kilian Weigand (Hrsg.): „Mystik – Überlieferung – Naturkunde“. Eichstätter Symposion am 16. und 17. April 1999. Olms-Weidmann, Hildesheim 2002 (= Germanistische Texte und Studien. Bd. 70), S. 77–108. ISBN 3-487-11805-X.

Weblinks

Wiktionary: Zelter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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Sven Gabelbart erobert England. (Cambridge University Library, Ee.3.59, fol. 4r)
Les Très Riches Heures du duc de Berry aout.jpg
Au premier plan, figure une scène de fauconnerie : le cortège à cheval part pour la chasse, précédé d'un fauconnier. Celui-ci tient dans la main droite le long bâton qui lui permettra de battre arbres et buissons pour faire s'envoler le gibier. Il porte deux oiseaux au poing et, à la ceinture, un leurre en forme d'oiseau que l'on garnissait de viande pour inciter les faucons à revenir. Le cortège est accompagné de chiens destinés à lever le gibier ou à rapporter celui qui aura été abattu. Sur leur cheval, trois personnages portent un oiseau, sans doute un épervier ou un faucon émerillon. Au second plan sont représentés les travaux agricoles du mois d'août. Un paysan fauche le champ, un deuxième réunit les épis en gerbes alors qu'un troisième les charge sur une charrette tirée par deux chevaux. À proximité, d'autres personnages se baignent dans une rivière — peut-être la Juine — ou se sèchent au soleil. À l'arrière-plan se dresse le château d'Étampes, que le duc de Berry avait acquis en 1400, à la mort de Louis d'Évreux, comte d'Étampes. Derrière les remparts, on distingue le donjon quadrangulaire et la tour Guinette, qui existe toujours.