Wrasen

Fernwärme-Lüftungsschrank mit Hinweis auf die Ungefährlichkeit von Wrasenbildung

Wrasen, manchmal auch Frasen,[1] ist einerseits die historische Bezeichnung für zwischen einem Fluss und einem Ort tief gelegenen, oft feuchten (Überschwemmungs-)Gelände,[2] hergeleitet aus dem mittelhochdeutschen wase „Rasen, feuchte Erde“,[3] als auch der Fachbegriff für in der Luft auskondensierenden Wasserdampf, der damit als Nebel sichtbar wird. Auch das Wort Schwaden oder Brüden wird in diesem Sinne verwendet.

Im Speziellen wird er auch für Koch- oder Backdunst verwendet, der neben Wasserdampf auch Fette enthält. Auch für andere zusammengesetzte Ablüfte wird der Begriff genutzt, wie sie etwa in der Technik beim Ablöschen von Schlacke entstehen oder sich bei Lüftungseinheiten von Gasleitungen bilden (siehe Brüden). So finden sich häufig entsprechende Hinweise für die Gefahrlosigkeit von Wrasenbildung auf Fernwärme-Lüftungskästen von Energieversorgungsunternehmen.

Wrasen in der Küchenluft

In der Bäckereitechnik wird der Wrasen als sogenannte Schwadengabe[4] dem Backgut im Ofen zugegeben. Dabei kommt es zu einer gleichmäßigeren Wärmeverteilung. Hauptsächlich wird der Dampf aber gegeben, um die Oberfläche des Backgutes in der Anfangsphase des Backprozesses weich zu halten. Dadurch ist ein besserer Ofentrieb möglich. Das Gebäck bekommt durch Wrasen eine glänzende Oberfläche.

Ebenfalls von Wrasen spricht man bei Dampfturbinen, wie sie beispielsweise in Kraftwerken eingesetzt werden. Bei Dampfturbinen werden Wellendichtungen (Kohleringdichtungen bzw. Labyrinthdichtungen) eingesetzt, durch die eine Restmenge Dampf entweicht. Diese Wrasen sind allerdings, entsprechend dem verwendeten Speisewasser, nur Wasserdampf.

Verbreitung des Begriffs

Das aus dem Niederdeutschen kommende Wort Wrasen ist außerhalb der Fachsprache vor allem in Norddeutschland verbreitet.[5] Das synonyme, von dem althochdeutschen Wort swedan ‚verbrennen, in Rauch aufgehen‘ abstammende Wort Schwaden ist dagegen mehr in Süddeutschland verbreitet. Es bedeutet sowohl einen besonders dicken Dunst, wie er von einer heißen Flüssigkeit ausgeht, die in eine kalte Atmosphäre aufsteigt, als auch jeden dicken Nebel. So heißt es bei Goethe: „Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden.“ (Goethe: Faust I, Walpurgisnacht). Ein weiteres synonymes Wort, Brodem (auch Bradem, Broden, ahd. (der) brâdam ‚Hauch, Hitze‘), wird hingegen bevorzugt für den von Tieren aufsteigenden sichtbaren, das heißt kondensierenden, Dampf verwendet.

Siehe auch

Wiktionary: Wrasen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Peter Simons, Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, 1913 Nagelschmidtsche Buchdruckerei, Cöln-Deutz, 1913, Seite 116
  2. Peter Simons, Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, 1913 Nagelschmidtsche Buchdruckerei, Cöln-Deutz, 1913, Seite 107
  3. ›Wrasen‹ in: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  4. Heinrich Büskens: Die Backschule/Fachlehre für Bäcker Band 1, ISBN 3-7736-2239-2.
  5. So bei Theodor Fontane, Der Stechlin, V. Kapitel: Kurz vor acht erschien das alte Faktotum mit einem silbernen Deckelkrug, aus dem der Wrasen heißen Wassers aufstieg, (...)

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