Wotische Sprache

Wotisch (vad’d’a tšeeli)

Gesprochen in

Russland
Sprecher15[1]
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

vot

ISO 639-3

vot

Dörfer mit wotischsprachiger Bevölkerung 1943 (rot), 1915 (rot & violett) und 1848 (rot, violett & dunkelgelb) neben ischorischen (ingrischen) Dörfern 1943 (blau) und finnischen Dörfern 1943 (grün) in der Oblast Leningrad, Kingiseppski Rajon. Karte des Linguarium-Projektes der Lomonossow-Universität (russisch).

Die wotische Sprache ist eine vom Aussterben bedrohte Sprache der finno-ugrischen Sprachfamilie.

Die Woten, die ursprünglichen Sprecher dieser Sprache, sind die zweite Bevölkerungsgruppe in Ingermanland im heutigen Russland neben den Ingriern. Laut den Angaben von H. Heinsoo aus dem Jahre 1989, von dem die letzten Daten über diese Sprache stammen, gaben 112 Menschen bei der Volkszählung in Russland an, diese Sprache zu sprechen. Die Eigenbezeichnung ist vad’d’alain, deren Bedeutung und Ursprung man nicht kennt.

Man kennt vier Hauptdialekte dieser Sprache, die aber zum Großteil schon ausgestorben sind:

  • Westwotisch
  • Kukkusi-Wotisch (ausgestorben)
  • Ostwotisch (ausgestorben in den 1960er Jahren)
  • Krewinisch in Südlettland (ausgestorben im 19. Jahrhundert)

Es existiert keine Schriftsprache.

Sprachlich ist Wotisch am nächsten mit dem Estnischen verwandt. Wotisch gehört zur südlichen Gruppe der ostseefinnischen Sprachen innerhalb der finno-ugrischen Sprachen und weist deren typische Merkmale auf.

Wotisch verfügt über vierzehn Kasus und als Besonderheit innerhalb der finno-ugrischen Sprachen sechs Tempora, darunter das für finno-ugrische Sprachen völlig untypische Futur.

In der Phonetik des Wotischen fällt auf, dass es zwar sehr reich an Diphthongen ist, aber ein vergleichsweise schwach ausgebildetes Konsonantensystem aufweist, insbesondere der Mangel an stimmhaften Frikativen. Demgegenüber fällt die Häufigkeit von š und auf, die das Ergebnis einer wotischen Lautverschiebung ist. Dabei wurde beispielsweise ostseefinnisches k vor e, ä und i zu , vgl. finnisch kenkä, mäki, kieli, wotisch tšentšä, mätši, tšeeli.

Während andere finno-ugrische Sprachen wie beispielsweise das Wepsische den Stufenwechsel nahezu aufgegeben haben, hat sich dieser im Wotischen nicht nur erhalten, sondern auch noch weiterentwickelt.

Der Wortschatz des Wotischen weist starke Einflüsse aus dem Russischen auf.

Literatur

  • Paul Ariste: A Grammar of the Votic Language. Curzon Press, Bloomington(?) 1997.
  • Vadja keele sõnaraamat. Band 1. Eesti Keele Institut, Tallinn 1990, ISBN 978-9985-79-303-9.
  • Dmitri Tsvetkov: Vadja keele grammatika. Eesti Keele Sihtasutus, Tallinn 2008, ISBN 978-9985-79-216-2.

Weblinks

  • Eberhard Winkler: Wotisch. (PDF; 113 kB). In Miloš Okuka (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. (= Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens 10).

Einzelnachweise

  1. Report for language code: vot. Ethnologue, abgerufen am 17. Oktober 2011 (englisch).

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Finnic settlements in Western Ingria throughout the 20th century. A map of Votic and neighbouring Ingrian-Finnish and Izhorian villages 1848-2007.
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