World Team Cup

Rochusclub in Düsseldorf, Center Court I
Der Center Court II während des ARAG World Team Cups im Mai 2001

Der World Team Cup war die Tennis-Mannschafts-Weltmeisterschaft der ATP (Herren). Er wurde von 1978 bis 2012 jährlich vom Düsseldorfer Rochusclub ausgerichtet und war mit 2,1 Mio. Euro Preisgeld (2004) dotiert. Er fand jedes Jahr eine Woche vor den French Open statt.

Der World Team Cup wurde zwischen acht Nationen ausgespielt. Sieben Teams qualifizierten sich über die Tennisweltrangliste, indem die Positionen der beiden jeweiligen Spitzenspieler addiert wurden. Die achte Nation nahm über eine Wildcard teil. Das Turnier gehörte zu den wichtigsten sportlichen Ereignissen im Raum Düsseldorf, mit jährlich etwa 75.000 Zuschauern und Fernsehübertragungen in über 160 Ländern. Das Ereignis wurde durch Ambre Solaire als Ambre Solaire World Team Cup, durch Peugeot als Peugeot Team World Cup, zuletzt durch die deutsche ARAG (Allgemeine Rechtsschutz-Versicherungs-AG) hauptgesponsert und trug deshalb den Namen ARAG World Team Cup.

Nach zwischenzeitlichen, finanziellen Schwierigkeiten durch den Ausstieg des Hauptsponsors ARAG konnte Mitte Januar der World Team Cup auch 2011 gesichert werden. Die ATP teilte auf ihrer jährlichen Spielerversammlung in Melbourne mit, dass das Turnier vom 15. bis 21. Mai 2011 stattfinden werde. Der österreichische Energy-Drinkhersteller Power Horse konnte als neuer Hauptsponsor für den nun Power Horse World Team Cup gewonnen werden.[1] Am 8. Oktober 2012 wurde offiziell bestätigt, dass der World Team Cup zum Jahr 2013 aus dem ATP-Turnierkalender gestrichen wird.[2]

Qualifikation

Für den World Team Cup waren die jeweils besten acht Nationen, die auf der Jahresabschlussrangliste der ATP die ersten acht Plätze belegten, qualifiziert. Abweichend davon konnte der Veranstalter eine Wildcard für eine Nation vergeben. So nahm das deutsche Team 2012 als achte Mannschaft am Turnier teil[3], obwohl es auf der Jahresabschlussrangliste der ATP vom 5. Dezember 2011 nur den neunten Rang belegte.[4]

Austragungsmodus

Eine Mannschaft in diesem Turnier bestand normalerweise aus vier bis fünf Spielern, deren Position innerhalb der Mannschaft durch ihre Weltranglistenposition bestimmt wurden. Gespielt wurden zwei Einzel, in welchen jeweils die aktuell erst- und zweitplatzierten Spieler der beiden Mannschaften gegeneinander antraten. Welches Einzel davon zuerst gespielt wurde, wurde zufällig ermittelt. Im Doppel, welches nach den Einzeln ausgetragen wurde, blieb die Aufstellung dem Team selbst überlassen. Es wurde Round Robin in zwei Gruppen mit jeweils vier Mannschaften gespielt. Die beiden Gruppenersten bestritten das Finale.

Für die Siege in den Einzel- und Doppel-Matches wurden nach einer gewissen Zeit von der ATP auch Weltcup-Punkte vergeben, um die Attraktivität für die Spitzenspieler zu erhöhen. Für das Einzel zwischen den beiden Spitzenspielern jeder Mannschaft und das entscheidende Doppel während der Gruppenphase (Round Robin) wurden jeweils 35 Weltcuppunkte vergeben. Für das zweite Einzel wurden 25 und für ein nicht mehr entscheidendes Doppel beim Stand von 2:0 für eine Mannschaft während der Gruppenphase wurden 10 Punkte vergeben. Für die Finalspieler des ersten Einzels und entscheidenden Doppels wurden 95, für das zweite Einzel im Finale 50 und für ein nicht mehr entscheidendes Doppel 20 Punkte vergeben. Wenn ein Spieler alle vier Spiele inklusive des Finals gewann und Teil der siegreichen Mannschaft war, bekam er nochmals 50 Bonuspunkte. Somit bekam die Nummer Eins des Teams, falls er alle Einzel-Spiele bis zum Finale siegreich bestreiten konnte maximal 250, der zweite Einzelspieler insgesamt maximal 175 Punkte. Somit entsprachen die Punkte für die Nummer Eins des siegreichen Teams einem Sieg bei einem Turnier der 250er-Serie der ATP. Sollte der Spitzenspieler auch an allen siegreichen Doppel beteiligt gewesen sein, erhielt er weitere 250 Punkte. Somit konnte der Spitzenspieler der siegreichen Mannschaft, sollte er alle vier Einzel und Doppel siegreich beendet haben, maximal 500 Weltranglistenpunkte sammeln. Dies entsprach einem Turniersieg bei einem 500er-Serie-Turnier.

Geschichte

Vom 8. bis 15. Mai 1978 wurde das erste Turnier ausgetragen. Von 1978 bis 1981 fand der Wettbewerb unter dem Namen „Ambre Solaire Nations Cup“ statt, von 1982 bis 1986 unter „Ambre Solaire World Team Cup“, 1987 bis 1999 unter „Peugeot World Team Cup“, 2000 bis 2010 unter „ARAG World Team Cup“ und zuletzt bis 2012 lautet die offizielle Bezeichnung des Turniers „POWER HORSE World Team Cup“.

Ab 2009 konnte mit Tennis-Point ein weiterer Sponsor gewonnen werden, der schon als Titelsponsor der Tennisbundesliga auftritt.[5] Eine weitere Neuerung 2009 war die Vergabe von Weltranglistenpunkten sowohl für die Einzel als auch für die Doppel.

Durch ein neues Vermarktungskonzept, bei dem die Fernsehrechte nicht mehr zentral von der ATP vermarktet werden, sondern vom Turnierveranstalter selbst, hofft man durch über 1000 Stunden Live-Übertragung in mittlerweile über 200 Länder der Erde, den Zuschauerschwund der letzten Jahre zu kompensieren und das Turnier dauerhaft im Turnierkalender der ATP zu halten.[6] Nur so können Sponsoren, wie der aktuelle Titelsponsor Power-Horse dauerhaft für das Event interessiert werden.[7]

Um die Attraktivität des Turniers weiter zu erhöhen, hob man 2011 das Preisgeld von 750.000 auf 800.000 Euro an, wovon alleine das Siegerteam 260.000 Euro erhält. Weitere 168.000 Euro gehen an den Finalisten. Die beiden Gruppen-Zweiten der Vorrunde erhalten je 75.000 Euro.[8]

Wie es ab 2013 mit dem traditionsreichen Turnier weitergeht, war lange nicht entschieden.[9] Zum Ende des Jahres 2012 wurden Verhandlungen seitens der Turnierleitung mit der ATP aufgenommen, um die Zukunft des Turniers zu besprechen. Am 1. Oktober 2012 wurde bekannt, dass der rumänische Millionär und ehemalige Tennisspieler und Manager von Boris Becker, Ion Țiriac den Turniernamen „World Team Cup“ vom Düsseldorfer Rochusclub für umgerechnet 1,6 Millionen Euro erworben hat.[10]

Wie der SID am 2. Oktober meldete, wird das Turnier 2013 nicht mehr ausgetragen. An seine Stelle rückt ein ATP 250 Turnier, das wie die beiden Jahre zuvor durch den Energydrink-Hersteller Power Horse gesponsert wurde.[11] Die neue Veranstaltung wurde unter dem Namen Power Horse Open 2013 und 2014 ausgetragen und wurde dann eingestellt. Das Preisgeld lag bei etwa 420.000 Euro.

Liste der Gewinner

Die Gewinner des World Team Cup seit der Erstaustragung 1978[12]:

JahrSiegerFinalistErgebnis
2012Serbien SerbienTschechien Tschechien3:0
2011Deutschland DeutschlandArgentinien Argentinien2:1
2010Argentinien ArgentinienVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2:1
2009Serbien SerbienDeutschland Deutschland2:1
2008Schweden SchwedenRussland Russland2:1
2007Argentinien ArgentinienTschechien Tschechien2:1
2006Kroatien KroatienDeutschland Deutschland2:1
2005Deutschland DeutschlandArgentinien Argentinien2:1
2004Chile ChileAustralien Australien2:1
2003Chile ChileTschechien Tschechien2:1
2002Argentinien ArgentinienRussland Russland3:0
2001Australien AustralienRussland Russland2:1
2000Slowakei SlowakeiRussland Russland3:0
1999Australien AustralienSchweden Schweden2:1
1998Deutschland DeutschlandTschechien Tschechien3:0
1997Spanien SpanienAustralien Australien3:0
1996Schweiz SchweizTschechien Tschechien2:1
1995Schweden SchwedenKroatien Kroatien2:1
1994Deutschland DeutschlandSpanien Spanien2:1
1993Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenDeutschland Deutschland3:0
1992Spanien SpanienTschechoslowakei Tschechoslowakei2:0
1991Schweden SchwedenJugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien2:1
1990Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik JugoslawienVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3:0
1989Deutschland Bundesrepublik BR DeutschlandArgentinien Argentinien2:1
1988Schweden SchwedenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2:0
1987Tschechoslowakei TschechoslowakeiVereinigte Staaten Vereinigte Staaten2:1
1986Frankreich FrankreichSchweden Schweden2:1
1985Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenTschechoslowakei Tschechoslowakei2:1
1984Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenTschechoslowakei Tschechoslowakei2:1
1983Spanien SpanienAustralien Australien2:1
1982Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenAustralien Australien2:0
1981Tschechoslowakei TschechoslowakeiAustralien Australien2:1
1980Argentinien ArgentinienItalien Italien3:0
1979Australien AustralienItalien Italien2:1
1978Spanien 1977 SpanienAustralien Australien2:1

Anzahl der Siege

Es konnten sich 14 Nationen in die Siegerliste des World Team Cup eintragen, weitere drei Nationen nahmen an einem Endspiel teil.[13]

Nationen nach Anzahl der Siege und Finalteilnahmen
LandSiegeGewinnerFinalteilnahme
1.Deutschland Deutschland51989, 1994, 1998, 2005, 20111993, 2006, 2009
2.Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten41982, 1984, 1985, 19931987, 1988, 1990, 2010
3.Argentinien Argentinien41980, 2002, 2007, 20101989, 2005, 2011
4.Schweden Schweden41988, 1991, 1995, 20081986, 1999
5.Spanien Spanien41978, 1983, 1992, 19971994
6.Australien Australien31979, 1999, 20011978, 1981, 1982, 1983, 1997, 2004
7.Tschechoslowakei Tschechoslowakei21981, 19871984, 1985
8.Chile Chile22003, 2004
Serbien Serbien22009, 2012
10.Kroatien Kroatien120061995
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien119901991
12.Frankreich Frankreich11986
Schweiz Schweiz11996
Slowakei Slowakei12000
15.Tschechien Tschechien1992, 1996, 1998, 2003, 2007, 2012
Russland Russland2000, 2001, 2002, 2008
Italien Italien1979, 1980

Fair Play Trophy

Für vorbildliches Verhalten auf und neben dem Tennisplatz wurde seit 1989 eine besondere Auszeichnung an die Profis vergeben: Die Fair Play Trophy.[14] 2011 gab es mit Robin Söderling und Philipp Kohlschreiber das einzige Mal zwei Preisträger des Wanderpokals.[15]

JahrSpieler
2012Tschechien Tomáš Berdych
2011SchwedenSchweden Robin Söderling
Deutschland Philipp Kohlschreiber
2010AustralienAustralien Lleyton Hewitt
2009Deutschland Rainer Schüttler
2008Vereinigte StaatenVereinigte Staaten James Blake
2007SchwedenSchweden Jonas Björkman
2006Vereinigte StaatenVereinigte Staaten James Blake
2005SchwedenSchweden Jonas Björkman
2004NiederlandeNiederlande Sjeng Schalken
2003Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Todd Martin
2002Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Pete Sampras
2001AustralienAustralien Patrick Rafter
2000AustralienAustralien Patrick Rafter
1999SpanienSpanien Àlex Corretja
1998Tschechien Petr Korda
1997Deutschland Michael Stich
1996Schweiz Jakob Hlasek
1995SchwedenSchweden Stefan Edberg
1994SchwedenSchweden Magnus Gustafsson
1993Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Pete Sampras
1992FrankreichFrankreich Guy Forget
1991Deutschland Eric Jelen
1990Argentinien Martín Jaite
1989SchwedenSchweden Stefan Edberg

Siehe auch

Commons: World Team Cup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. World Team Cup in Düsseldorf offiziell gerettet. In: derwesten.de. 15. Januar 2011, abgerufen am 23. April 2019.
  2. Düsseldorf bekommt ATP-Turnier. In: sport1.de. 9. Oktober 2012, abgerufen am 23. April 2019.
  3. Titelverteidiger Deutschland auch 2012 am Start. Power Horse World Team Cup, archiviert vom Original am 3. Februar 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
  4. Deutsches Team bei WM-Turnier. In: sport1.de. 5. Dezember 2011, abgerufen am 23. April 2019.
  5. Tennis-Point ist erstmalig Sponsor des Arag World Team Cup 2009. In: blogspan.de. 30. März 2009, archiviert vom Original am 22. Januar 2012; abgerufen am 23. April 2019.
  6. Profil auf der Seite des Turniers. In: atpworldtour.com. 23. April 2019, archiviert vom Original am 16. Mai 2014; abgerufen am 23. April 2019 (englisch).
  7. Power Horse Cup Düsseldorf. In: tennis-weblog.de. Abgerufen am 23. April 2019.
  8. Mehr Preisgeld beim World Team Cup. In: sport1.de. 25. Februar 2011, abgerufen am 23. April 2019.
  9. Zukunft des World-Team-Cup weiterhin offen. In: welt.de. 21. November 2011, abgerufen am 23. April 2019.
  10. Michael Ryberg: World Team Cup in Düsseldorf liegt auf Eis. In: derwesten.de. 1. Oktober 2012, abgerufen am 23. April 2019.
  11. Aus für den World Team Cup. In: spiegel.de. 2. Oktober 2012, abgerufen am 23. April 2019.
  12. Medaillen von Tennis World Team Cup in Düsseldorf. In: medailleninfo.info. Abgerufen am 23. März 2019.
  13. Alle Endspielergebnisse seit 1978. Power Horse World Team Cup, archiviert vom Original am 4. August 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
  14. Fair Play Trophy. Power Horse World Team Cup, archiviert vom Original am 4. August 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
  15. Erstmals zwei Preisträger für Fair Play Trophy. Power Horse World Team Cup, archiviert vom Original am 3. Februar 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Croatia.svg
Das Bild dieser Flagge lässt sich leicht mit einem Rahmen versehen
Flag of Chile.svg
Das Bild dieser Flagge lässt sich leicht mit einem Rahmen versehen
Flag of Australia (converted).svg

Flag of Australia, when congruence with this colour chart is required (i.e. when a "less bright" version is needed).

See Flag of Australia.svg for main file information.
Flag of Switzerland within 2to3.svg
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Flag of Yugoslavia (1946–1992).svg
Flag of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia (1946-1992).
The design (blazon) is defined in Article 4 of the Constitution for the Republic of Yugoslavia (1946). [1]
Flag of Yugoslavia (1946-1992).svg
Flag of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia (1946-1992).
The design (blazon) is defined in Article 4 of the Constitution for the Republic of Yugoslavia (1946). [1]
Flag of Spain (1977 - 1981).svg
Autor/Urheber: Miguillen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Flag of Spain (1977-1981)
Flag of Spain (1977–1981).svg
Autor/Urheber: Miguillen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Flag of Spain (1977-1981)
Rochusclub Duesseldorf.jpg
Autor/Urheber: Diane Krauss (DianeAnna), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Rochusclub Düsseldorfer Tennisclub e. V., Düsseldorf, Germany (Centre-Court I)
ARAG World Team Cup 2001.jpg
Autor/Urheber: Jroepstorff, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Center Court II im Mai 2001 (Safin vs. Grosjean beim ARAG World Team Cup)