Wolfgang Lesser

Wolfgang Lesser (* 31. Mai 1923 in Breslau; † 27. September 1999 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Musikfunktionär der DDR.

Leben und Werk

Lesser, Sohn eines Kaufmanns, besuchte das Realgymnasium in Berlin und absolvierte anschließend eine Metallarbeiterlehre. 1938 begann er mit dem Musikstudium am ehemaligen Stern’schen Konservatorium in Berlin. 1939 emigrierte er als Jude[1] nach London und war in England als Lackierer und Landarbeiter tätig. Im Folgejahr wurde er als Enemy Alien auf der Isle of Man interniert. 1942 wurde er Mitglied der FDJ und der KPD. Zwischen 1943 und 1947 war er Angehöriger der britischen Armee.

Im Jahr 1947 kehrte er nach Berlin zurück, wurde Mitglied der SED und war in verschiedenen Funktionen für die FDJ tätig. 1949 besuchte er die Landesparteischule der SED. 1951 wurde er Mitglied des Kulturbundes der DDR. Von 1950 bis 1954 studierte Lesser an der Hochschule für Musik Berlin bei Rudolf Wagner-Régeny, Hanns Eisler und Günter Kochan.[2] Von 1954 bis 1961 arbeitete er als Komponist und Pädagoge für das Staatliche Volkskunstensemble der DDR, seit 1961 war er freischaffend tätig.

Von 1964 bis 1968 war er Zweiter Sekretär, von 1968 bis 1978 dann Erster Sekretär des Verbandes Deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler (VDK) bzw. des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR (VKM). Seit 1971 war er Mitglied der Kulturkommission beim Politbüro des ZK der SED sowie Abgeordneter der Volkskammer (bis 1989) und dort Mitglied des Ausschusses für Volksbildung. Von 1983 bis 1985 war er Vorsitzender des Beirats der Anstalt zur Wahrung der Aufführungsrechte, sowie Generalsekretär des Musikrats der DDR. Von 1985 bis 1989 war er Präsident des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler.

Lesser komponierte insbesondere politische Lieder und Chansons, aber auch Bühnen- (u. a. zu Friedrich Wolfs Thomas Müntzer) und Filmmusik (u. a. für die DEFA-Filme Die Schönste von 1957, Beschreibung eines Sommers von 1962 und König Drosselbart von 1965) sowie die Schuloper Oktoberkinder (1970).

Werke (Auswahl)

  • Liederzyklus (1957)
  • Violinkonzert (1962)
  • Sonate für Solovioline (1963)
  • Das Jahr. Zyklus für Kinderchor und Instrumente (1963, Text: Jens Gerlach).
  • Wir – die Partei (1971, Text: Jens Gerlach)

Bühnenmusik

Filmmusik

Stolperstein für Wolfgang Lesser in Stralsund

Auszeichnungen

Ehrungen

In Stralsund erinnert in der Ossenreyerstraße ein Stolperstein vor der Hausnummer 21/22 an Wolfgang Lesser.[3]

Literatur

  • Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990. Band 1: Abendroth – Lyr. K. G. Saur, München 1996, ISBN 3-598-11176-2, S. 474.
  • Torsten Musial: Lesser, Wolfgang. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Alfred Fleischhacker (Hrsg.): Das war unser Leben, Erinnerungen und Dokumente zur Geschichte der FDJ in Großbritannien 1939–1946. Verlag Neues Leben, Berlin 1996, ISBN 3-355-01475-3, S. 200.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hansjürgen Schaefer: Engagiert für das neue Lied (neues deutschland). Abgerufen am 1. März 2020.
  2. Eckart Schwinger, Lars Klingberg: Lesser, Wolfgang. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  3. Stolpersteine in Mecklenburg-Vorpommern: Wolfgang Lesser (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)

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Stolperstein in Stralsund, Ossenreyerstraße 21/22.

Der Stolperstein ist einer von fünf Stolpersteinen an dieser Adresse. Text: Hier wohnte Wolfgang Lesser Jg. 1923 Flucht 1938 England

überlebt