Wladimir Petrowitsch Demichow

(c) Bundesarchiv, Bild 183-61478-0004 / Weiß, Günter / CC-BY-SA 3.0
Die letzte von Wladimir Demichow am 13. Januar 1959 in der DDR gezeigte Kopftransplantation

Wladimir Petrowitsch Demichow (russisch Владимир Петрович Демихов; * 18. Juli 1916 in Kulini, heute Oblast Wolgograd; † 22. November 1998 in Moskau) war ein russischer Chirurg und Pionier der Transplantationschirurgie. Er wurde insbesondere durch seine Versuche an Hunden bekannt.

Sein Werk

Zwischen 1930 und 1950 experimentierte Demichow mit von ihm erfundenen künstlichen Herzen, Bypassoperationen sowie Verpflanzungen von Herzen und Lungen. Er führte unter anderem die erste Herztransplantation bei einem Warmblüter, die erste Lungentransplantation und die erste Herz-Lungen-Transplantation in der Geschichte der Chirurgie durch. In der Öffentlichkeit wurde er vor allem durch Operationen bekannt, bei denen er Köpfe und Vorderkörper verpflanzte. Seine Versuche wurden in der Sowjetunion als „Sputnik der Chirurgie“ bezeichnet.

Demichows Dissertation mit dem Titel „Experimentelle Transplantation von lebenswichtigen Organen“ ist 1960 erschienen und wurde 1962 auch außerhalb der Sowjetunion publiziert. Sie war lange Zeit die einzige Monographie zur Transplantation von Organen und Geweben. Der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard, der 1967 die erste erfolgreiche Herztransplantation bei einem Menschen durchführte, hat 1960 und 1963 Demichows Labor besucht. Er betrachtete Demichow als seinen Lehrer.

Während seiner Versuche ging Demichow irrtümlicherweise davon aus, dass das Versagen von Spenderorganen nicht durch Immunreaktionen, sondern durch mangelhafte Operationstechniken verursacht würde. Aufgrund dieser Hypothese entwickelte er 24 verschiedene Operationstechniken für Herztransplantationen an rund 250 Tieren. Bei einem Hund konnte dabei eine postoperative Überlebenszeit von 32 Tagen erreicht werden.[1][2]

1959 wurde ihm von der Universität Leipzig der Ehrendoktortitel verliehen.[3]

Demichow starb 1998 unbeachtet, erhielt aber kurz vor seinem Tod den OrdenFür Verdienste am Vaterland“.

Veröffentlichungen

  • Demikhov, V. P. Experimental transplantation of vital organs. Authorized translation from the Russian by Basil Haigh./ New York: Consultant’s Bureau, 1962

Literatur

Einzelnachweise

  1. B. Ertl. Koronare Transplantatvaskulopathie nach Herztransplantation in Abhängigkeit vom immunsuppressiven Therapieschema. (PDF; 1,4 MB) Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, 2007
  2. B. Reichart Herz- und Herzlungentransplantation auf dem Weg zur Methode. Verlag R.S. Schulz, 1987 ISBN 3-7962-0155-5
  3. Verzeichnis der Ehrenpromotionen. Archiv der Universität Leipzig, abgerufen am 10. November 2020 (Ordnung nach Graduierungsjahr).

Weblinks

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Zentralbild/Weiß

14.1.1959
Berlin- Letzte Kopftransplantation des sowjetischen Physiologen Demichow in der DDR,
Der international bekannte Physiologe Vladimir Demichow, Leiter des Laboratriums für Organtransplantationen des ersten Medizinischen Instituts Moskau, der sich zur Zeit in einem zirka dreiwöchigen Besuch in der DDR aufhält, führte am 13.1.1959 die letzte in der DDR gezeigte Kopftransplantation durch, die ebenso wie alle bisher in Berlin und Leipzig durchgeführten Herz-Gefäß- und Kopftransplantationen erfolgreich verlief.
Mit dem geglückten Experiment demonstriert der sowjetische Gast erneut vor seinen Fachkollegen, unter denen sich namhafte Mediziner der DDR, wie Prof. Dr. Brugsch, Leiter der I. Medizinischen Klinik der Poliklinik der Charite; Prof. Dr. Zetkin und Prof. Dr. Baumann, Leiter des Forschungsinstituts für cortico-viscerale Therapie und Pathologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften, befanden, die Leistungsfähigkeit des sowjetischen Gefäßnähgeräts , das in der Fachwelt als "Sputnik der Chirurgie" bezeichnet wird.

UBz.: Nach Beendigung der Kopftransplantation. Bei beiden Köpfen sind Elektronen eingelegt (Verband) zwecks Durchführung Elektronenzephalographischer Untersuchung.