Willen (Wittmund)

Willen
Stadt Wittmund
Koordinaten:53° 34′ N, 7° 44′ O
Höhe: 6 m ü. NN
Fläche:15,09 km²
Einwohner:1612 (2010)
Bevölkerungsdichte:107 Einwohner/km²
Eingemeindung:16. August 1972
Postleitzahl:26409
Vorwahl:04462
Willen (Niedersachsen)
Willen (Niedersachsen)

Lage von Willen in Niedersachsen

Willen ist ein Ortsteil der Stadt Wittmund des gleichnamigen Landkreises Wittmund in Niedersachsen.

Geographie

Der Ortseingang von Willen

Die Ortschaft Willen ist etwa zwei Kilometer westlich des Stadtkerns von Wittmund der Ort auf dem ostfriesischen Geestrücken gelegen. Auch Geschiebelehme und Tone sind südlich des Ortes anzutreffen. Geprägt war der Ort lange Zeit durch die ehemals bestimmenden nährstoffarmen Heidelandschaften. Die Fläche des Ortsteils sowie der ehemaligen Gemeinde Willen beträgt 15,09 km².

Willen gliedert sich in die Gemarkungen Poggenkrug, Neuenhaus, Updorf, Angelsburg, Kreyenburg, Tannenkamp, Hohehahn und Lehmkuhlen. Im Norden von Tannenkamp befindet sich auch das Naturschutzgebiet Hohehahn.

Südlich von Willen fließt die Harle mit ihren Nebenflüssen Richtung Wittmund.

FlussLänge
(max.)
in km
Länge
in Willen (Wittmund)
in km
Einzugs-
gebiet
gesamt
in km²
Einzugs-
gebiet<> Willen/>
in km²
QuelleMündung
Harle
201.5301südlich von WillenHarlesiel
Norder Tief (Harle)
12,7120,5Spekendorfsüdlich von Willen
Süder Tief (Harle)
9,50,520,5Kallrunge (Friedeburg)südlich von Willen
Uthörner Leide
5,90,110,05westlich von Hovelsüdlich von Willen
Zuggraben Hohebier
3,10,10,50,05UpdorfMenkenfeld
Masilkenschloot
2,22,20,50,5Updorfsüdlich von Lehmkuhlen
Sichterschloot
2,02,00,50,5nördlich von Lehmkuhlensüdlich von Neuenhaus
Tannenkampsschloot
1,51,50,50,5Tannenkampsüdlich von Poggenkrug
Lehmkuhlenschloot
1,21,20,50,5Leegeroarföstlich von Lehmkuhlen
Zuggraben Angelsburg
0,8260,8260,50,5östlich von Angelsburgwestlich von Wittmund
Poggenkruger Leide
0,750,750,30,3westlich von Poggenkrugsüdlich von Poggenkrug
Hohmschloot
0,7060,7060,20,2Lehmkuhlensüdlich von Lehmkuhlen
Heglitzer Zuggraben
0,650,40,10,08nördlich von HeglitzPoggenkrug
Leegewarfsschloot
0,570,570,10,1LeegeroarfLeegeroarf
Töpperschloot
0,4240,4240,10,1PoggenkrugPoggenkrug
Nordgraben
0,3180,3180,10,1westlich von Updorfwestlich von Updorf

Geschichte

Von der ersten Erwähnung bis zur Landgemeinde (1473–1862)

Der Gründungsstein zwischen dem „Brink“ und dem „Alten Postweg“

Willen ist kein typisches ostfriesisches Kirchdorf, da ein Gotteshaus fehlt. Im Jahre 1473 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Bereits 1612 wird Willen aber schon im Zusammenhang mit Holzlieferungen aus dem Ammerland genannt. 1730 wurden die Dörfer Willen, Updorf, Poggenkrug und Neuhaus bereits auf Karten erfasst. Die erste Grundschule aus Holz wurde 1709 am „Alten Postweg“ errichtet. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden auf Befehl des preußischen Königs Friedrich des Großen die meisten Sümpfe Willens und Umgebung trockengelegt und zum Torf- und Lehmabbau genutzt (daher auch der Name des Weilers „Lehmkuhlen“) sowie die Bepflanzung der im Norden gelegenen Heide zum Wittmunder Wald begonnen. Dadurch wurde der Handel sowie das Reisen schneller und sicherer. Im Jahr 1804 wird der Ort als Groß-Willen bezeichnet. Auf der Karte von 1805 sind sowohl Groß-Willen, als auch Klein-Willen namentlich festgehalten. 1820 erhielt Willen einen „Bauernmeister“ und in diesem Zuge eine gewisse Unabhängigkeit von Wittmund. Die im Winter 1800 stark beschädigte Grundschule wurde 1814 durch eine neue wiederum aus Holz gebaute Schule ersetzt. Als sie 1849 ein Sturm zerstörte, wurde sie durch eine dritte ersetzt. Diese Holzschule bestand aus 2 Etagen mit 2 Klassenräumen, einer Toilette und einem Waschbecken. Die Gemeinde Groß-Willen wurde 1842 gegründet und erhielt damit ihre Unabhängigkeit von Wittmund.

Willen als Gemeinde (1862–1945)

Das Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege am „Brink“

1862 wurden die Gemeinden Groß-Willen und Updorf zur Landgemeinde Willen vereinigt. 1896 zählten Updorf und Willen 580 Einwohner. In Willen wurde die Haltestelle der Kreisbahn Leer-Aurich-Wittmund „Willen“ im Jahr 1899 eingeweiht. Im Herbst 1901 brach an der Schule die Diphtherie aus und wurde geschlossen, am 15. Februar 1902 wieder eröffnet. Während der Krankheitswelle starben 5 Kinder. 1911 vernichtete ein Großbrand im „Wittmunder Wald“ 2400 Hektar Wald, was 80 % der Gesamtfläche entspricht. Die Raiffeisengenossenschaft Willen wurde 1919 gegründet. Ein Bürgermeister wurde 1933 eingesetzt. 1939 erhielt der Ort eine Poststation. Für die Gefallenen der beiden Weltkriege wurde 1945 ein Ehrenmal errichtet, das 1951 erneuert wurde.

Nachkriegszeit und „Goldene Zeit“ (1945–1972)

In den Jahren 1945 bis 1947 verdoppelte ein Flüchtlingsstrom aus den Ostgebieten die Bevölkerung. Die Willener Polizei wurde 1946 errichtet und 1962 der Kontrolle Wittmunds unterstellt. Der Bevölkerungszuwachs von 1946 bis 1949 führte dazu, dass die Schule als Unterkunftsgebäude genutzt wurde. Die Schüler mussten in einer kleinen Holzhütte im Wittmunder Wald unterrichtet werden. bei denen nur 10 % (21) der schulpflichtigen Kinder aufgenommen werden. Die Grundsteinlegung der vierten Schule aus Stein fand am 4. Juli 1950 statt. Die Kreisbahn Leer–Aurich–Wittmund wurde 1962 stillgelegt.

Stadtteil Willen (seit 1972)

Am 16. August 1972 wurde Willen in die Kreisstadt Wittmund eingegliedert.[1] Die Grundschule Willen trat 1977 der Finkenburgschule Wittmund bei. 1978/79 war der Willener Eiswinter, 1979 das erste Erntefest mit dem ersten Erntepaar. Die Poststation wurde 1982 geschlossen und 1992 die Raiffeisengenossenschaft Willen aufgrund der Fusion mit der Raiffeisengenossenschaft Wittmund. Im selben Jahr wurde der Bürger- und Heimatverein Willen e. V. gegründet. Das Grundschulgebäude ist im Jahr 2010 saniert und erweitert worden.

Einwohnerentwicklung

Die in Klammern stehende Zahl zeigt die Bevölkerung von Willen an, wie er bis 1862 aus den Dörfern Willen, Lehmkuhlen, Poggenkrug, Tannenkamp, Angelsburg und Legeograf, aber noch ohne Updorf bestand. Stand ist jeweils der 31. Dezember.

JahrEinwohnerzahl
1820369 (195)
1830421 (298)
1840490 (335)
1850542 (379)
1860614 (447)
1870586
JahrEinwohnerzahl
1880568
1890570
1900581
1910607
1920585
1930607
JahrEinwohnerzahl
1940839
19501281
19601062
19611017
19701134
19801136
JahrEinwohnerzahl
19901228
20001357
20101612

Von den ersten Zähljahren stieg die Bevölkerung Willens konstant an. Der Höhepunkt lag vorerst im Jahr 1860 bei 614 Einwohnern. Ab dann wanderten viele Wittmunder in die USA aus und die Einwohnerzahl Willens blieb bis zum Jahr 1930 nahezu konstant. In der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) begann ein radikaler Bevölkerungsaufschwung, der bis 1950 zu einer Verdoppelung der Bevölkerung führte. Grund dieses Aufschwungs war der Vertriebenenstrom aus den verlorenen Ostgebieten des Deutschen Reiches (Schlesien, Pommern und Ostpreußen). Danach fiel die Einwohnerzahl auf 1017 im Jahr 1961 zurück, seitdem stieg sie konstant an. Seit 1990 steigt sie wesentlich stärker an. 2010 zählte der Stadtteil 1612 Einwohner.

Politik

Die in Klammern stehenden Jahre zeigen jeweils die Amtszeit an.

Bauernmeister

  • Johann Harms Juilfs (1820–1842)

Gemeindevorsteher

  • A. Hinrich (1842–1843)
  • J. O. Janssen von Updorf (1843–1848)
  • D. H. Dirks (1848–1850)
  • Bernhard R. Stind (1850–1853)
  • S. H. Coordes (1853–1862)

Landgemeindevorsteher

  • S. H. Coordes (1862–1868)
  • Johann Jacob Wilms (1868–1873)
  • Willm E. Wilms (1873–1877)
  • J. B. Kleihbauer (1877–1895)
  • Harm Onken (1895–1920)
  • Reinhard Onken (1920–1933)

Bürgermeister

  • Hermann Heyken (1933–1940)
  • Wilhelm Janssen (1940–1942)
  • Heinrich Dirks (1942–1947)
  • Folkert Göcken (1947–1949)
  • Bernhard Reuß (1949–1950)
  • Folkert Göcken (1950–1951)
  • Bernhard Reuß (1951–1952)
  • Wilhelm Schelken (1952–1972)

Ortsvorsteher

  • Georg Toben (1972–1986)
  • Harry Weiß (1986–1994)
  • Werner Müller (1994–2003)
  • Ralf Erdmann (2003–2017)
  • Sven Glowalla (seit 2017)

Verkehr

Im Norden Willens befindet sich die Bundesstraße 210, die von Wilhelmshaven nach Emden führt und in die Bundesautobahn 31 mündet. Einmal am Tag verkehrt auch eine VEJ-Buslinie, die bis zum Wittmunder Marktplatz fährt.

Der „Alte Postweg“ in Willen

Die alte Postweglinie führte von Wittmund über Willen nach Ardorf und weiter nach Osten. Auch die Kleinbahn Leer–Aurich–Wittmund hatte in Willen eine Haltestelle. Die Straßenbezeichnung „Heidlandsweg“ im Ort weist noch heute auf diese Zeit hin.

Bildung

Willen verfügt seit 1709 über eine Grundschule, die zur Finkenburgschule Wittmund gehört.

Wirtschaft

Im Zusammenhang mit dem Aufforstungsprogramm Ende des 19. Jahrhunderts entstand auch der Wittmunder Wald, der den nördlichen Ortsteil Willens abgrenzt. Das Ausflugslokal und Hotel „Hof von Hannover“ diente den Reisenden als Treffpunkt, die die Chaussee von Wittmund nach Aurich nutzten. Ansonsten war der Ort landwirtschaftlich geprägt. Noch heute sind in Willen landwirtschaftliche Vollerwerbshöfe zu verzeichnen.

Der Ort partizipiert von seiner Nähe zu Wittmund, was insbesondere im Bereich Bebauung festzustellen ist. Neue Baugebiete erschließen sich in Richtung Wittmund. Die einzügige Grundschule gehört organisatorisch zur Finkenburgschule Wittmund. Am alten Postweg zeigt der Ort noch seinen urtümlichen, bäuerlichen Charakter.

Persönlichkeiten

  • Manfred Bettinger (eigentlich Manfred Hinrichs, * 1954 in Willen), Schauspieler, Autor und Dramaturg

Literatur

  • Willen – Geschichte unseres Dorfes im Harlingerland mit Updorf und Angelsburg. Herausgeber Bürger- und Heimatverein Willen e. V. Willen 2004.[2]

Weblinks

Commons: Willen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 264 f.
  2. „Chronik Willen“ im Protokoll der Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft. 19. August 2005 (PDF; 36 kB)

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