Wilhelm Voßkamp

Wilhelm Voßkamp (* 27. Mai 1936 in Osnabrück) ist ein deutscher Germanist und emeritierter Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln.

Werdegang

Voßkamp studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Münster, München, Göttingen und Kiel. 1965 wurde er in Kiel mit einer Arbeit über die Zeit- und Geschichtsauffassung in der Literatur des 17. Jahrhunderts promoviert. Die Habilitation erfolgte 1971/72 in Köln mit einer Arbeit zur Romantheorie in Deutschland.

Von 1972 bis 1987 war er als Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld tätig[1] und hier 1973/74 Dekan der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. 1978 bis 1982 war er Direktor am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld.

1987 folgte er einem Ruf an die Universität zu Köln, wo er eine Professur für Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft übernahm. 1994 und 1995 war er Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln und von 1999 bis 2004 war er Direktor am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg „Medien und Kulturelle Kommunikation“ der Universität zu Köln.

Gast- und Forschungsprofessuren führten Voßkamp in die USA, nach Israel, Frankreich, Australien, Brasilien und in die Schweiz. 1990/91 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und 1995/96 Fellow am Netherlands Institute for Advanced Study. Im Wintersemester 2002/03 war er Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen.

Mitgliedschaften

Voßkamp ist seit 1994 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Forschungsschwerpunkte

Zu Voßkamps Forschungsschwerpunkten gehören die Bereiche Utopie, Romantheorie, Klassik, sowie die Themen Wissenschaftsgeschichte, Medien und kulturelle Kommunikation.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Dialogische Vergegenwärtigung beim Schreiben und Lesen. Zur Poetik des Briefromans im 18. Jahrhundert. In: DVjs 45 (1971), S. 80–116.
  • Gattungen als literarisch-soziale Institutionen. (Zu Problemen sozial- und funktionsgeschichtlich orientierter Gattungstheorie und -historie). In: Textsortenlehre – Gattungsgeschichte. Hrsg. von Walter Hinck. Quelle und Meyer, Heidelberg 1977, S. 27–44.
  • Romantheorie in Deutschland. Von Martin Opitz bis Friedrich von Blanckenburg. Metzler, Stuttgart 1973, ISBN 3-476-00255-1.
  • Untersuchungen zur Zeit- und Geschichtsauffassung im 17. Jahrhundert bei Gryphius und Lohenstein. Bouvier, Bonn 1967.
  • Utopieforschung. Interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp. 3 Bde. Metzler, Stuttgart 1982, ISBN 3-476-00490-2.
  • Der Roman des Lebens: Die Aktualität der Bildung und ihre Geschichte. Berlin University Press, Berlin 2009, ISBN 978-3-940432-42-1.
  • Emblematik der Zukunft. Poetik und Geschichte literarischer Utopien von Thomas Morus bis Robert Musil, de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-036532-0.
  • Zweite Gegenwart. Poetologische Lektüren zu Goethes »Dichtung und Wahrheit«, Wallstein, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5176-9.
  • als Mitherausgeber: Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen. Niemeyer.

Literatur

  • Art. "Wilhelm Voßkamp. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online. De Gruyter, Berlin 2010 https://www.degruyter.com/database/KDGO/entry/P18786/html. abgerufen am 6. November 2021.
  • Lorenz Jäger: Die politische Insel verstehen. Zum achtzigsten Geburtstag des Literaturwissenschaftlers Wilhelm Voßkamp. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Mai 2016, Nr. 121, S. 12.
  • Markus Schwering: Der Utopie auf der Spur. Porträt: Kölner Literaturwissenschaftler Wilhelm Voßkamp wird 80. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 26./27. Mai 2016, Nr. 121, S. 20.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Den Bielefelder Hochschullehrer hat Alexander Kluge in einer seinem Roman Schlachtbeschreibung (erweiterte Ausgabe von 1978) eingefügten Prosaskizze charakterisiert: Alexander Kluge: Voßkamps Mittel-Kurzgriff und Pratschkes Langzeitgriff. In: A.K.: Schlachtbeschreibung. Der organisatorische Aufbau eines Unglücks. 3. Auflage. Goldmann, München 1978, S. 295–296.