Wilhelm Traugott Krug

Wilhelm Traugott Krug

Wilhelm Traugott Krug (* 22. Juni 1770 in Radis; † 12. Januar 1842 in Leipzig) war ein deutscher Philosoph.

Leben

Krug wurde in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1770 geboren. Sein Vater Johann Christian Krug war zu der Zeit Pächter des Rittergutes in Radis, später Verwalter des Kammerguts Strohwalde und Rentamtmeisters in Gräfenhainichen. Krugs Mutter war Christiane Krug, geborene Steude. Krug ging zuerst in die Dorfschule, die aber einen schlechten Unterricht bot. Die Eltern ließen ihre Kinder darum von Hauslehrern unterrichten. Er besuchte ab 1782 die Landesschule Pforta, die er 1788 als Drittbester seines Jahrgangs abschloss. Nach einem Studium der Philosophie und Theologie 1788 an der Leucorea in Wittenberg, 1792 an der Universität Jena und 1794 an der Georg-August-Universität Göttingen habilitierte sich Krug 1794 in Wittenberg als Adjunkt. Er hielt Vorlesungen über Philosophie und Enzyklopädie. Mit einem weiteren Lehrauftrag ging er 1801 als a.o. Professor an die Brandenburgische Universität Frankfurt. Er lernte dort Wilhelmine von Zenge kennen und heiratete sie am 8. Januar 1804 in der St. Marienkirche Frankfurt (Oder). Wilhelmine war zuvor seit 1800 mit Heinrich von Kleist verlobt gewesen. Im darauf folgenden Jahr kam ihr gemeinsamer Sohn August Otto Krug zur Welt.

Ab 1805 war Traugott Krug als Immanuel Kants Nachfolger an der Albertus-Universität Königsberg. Er war Initiator und Gründungsmitglied des 1807 gegründeten Tugendbundes.[1] Seit 1809 wirkte er in Leipzig, wo er unter anderem die Leipziger Literaturzeitung redaktionell betreute. Als Rittmeister bei den sächsischen reitenden Jägern kämpfte er in den Befreiungskriegen. 1830 verwaltete er das Rektorat der Universität und – 1834 auf seinen Wunsch in Ruhestand versetzt – als philosophischer, publizistischer und rationalistisch-theologischer Schriftsteller, 1833 auch als liberaler Deputierter bis zu seinem Tod tätig war.

Als Vertreter der Leipziger Universität war er 1833/34 Abgeordneter der I. Kammer des ersten konstitutionellen Sächsischen Landtags.[2] Im Auftrag der Israelitischen Gemeinde Dresden überreichte er der Hohen Ersten Kammer des Landtages eine Petition zur Emanzipation der Juden im Königreiche Sachsen, die von Gegnern der Emanzipation heftig bekämpft wurde.[3] Er war Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen. Unter dem Rektorat von Krug 1830 wurde in Leipzig die tradierte Einteilung der Universität in die Nationes aufgehoben und die Universitätsverfassung an die neue Staatsverfassung angepasst. Zu seinen Studenten zählten die späteren Komponisten Robert Schumann und Richard Wagner.[4]

Philosophie

Krugs Grab auf Leipzigs Altem Johannisfriedhof

Die Grundidee seines philosophischen Systems, welches er in seiner „Fundamentalphilosophie“ (Züllichau 1803; 3. Auflage, Leipzig 1827) als transzendentale Synthese des Seins und Wissens („Transzendentaler Synthetismus“) bezeichnet, ist, dass weder der Realismus noch der Idealismus die Vernunft befriedige, daher ein drittes System, welches von der ursprünglichen Verknüpfung des Seins und des Wissens im Bewusstsein als einer transzendentalen Synthese ausgehe, das allein zulässige sei.

Ehrungen

Unvollständige Liste

Schriften (Auswahl)

  • Grundlinien zu einer allgemeinen deutschen Republik gezeichnet von einem Märtyrer der Wahrheit. Altona und Wien 1797.
  • Philosophie der Ehe, ein Beytrag zur Philosophie des Lebens für beyde Geschlechter. Roch, Leipzig 1800 (Digitalisat).
  • Fundamentalphilosophie. Züllichau 1803, 3. Auflage, Leipzig 1827.
  • Versuch einer systematischen Enzyklopädie der Wissenschaften. 12 Bde., Winckelmann, Wittenberg / Barth, Leipzig (1. Theil) 1796; Voigt, Jena (2. Theil) 1797; Darnmann, Leipzig und Züllichau (3. Theil, 1–10) 1804–1819.
  • System der theoretischen Philosophie. Königsberg 1806–1810, 3 Bände; 1. Band, 3. Auflage 1825; 2. Band, 3. Auflage 1830; 3. Band, 2. Auflage 1823.
  • Geschichte der Philosophie alter Zeit. Leipzig 1815, 2. Auflage 1826.
  • Die Fürsten und die Völker in ihren gegenseitigen Forderungen. Leipzig 1816.
  • Die Staatswissenschaft im Restaurazionsprozesse der Herren von Haller, Adam Müller und Konsorten betrachtet. Leipzig 1817 (komplett bei Google Books).
  • System der praktischen Philosophie. Königsberg 1817–1819, 3 Bände; 2. Auflage 1829–1838.
  • Kreutz- und Queerzüge eines Deutschen auf den Steppen der Staats-Kunst und Wissenschaft. Leipzig 1818.
  • Gespräch unter vier Augen mit Frau von Krüdener. Leipzig 1818 (Digitalisat).
  • Entwurf zur deutschen, und Darstellung der englischen Gesetzgebung über die Preßfreiheit. Brockhaus, Leipzig 1818 (Digitalisat).
  • Griechenlands Wiedergeburt. Ein Programm zum Auferstehungsfeste. 2. Auflage, Leipzig 1821.
  • Handbuch der Philosophie und philosophischen Literatur. Leipzig 1820–1821, 2 Bände; 3. Auflage 1828.
  • Geschichtliche Darstellung des Liberalismus alter und neuer Zeit. Leipzig 1823.
  • Grundlage zu einer neuen Theorie der Gefühle und des sogenannten Gefühlvermögens. Königsberg 1824.
  • Dikäopolitik, oder neueste Restauration des Staats mittels des Rechtsgesetzes. Leipzig 1824.
  • Nachtrag zur Schrift: Welche Folgen kann und wird der neuliche Übertritt eines protestantischen Fürsten zur katholischen Kirche haben?; 2. verbesserte und mit einem Zusatz vermehrte Auflage; Kollmann i. Komm., Leipzig 1826 (Digitalisat).
  • Gesammelte Schriften. 12 Bände, Braunschweig und Leipzig 1830–1841.
  • Der falsche Liberalismus unsrer Zeit. Leipzig 1832.
  • Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften nebst ihrer Literatur und Geschichte. Leipzig 1827–1828, 4 Bände; 5. Band, 1829–1834; 2., verbesserte und vermehrte Auflage 1832–1838. – Reprint der 2. Aufl.: Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1970, ISBN 978-3-7728-0209-6.
  • Universalphilosophische Vorlesungen für Gebildete beiderlei Geschlechts. Neustadt an der Orla 1831.
  • Schelling und Hegel. Oder die neueste Philosophie im Vernichtungskriege mit sich selbst begriffen. Leipzig 1835 (komplett bei Google Books).

Literatur

  • Friedbert Holz: Krug, Wilhelm Traugott. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 114 f. (Digitalisat).
  • Wilhelm Traugott Krug, Franz Volkmar Reinhard: Meine Lebensreise: In sechs Stazionen zur Belehrung der Jugend und zur Unterhaltung des Alters beschrieben von Urceus. Baumgärtner, Leipzig 1825 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Carl von PrantlKrug, Wilhelm Traugott. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 220–222.
  • Hans-Joachim Böttcher: Der Philosoph Wilhelm Traugott Krug – Ein prominenter Sohn der Dübener Heide. In: Jahrbuch der Dübener Heide 2016, S. 38–42.
  • Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bände. Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verl., 1988–1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7).
  • Uwe Backes: Der Philosoph Wilhelm Traugott Krug: Seine Stellung im vormärzlichen Liberalismus und sein Wirken für die Judenemanzipation in Sachsen. In: Bausteine einer jüdischen Geschichte der Universität Leipzig (= Leipziger Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur. Bd. 4), hrsg. Stephan Wendehorst, Leipzig 2006, S. 483–504.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter Richter: Der Constantistenorden im Wandel des Zeitgeistes. In: Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 24 (1979), S. 116–165, hier S. 157.
  2. Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Sächsischer Landtag 2001, S. 45
  3. Petition des Handelsstandes und der Gewerbetreibenden in den Städten Leisnig, Oschatz, Grimma, Döbeln, Mitweida und Kolditz wider die Emanzipation der Juden im Königreiche Sachsen, Leisnig 1833 SLUB.
  4. Mario Todte: Robert Schumann und die Universität Leipzig 1828/29. In: Der „akademische“ Schumann und die Jenaer Promotion von 1840 (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs Leipzig. Bd. 14), hrsg. von Joachim Bauer und Jens Blecher, Leipzig 2010, S. 9–22.
  5. Verzeichnis der Ehrenpromotionen. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiv der Universität Leipzig, archiviert vom Original am 22. Januar 2021; abgerufen am 21. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/geschichte.archiv.uni-leipzig.de

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Grabstätte Wilhelm Traugott Krug und Wilhelmine, geb. von Zenge
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Porträt von Prof. Wilhelm Traugott Krug (1770–1842), deutscher Philosoph
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Signatur Wilhelm Traugott Krug