Wiener Festwochen

Eröffnung der Wiener Festwochen 2014

Die Wiener Festwochen sind ein Kultur-Festival in Wien, das jedes Jahr während fünf Wochen im Mai und Juni stattfindet. Die Wiener Festwochen zeigen Theater-, Opern- und Tanzproduktionen aus allen Teilen der Welt und treten auch als Produzenten internationaler Produktionen auf.

Geschichte

Eröffnung der Festwochen 2008
Die Festwochen sind mit ihrem Logo auch im Stadtbild präsent
Plakat der Festwochen 2010 mit utopischer Wiener Hochhauslandschaft

Erste Festwochen-Veranstaltungen fanden bereits 1927 statt. Die Neugründung der Wiener Festwochen erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg 1951 in der noch von den Alliierten besetzten Stadt Wien. Im Jahr 1952 zählten die Festwochen zu den Gründungsorganisationen der European Festivals Association. Seit 1962 dient das Theater an der Wien als eine der Hauptspielstätten neben den Hallen E und G im MuseumsQuartier und zahlreichen anderen variierenden Spielorten.

Ab 2002 war Luc Bondy Intendant der Wiener Festwochen, nachdem er bereits ab 1998 deren Schauspieldirektor gewesen war. Die Sparte Musiktheater wurde ab 2005 von Musikdirektor Stéphane Lissner geleitet, die Sparte Schauspiel ab 2008 von Schauspieldirektorin Stefanie Carp, die bereits 2005 für das Schauspielprogramm verantwortet hatte.

Von 2014 bis 2016 hatte Intendant Markus Hinterhäuser die künstlerische Leitung inne. Das Schauspielprogramm wurde 2014 von Frie Leysen kuratiert. 2015 kuratierte Stefan Schmidtke das Schauspielprogramm.

Während fünf bis sechs Wochen im Mai und Juni ist es den Wiener Festwochen alljährlich ein besonderes Anliegen, Kulturereignisse selbst zu schaffen oder mitzugestalten, die höchstes künstlerisches Niveau mit gesellschaftsrelevanten Inhalten und Zielen verbinden. Die Wiener Festwochen als ein innovatives und internationales Großstadtfestival sind Fenster zur internationalen Theaterwelt und bieten ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunstformen und -sprachen.

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Zeitgenossenschaft zeigt das Programm Produktionen in allen Sparten: Opern, Konzerte, Theater, Performances, Installationen, Lesungen, Filme. Neben Neuinszenierungen geschätzter Klassiker und Premieren zeitgenössischer Stücke mit internationalen Regisseuren präsentieren Künstler sowie Ensembles aus der ganzen Welt gefeierte Arbeiten, oft in Originalsprache.

Das Programmangebot umfasst durchschnittlich 40 Produktionen sowie zahlreiche Angebote bei freiem Eintritt.

Beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2015 wurden die Festwochen mit dem Goldenen Schikaneder in der Kategorie Bestes Festival ausgezeichnet.[1]

2020 wurde die gewohnte Struktur der Festwochen aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt.[2] Unter dem Titel Festwochen 2020 reframed wurden stattdessen vom 26. August bis zum 26. September 2020 15 Produktionen gezeigt. Die meisten der ursprünglich geplanten Uraufführungen wurden auf 2021 verschoben.[3]

2024 rief Intendant Milo Rau die Freie Republik Wien als Gesamtkunstwerk aus – von der Eröffnung, über diverse Produktionen, Themensetzungen bis hin zur Wiener Erklärung (Verfassung der Freien Republik Wien). In den verschiedensten partizipativen Formaten wie dem Rat der Republik[4] und durch den Ausbau von lokalen und internationalen Partnerschaften wurde über das Festival der Zukunft diskutiert. In drei Wiener Prozessen – als Justizprozesse angelegte Aufführungen – traten reale Akteure der Zeitgeschichte auf.[5] Die neu gegründete Akademie Zweite Moderne ist die globale Komponistinnen-Plattform der Wiener Festwochen | Freie Republik Wien, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Werkanteil von Komponistinnen im Konzert-, Festival- und Opernprogramm deutlich zu erhöhen.[6] Schirmherrin ist Nuria Nono-Schoenberg.

Eröffnungsveranstaltungen seit 2013

Eröffnung der Festwochen 2013 u. a. mit Fatima Spar, Willi Resetarits, Michael Schade und den Strottern
Tomas Zierhofer-Kin, Der Nino aus Wien, Mira Lu Kovacs, Ernst Molden, Martin Traxl (2018)
Katharina Straßer als Sängerin und Moderatorin mit den Fearleaders bei der Eröffnung 2019
Eröffnungsveranstaltung der Wiener Festwochen 2022 mit illuminiertem Rathaus im Hintergrund

Die Eröffnung der Wiener Festwochen fand traditionell (bis 2014) auf dem Rathausplatz statt. Die Fanfare zur Eröffnung wurde von Werner Pirchner komponiert.

Bei der Eröffnungsveranstaltung der Wiener Festwochen 2014 am 9. Mai wirkten mit: Der Arnold Schoenberg Chor und das Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Cornelius Meister. An Gastchören nahmen teil: BNR Mixed Coir aus Bulgarien, Concordia Discors aus Kroatien, coro siamo aus Österreich, Euga aus Finnland, La Maîtrise de Paris aus Frankreich, Liepaites aus Litauen, Sola aus Lettland und Vox Bona aus Deutschland. Die Moderatoren Cornelius Obonya und Alice Tumler führten durch die Veranstaltung.

2015 fand die Eröffnung erstmals mit dem Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Zubin Mehta im Schlosspark von Schönbrunn statt.[7][8] Grund für die Verlegung vom Rathausplatz war der von 19. bis 23. Mai 2015 stattfindende Eurovision Song Contest 2015.[9]

2016 fand die Eröffnung wieder am Rathausplatz statt und wurde von Alma, Federspiel, Superar, dem Großmütterchen Hatz Salon Orkestar und dem Boban Marković Orkestar, Landstreich sowie Nikolaus Habjan gestaltet.[10] 2017 wurde die Eröffnung von Conchita moderiert und von den Wiener Symphonikern, Harri Stojka, Lylit, Molden/Resetarits/Soyka/Wirth, MoZuluArt, Russkaja sowie Yasmo & die Klangkantine gestaltet.[11] Die Künstler der Eröffnung 2018 waren Ernst Molden, Alma, Voodoo Jürgens, Mira Lu Kovacs, Willi Resetarits, Esra Özmen, Gustav, Ursula Strauss, Gerald Votava und der Nino aus Wien.[12] Künstler der Eröffnung 2019 waren unter anderem Soap&Skin, Clara Luzia, Esra Özmen, Katharina Straßer, Birgit Denk, Skero und Slavko Ninic.[13]

2024 wurde bei der Eröffnung die Freie Republik Wien ausgerufen. Herwig Zamernik komponierte die Hymne der Republik.[14] Bands wie Pussy Riot, Bipolar Feminin, Voodoo Jürgens & Die Ansa Panier, Gustav, Paula Carolina und Monobrother traten auf, außerdem trugen u. a. Elfriede Jelinek, Carola Rackete, KDM Königin der Macht, Kid Pex, Mateja Meded, Kim de l’Horizon, Stas Zhyrkov und Sibylle Berg Statements vor.

„Rede an Europa“

2024 hielt der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm die seit 2019 jährlich stattfindende „Rede an Europa“ am Wiener Judenplatz, die im Vorfeld der Eröffnung der Festwochen stattfindet. In seiner Rede „Shadows of History, Spectres of the Present: The Middle East War and Europe‘s Challenge“ forderte Boem die Abkehr vom Konzept der nationalen Souveränität[15][16] Seine Einladung wurde von der jüdischen Gemeinde heftig kritisiert. Auf Druck der IKG und den Präsidenten des Europäischen Jüdischen Kongresses, Ariel Muzicant, zog sich die Erste Stiftung als Sponsor zurück, das Jüdische Museum zog sich einen Monat davor von einer Kooperation zurück. Muzicant sagte, dass er – wäre er 30 Jahre jünger – Eier auf Boehm geworfen hätte. Der Schriftsteller Daniel Kehlmann wertete diese Aussagen als Gewaltaufruf und Cancel-Culture. IKG-Präsident Oskar Deutsch kritisierte die Stadt Wien, Sponsor der Veranstaltung, für die Einladung Boehms. Dass dieser selbst jüdisch ist, spielte für Deutsch keine Rolle. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler unterstelle Boehm Antisemitismus.[17][18] Boehm entgegnete, dass er kritisiert werde, da er die Menschenwürde unterstützt. Ariel Muzicant stört, dass er den Universalismus der Aufklärung unterstützt.[19]

Künstlerische Leitung

Intendanten

Schauspieldirektion

Musikdirektion

Präsidenten

Höhepunkte der Wiener Festwochen

Siehe auch

  • Wir sind Wien – Festival der Bezirke, bis 2008 Wiener Bezirksfestwochen

Literatur

Commons: Wiener Festwochen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. derStandard.at - Musiktheaterpreis: Sweeney Todd der Volksoper beste Produktion. APA-Meldung vom 8. Juni 2015, abgerufen am 8. Juni 2015.
  2. Wiener Festwochen werden abgesagt. In: ORF.at. 6. April 2020, abgerufen am 6. April 2020.
  3. Wiener Festwochen starten im August Rumpfausgabe. In: ORF.at. 25. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
  4. Milo Raus Tribunal zur Politik der Pandemie, auf topos.orf.at, abgerufen am 31. Juli 2024
  5. Wiener Festwochen: das Spannendste, was Theater gerade zu bieten hat. - WELT. 7. Juni 2024, abgerufen am 22. Juli 2024.
  6. Valeriya Safronova: ‘No Excuses Anymore’ for Gender Inequality in Classical Music. In: The New York Times. 6. Juni 2024, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. Juli 2024]).
  7. Sommernachtskonzert Schönbrunn 2015 (Memento vom 3. Januar 2015 im Internet Archive)
  8. Eröffnung Wiener Festwochen 2015: Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn (Memento vom 7. März 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 7. März 2015.
  9. diepresse.com - Wiener Festwochen 2015: Schönbrunn statt Rathausplatz. APA-Meldung vom 17. Dezember 2014, abgerufen am 11. Mai 2015.
  10. Eröffnung Wiener Festwochen 2016: Blech.Blas.Musik.Tanz. (Memento vom 7. Mai 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 7. Mai 2016.
  11. Eröffnung Wiener Festwochen 2017 (Memento vom 22. März 2018 im Internet Archive).
  12. Kurier: Wiener Festwochen: So wird heuer die Eröffnung. Artikel vom 24. April 2018, abgerufen am 24. April 2018.
  13. orf.at: Festwochen: Eröffnung mit Soap&Skin und Skero. Artikel vom 23. April 2019, abgerufen am 23. April 2019.
  14. Wiener Festwochen Eröffnung 2024: Fuzzmans Hymne, auf fm4.orf.at, abgerufen am 31. Juli 2024
  15. ORF Topos. Abgerufen am 10. Mai 2024.
  16. Philosoph Omri Boehm bemühte sich um versöhnliche Festwochen-Rede. Abgerufen am 10. Mai 2024 (österreichisches Deutsch).
  17. Farbattacke auf Edtstadler bei Antisemitismus-Konferenz, scharfe Kritik vor Boehm-Rede. Abgerufen am 10. Mai 2024 (österreichisches Deutsch).
  18. Warum Omri Boehm mit seiner „Europa“-Rede aneckt. Abgerufen am 10. Mai 2024 (österreichisches Deutsch).
  19. Philosoph Omri Boehm: „Die Gegner stört, dass ich die Aufklärung vertrete“. Abgerufen am 10. Mai 2024 (österreichisches Deutsch).
  20. Wiener Festwochen. Abgerufen am 20. März 2015.
  21. a b Christoph Trimmel: Zwischen Tradition und Spiegelung wirtschaftlicher und politischer Tendenzen – die Wiener Festwochen. Diplomarbeit, abgerufen am 19. November 2014.
  22. derStandard.at – Tomas Zierhofer-Kin wird Intendant der Wiener Festwochen. Artikel vom 19. November 2014, abgerufen am 19. November 2014.
  23. orf.at: Vertrag mit Wiener-Festwochen-Chef aufgelöst. Artikel vom 19. Juni 2018, abgerufen am 19. Juni 2018.
  24. orf.at: Slagmuylder bleibt bis 2024. Artikel vom 15. Oktober 2018, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  25. Thomas Trenkler: Festwochenintendant Slagmuylder verlässt Wien vor der Zeit. In: Kurier.at. 19. Oktober 2022, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  26. Christophe Slagmuylder übernimmt Direktion des Palais des Beaux-Arts (Bozar) in Brüssel. In: ots.at. 19. Oktober 2022, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  27. Milo Rau neuer Festwochen-Intendant. In: ORF.at. 27. Januar 2023, abgerufen am 27. Januar 2023.
  28. Ben Beaumont-Thomas: Five of the best experimental music festivals, from the UK to Vienna. In: The Guardian. 6. Mai 2017, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 11. Mai 2023]).

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Eröffnungsveranstaltung der Wiener Festwochen am Rathausplatz mit illuminiertem Rathaus im Hintergrund am 13. Mai 2022 im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
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Eröffnungsveranstaltung der Wiener Festwochen 2014 am 9. Mai mit dem Arnold Schoenberg Chor und dem Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Cornelius Meister. An Gastchören nahmen teil: BNR Mixed Coir aus Bulgarien, Concordia Discors aus Kroatien, coro siamo aus Österreich, Euga aus Finnland, La Maîtrise de Paris aus Frankreich, Liepaites aus Litauen, Sola aus Lettland und Vox Bona aus Deutschland. Die Moderatoren Cornelius Obonya und Alice Tumler führten durch die Veranstaltung.
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Eröffnung d. Wr. Festwochen 2008

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Die österreichische Schauspielerin Katharina Straßer als Sängerin und Moderatorin mit den Fearleaders bei der Eröffnung der Wiener Festwochen 2019 am Rathausplatz.