Werner Steinberg

Udo Werner Steinberg (* 18. April 1913 in Neurode, Schlesien; † 25. April 1992 in Dessau) war ein deutscher Schriftsteller, der auch unter den Pseudonymen Udo Grebniets und Udo Grebnitz publizierte.

Leben

Werner Steinberg war der Sohn eines Spediteurs. Seine Kindheit verbrachte Steinberg in Verden/Aller, in Ohlau (Schlesien) und schließlich, seit dem Tod des Vaters im Jahre 1921, in Breslau. Ab 1929 besuchte er die Oberstufe einer Aufbauschule. 1932 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei und des Sozialistischen Schülerbundes und veröffentlichte erste literarische Arbeiten in linken Zeitschriften. Nachdem er 1933 sein Abitur gemacht hatte, studierte er Pädagogik an der Hochschule für Lehrerbildung in Elbing. Während eines Ferienaufenthalts versuchte er in Riga mit einer Gruppe von Freunden, in die Sowjetunion zu emigrieren, was jedoch misslang und mit der Ausweisung aus Lettland endete. Im Jahre 1934 wechselte Steinberg an die Hochschule für Lehrerbildung in Hirschberg. Er gründete dort eine illegale Gruppe, die vor allem mit Hilfe von Flugblättern Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten versuchte. Im November 1934 wurde Steinberg von der Gestapo verhaftet und im August 1935 in einem Prozess wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Jugendgefängnis verurteilt. Diese Strafe verbüßte er in Breslau.

Nach seiner Entlassung aus der Haft im November 1937 fand er eine Stelle als Kontorist bei der Schlesischen Zeitung. 1938 heiratete er seine erste Frau Gerda Ruth Hoffmann. Im Februar 1939 wechselte er zur Druckerei des Gau-Verlags Niederschlesien, anfangs als Redakteur, ab 1942 auch als Lektor. In den folgenden Jahren konnte Steinberg, obwohl er nicht der Reichsschrifttumskammer angehörte, eine Reihe von Büchern in ostdeutschen Verlagen veröffentlichen. Da er 1944 von der Wehrmacht ausgemustert worden war, gelang es ihm, im Januar 1945 von Breslau in den Westen zu fliehen, wo er sich mit seiner Familie zunächst in Reutlingen niederließ.

In den ersten Nachkriegsjahren war Steinberg Mitarbeiter beim Tübinger Schwäbischen Tagblatt und bei der sozialistischen Jugendzeitschrift Zukunft. Bereits 1945 war er wieder der südwestdeutschen Kommunistischen Partei beigetreten. 1948 zog er nach Stuttgart und heiratete Christa Kunert.

Im Jahre 1949 wurde er Chefredakteur der Schlesischen Rundschau, die er 1950 wieder verließ. Er übte verschiedene Tätigkeiten aus (unter anderem für den Schulfunk und als Außenlektor) und war Mitarbeiter bei der Deutschen Woche und der deutsch-französischen Zeitschrift Documents. In die 1950er fällt auch seine Freundschaft mit Arno Schmidt. Nachdem er bereits seit 1953 Beiträge für die in Düsseldorf erscheinende Deutsche Volkszeitung geliefert hatte, zog er 1955 mit seiner dritten Frau Erna nach Düsseldorf. Neben seiner journalistischen Tätigkeit verfasste Steinberg Romane, deren Veröffentlichung in der Bundesrepublik sich häufig problematisch gestaltete bzw. abgelehnt wurde. Im Frühjahr 1956 erlitt der Autor einen Nervenzusammenbruch. Nach dem Verbot der KPD im August 1956 entschloss sich Steinberg, in die DDR überzusiedeln. Im Dezember 1956 traf er in Leipzig ein.

In der DDR erhielt Steinberg derart günstige Konditionen von seinen Verlagen, dass er sich auf die Arbeit an seinen Romanen konzentrieren konnte. Trotz gelegentlicher Kritik von Seiten der SED an seinen gestalterischen Mitteln und seiner „pessimistischen“ Einstellung erreichten seine Bücher in der DDR hohe Auflagen. 1958 wurde Steinberg in den Deutschen Friedensrat gewählt, was ihm als Delegierten Reisen unter anderem nach Japan und in die Sowjetunion ermöglichte. 1959 zog er nach Dessau um, wo er bis 1970 den neu gegründeten „Zirkel Schreibender Arbeiter“ leitete. 1967 schloss er seine vierte Ehe mit Barbara Poppe. Ab Mitte der 1960er Jahre verfasste Steinberg eine Reihe von Kriminalromanen und utopischen Romanen.

In den Roman Und nebenbei ein Mord, der 1968 und 1970 veröffentlicht wurde, stellt er die Doppelidentität von Claus Peter Volkmann dar.

Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns im November 1976 ging Steinberg, ohne sich an den offenen Protesten von DDR-Schriftstellern zu beteiligen, auf Distanz zur Politik des Schriftstellerverbandes der DDR. Sein gesellschaftskritischer Roman Die Mördergrube konnte daraufhin in der DDR nur als „Bruchstück“ erscheinen, die erste vollständige Ausgabe erschien 1986 in der Bundesrepublik Deutschland. Nach der Wende geriet Steinberg, dessen Bücher nunmehr weder in der DDR noch in der Bundesrepublik Deutschland gefragt waren, in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1992 erlitt er einen Schlaganfall, der zu seinem Tode führte.

Werner Steinberg erhielt 1959 die Friedensmedaille des Deutschen Friedensrates, 1963 die Verdienstmedaille der DDR, 1964 den Händelpreis des Bezirkes Halle und 1966 den Kunstpreis des FDGB.

Werner Steinberg war der Vater der Fotografen Uwe Steinberg und Detlev Steinberg.[1]

Bibliografie

  • Husarenstreich der Weltgeschichte. Karlsbad [u. a.] 1940.
  • Herz unter Tag. Karlsbad [u. a.] 1941.
  • Tizian im Fegefeuer. Breslau 1941.
  • Das Antlitz Daniels. Breslau 1942.
  • Die Vollendung. Breslau 1942.
  • Musik in der Nacht. Breslau 1943.
  • Gib einmal noch uns Trunkenheit! Breslau 1944.
  • Die Korallenschnur. Breslau 1944.
  • Marion Meinard. Breslau 1944.
  • Es leuchtet ein Licht. Reutlingen 1947.
  • Der Maskentanz. Berlin 1948.
  • Schwarze Blätter. Heidenheim a.d. Brenz, 1953.
  • Der Tag ist in die Nacht verliebt. Stuttgart 1955. Neuauflage Apex-Verlag München 2021, ISBN 9783754145081
  • Als die Uhren stehenblieben. Halle (Saale) 1957.
  • Einzug der Gladiatoren. Halle (Saale) 1958.
  • Wechsel auf die Zukunft. Halle (Saale) 1958.
  • Der Prozeß um Jutta Münch. Berlin 1960.
  • Hinter dem Weltende. Berlin 1961.
  • Wasser aus trockenen Brunnen. Halle/Saale 1962.
  • Ohne Pauken und Trompeten. Halle (Saale) 1965.
  • Der Hut des Kommissars. Berlin 1966, Gelbe Reihe.
  • Und nebenbei ein Mord. Berlin 1968 und 1970.
  • Protokoll der Unsterblichkeit. Halle (Saale) 1969.
  • Der Schimmel mit den blauen Augen. Berlin 1969.
  • Ikebana oder Blumen für den Fremden. Berlin 1971.
  • Ein Mann namens Nottrodt. Berlin 1972.
  • Die Augen der Blinden. Berlin 1973.
  • Die Eselstreiberin. Halle (Saale) 1973.
  • Pferdewechsel. Halle (Saale) 1974.
  • Zwischen Sarg und Ararat. Rudolstadt 1978.
  • Der letzte Fall des Kommissars. Halle [u. a.] 1982.
  • Bruchstück. Halle [u. a.] 1983.
  • Fahndung nach dem Untier. Berlin 1983.
  • Die Mördergrube. Hamburg 1986.
  • Zwei Schüsse unterm Neumond. Halle [u. a.] 1988.

als Herausgeber:

  • Poetische Werkstatt. Berlin 1968.

Literatur

  • Jan-Christoph Hauschild (Hrsg.): Der Schriftsteller Werner Steinberg. Darmstadt 1993.
  • Karsten Kruschel: Ein Nachruf für Werner Steinberg. In: Das Science Fiction Jahr #8, 1993. ISBN 3-453-06214-0.
  • Karsten Kruschel: Werner Steinberg. In: Erik Simon, Olaf R. Spittel (Hrsg.): Die Science-fiction der DDR. Autoren und Werke. Ein Lexikon. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1988, ISBN 3-360-00185-0, S. 241–243.
  • Arno Schmidt: Briefe an Werner Steinberg. 16 Briefe aus den Jahren 1954–1957. Mit einer einleitenden Rezension und einem Nachwort von Werner Steinberg. Haffmans, Zürich 1985, ISBN 3-251-00027-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Fotothek. Abgerufen am 18. Januar 2021.