Werner Sander

Werner Jacob Sander (geb. 5. August 1902 in Breslau[1]; gest. 21. Juli 1972 in Leipzig) war ein Chasan und Chorleiter und Gründer des Leipziger Synagogalchores.

Leben

Werner Jacob Sander wurde 1902 in Breslau als Sohn des jüdischen Kaufmanns Berthold Sander und dessen Ehefrau Martha geb. Ellguther geboren[1]. Musikalisch vorgebildet wurde er im Synagogenchor. Später nahm er ein Musikstudium am Breslauer Konservatorium auf. Er wurde danach als privater Musiklehrer tätig, dirigierte aber auch mehrere Chöre in Breslau. Am 31. Oktober 1929 heiratete er in Breslau die Buchhalterin und gebürtige Breslauerin Elsbeth Elfriede Ida Woyan[2].

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP wurde er mit einem Berufsverbot belegt. In der Folgezeit durfte er nur noch den Chor des Breslauer Jüdischen Kulturbundes leiten. Auch als Lehrer an jüdischen Schulen durfte er noch weiter wirken. Als auch die jüdischen Schulen verboten wurden, musste Sander 1943 in den Lagern von Kurzbach und Grünthal – beides Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen, Zwangsarbeit verrichten. In den KZ von Theresienstadt und Auschwitz kamen seine Eltern ums Leben.

Als die NS-Herrschaft beseitigt war, kam er im November 1945 nach Thüringen, wo er in Meiningen als Musiklehrer an einer Schule arbeitete. Außerdem leitete er die Meininger Chorgemeinschaft. Im Jahre 1950 wurde er zum Kantor an die Israelitische Religionsgemeinde in Leipzig berufen. Hier dirigierte er den Synagogenchor. Für Nichtreligiöse und des Hebräischen Unkundige gab er Texte für den Sabbat und die jüdischen Feste in phonetischer Schrift und deutscher Übersetzung heraus. Seit 1954 wirkte Werner Sander zusätzlich als Kantor in Dresden[3] und wurde 1962 zum „Oberkantor“ berufen. Ursprünglich 1951 als Kammerchor geschaffen, ging daraus 1962 der von ihm dirigierte Leipziger Oratorienchor hervor, der dann als Leipziger Synagogalchor Beachtung erfuhr. Seitdem lebte Sander in Leipzig als Kantor und Religionslehrer. Bei der Gestaltung der Sabbatfeiern unterstützte ihn der Gemeindeleiter Eugen Gollomb, der nach Sanders Tod Vorbeter der Leipziger jüdischen Gemeinde wurde, und der Berliner Kantor Leo Roth.[4] Zahlreiche Aufführungen Sanders sind der Nachwelt durch Aufnahmen erhalten, darunter einige mit Leo Roth.

Grab auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in Leipzig

Werner Sander war bis zum Verbot 1953 in der DDR Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Sander unterschrieb zusammen mit den Geistlichen Bruno Theek, Karl Fischer und Ernst Lewek einen Aufruf „An alle, die Gott vertrauen!“ gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland.

Literatur

  • Elke Reuter, Detlef Hansel: Das kurze Leben der VVN von 1947 bis 1953: Die Geschichte der Verfolgten des Nazi-Regimes in der SBZ und DDR. Berlin 1997, ISBN 3-929161-97-4, S. 575
  • Tina Frühauf: Werner Sander „den Frieden endgültig zu festigen“. Ein großer Vertreter der jüdischen Musik in der DDR. Jüdische Miniaturen Bd. 213. Berlin 2017, ISBN 978-3-95565-237-1

Einzelnachweise

  1. a b Standesamt Breslau I: Geburtenregister. Nr. 2138/1902.
  2. Standesamt Breslau I: Eheregister. Nr. 1231/1929.
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.juden-in-sachsen.de Abgerufen 20. Juli 2011
  4. Festschrift 50 Jahre Leipziger Synagogalchor (mit Abb. von Leo Roth und Werner Sander) (PDF-Datei; 3,1 MB)

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Neuer Israelitischer Friedhof in Leipzig. Grabstelle Werner Sander.