Werner Ruhnau

Werner Ruhnau (2007)
Landwirtschaftskammer Münster, 1951–1952 mit Hardt-Waltherr Hämer, (heute als Baudenkmal Büro- und Geschäftshaus)
Theater Münster, 1952–1956 Architektenteam Münster
Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen

Werner Ruhnau (* 11. April 1922 in Königsberg; † 6. März 2015 in Essen) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.

Leben

Werner Ruhnau studierte von 1941 bis 1950 an der Technischen Hochschule Danzig, der Technischen Hochschule Braunschweig und der Technischen Hochschule Karlsruhe; er schloss sein Studium als Diplom-Ingenieur ab. Während seiner Arbeit im Baubüro der Landwirtschaftskammer Münster (1950 bis 1952) wohnte Ruhnau teilweise auf Baustellen. Hier kam ihm die Idee einer Wiederbelebung der mittelalterlichen Bauhütte. Ab 1953 bildeten Werner Ruhnau, Max von Hausen, Ortwin Rave das Architektenteam im Baubüro der Landwirtschaftskammer, dem auch Harald Deilmann bis zum 1. September 1955 angehörte. Das Architektenteam Münster realisierte unter anderem das Stadttheater in Münster (Eröffnung am 4. Februar 1956) und gewann den Wettbewerb für das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen.

1956 gründete Ruhnau in Gelsenkirchen ein eigenes Büro und erhielt dort den Auftrag zum Bau des Musiktheaters. Gemeinsam mit den Künstlern Yves Klein, Paul Adams, Paul Dierkes, Norbert Kricke und Jean Tinguely schuf er mit diesem großen, vom Bauhaus beeinflussten Theaterbau seine wichtigste Arbeit. Hier setzten Ruhnau und die Künstlergruppe die Idee der Bauhütte in die Tat um. Man wohnte auf der Baustelle, Ingenieure und Künstler arbeiteten Hand in Hand.

Grabstätte Werner Ruhnaus in der Künstler-Nekropole Kassel, 1995

Von 1965 bis 1967 hatte Ruhnau eine Professur an der Laval-Universität und der École d’Architecture de Montréal inne. Von 1971 bis 1972 lehrte er an der Universität Köln, Institut für Theaterwissenschaft. 1972 entwickelte Ruhnau für Karl Ludwig Schweisfurth das Großraumbüro der Firma Herta KG in Herten, in dem er Kunstwerke in die Gestaltung mit einbezog. Es wurden unter anderem Werke von Daniel Spoerri, Hugo Kükelhaus, Christo und die Installation Mit(H)ropa von Wolf Vostell im Großraumbüro ausgestellt.[1] Er war Mitglied des Deutschen Werkbunds, zeitweise auch dessen Landesvorsitzender. Zurückgreifend auf die Ideen von Karl Ernst Osthaus, dem Begründer des Folkwang-Gedankens, und die Vorstellungen vom Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne von Hugo Kükelhaus,[2] entwickelte Ruhnau z. B. in der stillgelegten Zeche Carl in Essen 1985 eine ihm eigene Festregie Sinnario, die auf die Vielfalt und Einheit der Künste abhebt.[3] Werner Ruhnau arbeitete in den Jahren 2012 bis 2015 mit der Galeristin Inge Baecker und seinem Sohn dem Architekten Georg Ruhnau an der Realisierung eines Vostell-Museums, das in Marl entstehen sollte. Nachdem es in Marl nicht realisiert werden konnte, wurde es für Gelsenkirchen geplant. Auch dort kam es nicht zustande.

Orden und Ehrungen

Für sein Engagement als Botschafter der Theaterarchitektur erhielt Ruhnau am 7. Juli 2012 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.[4]

Der Bildhauer Peter Hohberger gestaltete ein Relief-Porträt des Architekten.[5]

Testamentarisch hat sich Werner Ruhnau verpflichtet, sich in der Kasseler Künstler-Nekropole beerdigen zu lassen. Sein Grabmal mit dem Namen Spielraum schuf er bereits 1995.[6]

Projekte

Literatur / Quellen

  • Werner Ruhnau: Kunst am neuen Theater. In: Bauwelt, 48. Jahrgang 1957, Heft 51, S. 1342–1343.
  • Heiner Stachelhaus (Hrsg.): Ives Klein / Werner Ruhnau. Dokumentation der Zusammenarbeit in den Jahren 1957–1960. Bongers, Recklinghausen o. J. (1976).
  • Van Ham Datenbank-Archiv, Werner Ruhnau: „Klimatisierung des Raumes“. Hommage à Yves Klein.[7]
  • Gerd Hergen Lübben: Cante jondo des Ensembles. »Semaphorismus«. (Zur Skizze von Naftali Bezem, Fassung für Werner Ruhnau, den Architekten des Raumtheaters) In: Gerd Hergen Lübben: „Feuerfuss meinetwegen“ oder „Die Zebattu-Pentade“ – Fünf Stücke. Emphasen für Bühne. Essen 1993, ISBN 3-89206-511-X, S. 160.
  • Baukunst und Bildende Kunst 1954–1995. Retrospektive von Werner Ruhnau. 1995. (Prospektgestaltung: G. Ruhnau)
  • Es war damals erlaubt, in solchen utopischen Dimensionen zu denken. Noemi Smolik sprach mit Werner Ruhnau über dessen Zusammenarbeit mit Yves Klein. In: Kunstforum International, Nr. 129 (1995), S. 392–394.
  • Bund Deutscher Architekten – Bezirksgruppe Ruhrgebiet (Hrsg.), Michael Hesse u. a.: Werner Ruhnau. Gelsenkirchen 2002.
  • M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (Hrsg.): Werner Ruhnau. Der Raum, das Spiel und die Künste. Gelsenkirchen 2007.[8]
  • Ulrich Brinkmann: Werner Ruhnau in Gelsenkirchen. In: Bauwelt, 98. Jahrgang 2007, Nr. 18, S. 6–7.
  • 50 Jahre Theaterbau Gelsenkirchen 1959–2009. Werner Ruhnau. Konzeptionen und ihre Geschichte. o. O. 2009, ISBN 978-3-00-029247-7.
  • LABKULTUR.TV europäisches Webmagazin über Stadt, Wandel, Zukunft: Der Essener Architekt Werner Ruhnau – Ein Traum in Ultramarinblau. (18. Juni 2012. – Abgerufen: 9. August 2014.)

Weblinks

Commons: Werner Ruhnau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise / Anmerkungen

  1. Karl Götze, Theo Driessen van der Lieck, Werner Rudolf Vogt: KLS...auf dem Wege,...auf der Suche. Herta KG Karl Schweisfurth / Sala Druck, 1980 (ohne ISBN)
  2. Vgl. Elisabeth Stelkens: Auf den Spuren des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne von Hugo Kükelhaus. Essen 2007.
  3. Feste – Vielfalt und Einheit der Künste (Memento des Originals vom 9. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archiv.ruhnau.info.
  4. Werner Ruhnau mit Verdienstorden ausgezeichnet. In: Welt online, 7. Juli 2012.
  5. Künstler-Archiv, Europäische Kultur-Stiftung, 2014.
  6. Künstler-Nekropole Kassel
  7. Werner Ruhnau (Hrsg.): Baukunst. Essen 1992, S. 76 f.
  8. Der 2007 erschienene Katalog zur Ausstellung „Der Raum, das Spiel und die Künste“ dokumentiert das Schaffen Werner Ruhnaus als junger Architekt, geprägt von Bauhaus, Werkbund und Klassischer Moderne.

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Musiktheater im Revier (MiR) in der Stadt Gelsenkirchen. Entworfen von der Architektengruppe Werner Ruhnau, Harald Deilmann, Ortwin Rave und Max von Hausen. Künstlerische Gestaltung der Innenräume: blaues Relief von Yves Klein, Mobiles von Jean Tinguely und weitere Kunstwerke. Eröffnet wurde das Theater im Dezember 1959.
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Werner Ruhnau Grabanlage auf einem öffentlichem Friedhof in Kassel