Werner Pittschau

Werner Pittschau, letztes privates Porträtfoto von Suse Byk, 1928
Albert Paulig, Dina Gralla, Pittschau auf einer Drehpause während des Films „Der Balletterzherzog“ 1926
Szene aus dem Film „Der Stolz der Kompagnie“, 1926, Pittschau mit Elga Brink und Olga Engl.

Werner Pittschau (* 24. März 1902 in Berlin; † 28. Oktober 1928 bei Gerdshagen, Provinz Brandenburg) war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.

Leben und Wirken

Der Sohn des deutschen Theaterschauspielers Ernst Pittschau senior (1859–1916) und der Wiener Theater- und Filmschauspielerin Hilde Hofer-Pittschau geb. Schützenhofer (1873–1961) ging nach der Schulausbildung an die Kadettenschule in Wien, um Offizier zu werden. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges strebte er zunächst mit Eintritt in die Handelsakademie eine kaufmännische Ausbildung an. Doch bald überwog der Wunsch – so wie seine Eltern – den Schauspielberuf zu ergreifen.

Nach einer kurzen Ausbildung zum Schauspieler debütierte er 1919 am Neuen deutschen Theater in Prag, an dem damals auch seine Mutter und sein Stiefbruder Walther Pittschau (1889–1946) engagiert waren, und mit denen er in manchen Stücken gemeinsam auftrat. Als jugendlicher Liebhaber-Typ wurde er in sehr unterschiedlichen Stücken „eingesetzt“, so etwa im Dezember 1922 in Victorien Sardous Madame Sans-Gêne, im November 1923 in Robert Stolzs Operette Mädi als Archibald, in der Silvestervorstellung 1923 mit seinem Stiefbruder Walther in Der Feldherrnhügel in der Rolle des Leutnant Riesinger, im Jänner 1924 in Arthur Schnitzlers Paracelsus als Anselm neben Alexander Moissi in der Titelrolle, im April desselben Jahres als königlicher Kämmerer in Grillparzers Der Traum ein Leben, als Raphael in Faust I mit seinem Stiefbruder in der Titelrolle und seiner Mutter Hilde Pittschau-Hofer als Hexe, und als René in Jean Gilberts Operette Prinzessin Olala mit Fritzi Massary in der Titelpartie und seiner Mutter als Fürstin, oder im Mai neben seinem Stiefbruder Walther in Henrik Ibsens Peer Gynt. Noch 1924 verließ Werner Pittschau Prag, wurde an die Berliner Saltenburg-Bühnen engagiert, von denen er bald zum Schiller-Theater wechselte.

Erika Glässner und Hans Junkermann, die als Bühnen- und Filmschauspieler etabliert waren, hatten Pittschau noch im Juni 1924 bei ihrem Gastspiel am Neuen deutschen Theater in Prag kennengelernt. In Geyers Boulevardstück Lissy, die Kokotte, in dem Erika Glässner die Titelrolle verkörperte, traten auch Werner in der Rolle des Firmlings und seine Mutter Hilde Hofer-Pittschau auf. Die eindrucksvolle Leistung Pittschaus in der kurz darauf folgenden Aufführung von Béla Szenes Endstation, in der Werner Pittschau neben Paul Hörbiger in der zweiten Hauptrolle zu sehen war, bewog Glässner und Junkermann, ihm zu raten, zum Film zu gehen und empfahlen ihn dem deutschen Filmregisseur Carl Boese.

Noch gegen Ende 1924 erhielt Pittschau von Regisseur Conrad Wiene sein erstes Rollenangebot im Film Der krasse Fuchs als Medizinstudent Willi Klauser. Bereits 1925 wurde Werner Pittschau für vier Hauptrollen von den Regisseuren Carl Boese (Die eiserne Braut als Unteroffizier Külpers und Die letzte Droschke von Berlin als Karl Lüdecke), Gerhard Lamprecht (Hanseaten als Robert Twersten) und James Bauer (Die Anne -Liese von Dessau als Leopold von Anhalt-Dessau) „gebucht“, die ihm beste Kritiken eintrugen. Die Darstellung der männlichen Hauptrolle des Leopold von Anhalt-Dessau sollte zur Weichenstellung für seine Blitzkarriere werden. Kurz danach erntete er in dem Streifen Die elf Schill'schen Offiziere (1926) von Presse und Publikum Lorbeeren: So ist im Kino-Journal Nr. 840 vom 4. September zu lesen: „Aus Berlin wird uns geschrieben: Im Tauenzien-Palast in Berlin hat Freitag die Pressevorführung des Films »Die elf Schill’schen Offiziere« stattgefunden und einen durchschlagenden Erfolg gehabt. […] Die Ifa-FilmGes. m. b. H. hat den Film nach der bekannten Begebenheit aus dem Jahre 1804 verfilmt. Es ist eines der größten Werke, das bis nun in Deutschland hergestellt wurde. Speziell in den bekannten Szenen der Erschießung der elf Schill’schen Offiziere erreicht der Film seinen dramatischen Höhepunkt. Man kann in erster Linie dem Regisseur Rudolf Meinert zu seinem Werke gratulieren. Besonders hervorragend ist der Darsteller Werner Pittschau, weiters wären zu erwähnen […] und Rudolf Meinert […]“.

In dreieinhalb Jahren verkörperte Werner Pittschau etwa 30 Hauptrollen neben prominenten Partnerinnen und Partnern wie Asta Nielsen, Fritz Kortner, Tamara Karsawina, Hans Albers, Nils Asther, Carmen Cartellieri, Igo Sym, Albert Steinrück, Heinrich George oder Anny Ondra, war aber auch weiterhin in Bühnenstücken zu sehen (z. B. als Apoll in Alkestis, Residenz-Theater München[1], oder als Alan Wilhelm in Das Kamel geht durch das Nadelöhr im Thalia-Theater Berlin).[2] Seine Filmkarriere in zahlreichen deutschen, österreichischen, ungarischen, tschechischen und englischen Streifen bescherte ihm 1928 ein Rollenangebot von Hollywood, doch zu dessen Annahme kam es nicht mehr – ebenso wenig wie zu seinen, in Interviews geäußerten Plänen, unter der Regie von Ernst Lubitsch einen Film zu drehen, oder die ihm angebotene Rolle von Napoleon II, des „Herzogs von Reichstadt“, zu verkörpern.

Am 28. Oktober 1928 fuhren Werner Pittschau und seine Freundin, die Tänzerin Wilma Harmening, mit dem Auto von Berlin Richtung Mecklenburg. Bei Gerdshagen (heute Landkreis Prignitz) in Brandenburg kam der Wagen von der Fahrbahn ab, kollidierte mit einem Baum und überschlug sich mehrmals. Pittschau starb am Unfallort, seine Begleiterin kurz darauf ebenfalls.[3] Beide wurden auf dem Berliner Friedhof Heerstraße im heutigen Ortsteil Westend beigesetzt. Die Gräber sind nicht erhalten.[4]

Galerie

Filmografie

Literatur

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 252.
  • Heinz P. Adamek: Liebe, Hollywood und Eifersucht in: Kunstakkorde - diagonal, Essays zu Kunst, Architektur, Literatur und Gesellschaft. S 224 - 236. Böhlau, Wien Köln Weimar 2016, ISBN 978-3-205-20250-9.

Weblinks

Commons: Werner Pittschau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alkestis, Bestand TWS. Abgerufen am 22. Februar 2021.
  2. Besetzungszettel der Premiere, 27. Dezember 1927, bei ZVAB.com, Antiquariat Carl Wegner.
  3. Werner Pittschau tödlich verunglückt. In: Vossische Zeitung. Montag, 29. Oktober 1928, Abend-Ausgabe. S. 4.
  4. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, ISBN 978-3-7759-0476-6. S. 196. Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 493.

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Stolz der Kompagnie, 1926, Filmstill.jpg
Szene aus dem Film „Der Stolz der Kompagnie“, (evtl. Regie Georg Jacoby,) 1926, v.l.n.r. Elga Brink, Werner Pittschau, Olga Engl.
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Werner Pittschau, letztes privates Porträtfoto, Suse Byk, 1928
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Schauspieler Werner Pittschau auf einer Fotografie von Alexander Binder

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Lotte Lorring, Werner Pittschau, Standfoto aus dem Film „Ehekonflikte“ 1927
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Theatre poster of first night of the play "Alkestis" by Alexander Lernet-Holenia, Residenztheater München, 1927
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Werner Pittschau (links), Szenenfoto aus „Die beiden Seehunde“ aka „Seine Hoheit der Dienstmann“,1928
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Werner Pittschau, Rollenfoto aus „Der Stolz der Kompagnie“, aka „Die Perle des Regiments“, 1926
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Dina Gralla, Werner Pittschau, Standfoto aus „Der Balletterzherzog“, 1926
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Werner Pittschau in dem Film 'Erzherzog Johann'
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Werner Pittschau und Asta Nielsen, Szenenfoto aus „Dirnentragödie“, 1927
Albert Paulik, Dina Gralla, Werner Pittschau, (Protagonisten der Dreiecksgeschichte), Drehpause während des Films "Der Balletterzherzog" 1926.jpg
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Albert Paulig, Dina Gralla, Werner Pittschau, principal actors in "Der Balletterzherzog", silent movie of 1926, snapshot during shooting break
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Zeitschriftencover: Mein Film. Werner Pittschau, Charlotte Ander in 'Die beiden Seehunde'