Weltraumhotel

Als Weltraumhotel werden mögliche Ziele des Weltraumtourismus in der Erdumlaufbahn bezeichnet. Bisher wurde noch keine derartige Anlage realisiert, da sich der Weltraumtourismus und die Entwicklung der privaten Raumfahrt erst in den Anfängen befindet. Zwar war auch bereits die Internationale Raumstation ISS ein Ziel von Weltraumtouristen (von 2001 bis 2009 besuchten sieben zahlende Kunden die ISS), diese ist aber ein internationales und staatlich finanziertes Projekt und wurde ursprünglich nicht für diese Zwecke konstruiert.

Nicht verwirklichte Projekte

Wernher von Brauns Raumstation (1952)

Erste Entwürfe und Ideen wurden von Hermann Oberth und Willy Ley geäußert. So schrieb Ley im März 1952 in der US-Zeitschrift Collier's Weekly über eine permanente Weltraumstation und deutete dabei auch die Nutzung als Weltraumhotel an. Er nannte die Station nach ihrer Form Torus. Der Artikel basiert auf einem Vortrag auf dem „First Symposium on Space Flight“ am 12. Oktober 1951 in New York. Auch Wernher von Braun beschäftigte sich frühzeitig mit vergleichbaren Projekten; in seiner 1953 herausgegebenen Schrift „Station im Weltraum“ wagte er in Bezug auf eine radförmig aufgebaute Station von 75 Metern Durchmesser die optimistische Prognose, dass das ganze Vorhaben etwa zehn Jahre beanspruchen und 4 Mrd. Dollar kosten würde – es sollte noch fünf Jahrzehnte dauern, bis auch nur die im Vergleich mit diesen Projekten bescheidene Raumstation ISS ins All transportiert wurde, deren Gesamtkosten auf 100 Mrd. Dollar geschätzt werden.

Bereits Ende der 1960er Jahre hoffte die Hotelgruppe Hilton, mit Hilfe des als Nachfolger der teuren Einwegraketen geplanten Space Shuttles Weltraumhotels errichten zu können, deren Kosten sich auf 10 Dollar je ins All befördertes Kilogramm belaufen würden, ein Wert, der sich trotz der wiederverwendbaren Elemente des Shuttles schnell als illusorisch herausstellte.

Im Jahr 1999 machte die Hotelgruppe Hilton einen spektakulären Vorschlag. Sie wollte gebrauchte Space-Shuttle-Außentanks zu einem Ring in der Erdumlaufbahn zusammenschließen, um so ein Weltraumhotel zu bauen.[1] Da für dieses Projekt nicht weniger als 13 Tanks mit den entsprechenden Shuttle-Flügen erforderlich gewesen wären, die NASA aber alle Kapazitäten für die ISS, das Hubble-Teleskop und andere Projekte verplant hatte, erwies sich auch dieses Projekt als nicht umsetzbar, zumal das Shuttle-Programm selbst an Verzögerungen litt, vor allem infolge der Challenger- bzw. der Columbia-Katastrophe. Außerdem gelang es Hilton nicht, genügend Sponsoren für das 6–12 Mrd. Dollar teure Projekt zu bekommen.

Im Jahr 2001 führte die Technische Universität Darmstadt gemeinsam mit der DGLR einen Ideenwettbewerb unter Architekturstudenten durch, bei dem 17 Projekte eingereicht wurden. Der Titel des Wettbewerbs mit anschließender öffentlicher Ausstellung in Hamburg war „Early Bird – Visionen für ein Weltraumhotel“, die Ausstellung fand vom 20. September bis 20. Oktober 2001 statt.

Das japanische Bauunternehmen Shimizu sprach 2001 von einer Errichtung eines Hotels bis zum Jahr 2017.[2] Dieses sollte durch eine Eigenrotation 70 Prozent der irdischen Schwerkraft simulieren. Der Bau hätte circa 35 Milliarden Euro gekostet.

Auch ein 2001 von der Firma „MirCorp“ für 2004 und 2007 von Galactic Suite für 2012 angekündigtes Weltraumhotel wurden nicht realisiert.[3][4]

Literatur

  • Dagmar Röhrlich: Hotels im Weltraum? Vom Alltag auf einer Raumstation. In: Karl-Heinz Wellmann und Utz Thimm: Warum ist es nachts dunkel? Was wir vom Weltall wirklich wissen. Kosmos, Stuttgart 2006, S. 198–2006, ISBN 978-3-440-10719-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. BBC: Hilton to back space hotel, 9. März 1999
  2. Rheinische Post, 3. Mai 2001: Online-Katalog für künftige All-Touristen
  3. Erstes Hotel im Weltraum für 2012 geplant, Meldung vom 13. August 2007
  4. Russische Raumfahrtindustrie plant Weltraumhotel, Meldung vom 8. September 2001

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Von Braun 1952 Space Station Concept 9132079 original.jpg
This is a von Braun 1952 space station concept. In a 1952 series of articles written in Collier's, Dr. Wernher von Braun, then Technical Director of the Army Ordnance Guided Missiles Development Group at Redstone Arsenal, wrote of a large wheel-like space station in a 1,075-mile orbit. This station, made of flexible nylon, would be carried into space by a fully reusable three-stage launch vehicle. Once in space, the station's collapsible nylon body would be inflated much like an automobile tire. The 250-foot-wide wheel would rotate to provide artificial gravity, an important consideration at the time because little was known about the effects of prolonged zero-gravity on humans. Von Braun's wheel was slated for a number of important missions: a way station for space exploration, a meteorological observatory and a navigation aid. This concept was illustrated by artist Chesley Bonestell.