Weißbinden-Schattenkolibri

Weißbinden-Schattenkolibri

Weißbinden-Schattenkolibri (immatur)

Systematik
Klasse:Vögel (Aves)
Ordnung:Seglervögel (Apodiformes)
Familie:Kolibris (Trochilidae)
Unterfamilie:Eremiten (Phaethornithinae)
Gattung:Threnetes
Art:Weißbinden-Schattenkolibri
Wissenschaftlicher Name
Threnetes ruckeri
(Bourcier, 1847)

Der Weißbinden-Schattenkolibri (Threnetes ruckeri), auch Bindenschwanzeremit oder Bartkolibri genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das sich über die Länder Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Panama, Costa Rica, Nicaragua, Honduras und Belize erstreckt. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt.

Merkmale

Der Weißbinden-Schattenkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 10,2 cm, wobei der gebogene Schnabel ca. 3 cm ausmacht. Dabei hat er ein Gewicht von 5 g. Der Unterschnabel ist gelb mit einer schwarzen Spitze. Die Oberseite ist bronzegrün. Hinter dem Auge befindet sich ein schwarzer Tupf, der darüber von einem kurzen gelbbraunen und darunter von einem dickeren Strich begrenzt wird. Die Färbung der Kehle ist schwarz und geht im unteren Bereich der Kehle, der Brust und den Flanken ins Kastanienrot über. Diese wiederum geht in ein verblasstes Rötlich bis Grau am Rest der Unterseite über. Der dunkle grünschwarze Schwanz hat weiße Spitzen. Nur die zentralen Steuerfedern haben eine weiße Basis. Immature Weißbinden-Schattenkolibris haben eine gräuliche Kehle.[1]

Verhalten

Weißbinden-Schattenkolibris sind sogenannte Trapliner, d. h., sie fliegen regelmäßig in rascher Folge ganz bestimmte verstreute Blüten im Unterholz an. So gehören Helikonien und Costus zu ihren Nahrungsquellen, die sich selten über Augenhöhe befinden. In Costa Rica hat man sie beim Anstechen längerer, schlauchförmiger Blüten wie Korbmaranten (Calathea) beobachtet. Auch werden Insekten als Nahrungsquelle im Dickicht gesucht.[2]

Fortpflanzung

Die Männchen singen während der Balz auf niedrigen Zweigen sitzend, wobei sie beständig mit dem Schwanz hin und her wippen. Ihr Nest ist ein loser Kelch aus Würzelchen und Pflanzen, der von Spinnweben zusammengehalten wird und durch Helikonienblätter verkleidet ist. Nur die Weibchen übernehmen das Ausbrüten.[2] Im Nordwesten Kolumbiens wurden Weißbinden-Schattenkolibris von Januar bis Mai in Brutstimmung beobachtet.[1]

Lautäußerungen

Die Laute der Weißbinden-Schattenkolibris klingen wie ein hohes forciertes Tsiip, tik-tik-sit-ser-it, welches sie alle 5 Sekunden wiederholen. Hin und wieder geben sie auch eine Serie Pfiffe von sich, die vier bis fünf Sekunden dauert. Diese startet lebhaft und endet piepsig.[2]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet (grün) des Weißbinden-Schattenkolibris

Weißbinden-Schattenkolibris bewegen sich vorwiegend in dichtem Gestrüpp und Plätzen mit Helikonien in Sekundärvegetation und zugewachsenen Waldrändern. In ausgewachsenen Wäldern findet man sie praktisch nicht. Gelegentlich suchen sie Bananenplantagen und Hügellandschaften auf. Sehr oft sind sie an Bächen und anderen sonnenüberfluteten Habitaten zu finden, falls dort Helikonien vorkommen.[2]

Unterarten

Es sind drei Unterarten bekannt:[3]

  • Threnetes ruckeri ruckeri (Bourcier, 1847)[4] – Die Nominatform kommt im Norden und Westen Kolumbiens bis in den Osten Ecuadors vor.
  • Threnetes ruckeri venezuelensisCory, 1913[5] – Diese Unterart ist im Nordwesten Venezuelas verbreitet.
  • Threnetes ruckeri ventosusBangs &Penard, TE, 1924[6] – Diese Subspezies kommt im Osten Guatemalas über Belize bis nach Panama vor.

Die Unterart Threnetes ruckeri darienensisBangs &Barbour, 1922[7], die gelegentlich in der Literatur zu finden ist, gilt heute als Synonym.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Jules Bourcier beschrieb den Weißbinden-Schattenkolibri unter dem Namen Trochilus Ruckeri. Woher das Typusexemplar stammte, war ihm nicht bekannt.[4] Erst 1852 führte John Gould die Gattung Threnetes ein.[8][A 1] Erst später wurde auch der Weißbinden-Schattenkolibri der neuen Gattung zugeordnet. Dieser Name leitet sich vom griechischen θρηνητης, θρηνος, θρεομαιthrēnētēs, thrēnos, threomai für „Trauernder, klagen, kreischen“ ab.[9] Das Artepitheton ist dem britischen Geschäftsmann, Naturfreund und Kunstsammler Sigismund Rucker (1815–1890) gewidmet.[10] Ventosus leitet sich vom lateinischen ventus für „Wind“ ab und bedeutet „schnell wie der Wind“.[11] Venezuelensis bezieht sich auf das Land Venezuela[5], darienensis auf die Provinz Darién[12].

Literatur

  • Jules Bourcier: Description de quinze espèces Trochilidées du cabinet de M. Loddiges. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 15, 1847, S. 42–47 (biodiversitylibrary.org).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Étienne Mulsant, Édouard Verreaux: Histoire naturelle des oiseaux-mouches ou colibris constituant la famille des trochilidés. Band 1. Deyrolle, Paris 1874 (online).
  • Charles Barney Cory: Descriptions of twenty-eight new species and subspecies of neotropical birds. In: Publication Field Museum of Natural History (= Ornithological series). Band 1, Nr. 7, 1913, S. 283–292 (biodiversitylibrary.org).
  • John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band 1, Lieferung 4. Taylor and Francis, London 1856 (online).
  • Outram Bangs, Thomas Edward Penard: The identity o f Trochilus ruckeri Bourcier. In: Occasional papers of the Boston Society of Natural History. Band 5, 1924, S. 77–78 (biodiversitylibrary.org).
  • Outram Bangs, Thomas Barbour: Birds from Darien. In: Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Band 65, Nr. 6, 1922, S. 191–229 (biodiversitylibrary.org).
  • Frederick Herschel Waterhouse: The dates of publication of some of the zoological works of the late John Gould, F.R.S. R. H. Porter, London 1885 (online).
  • Steven Leon Hilty, William Leroy Brown: A guide to the birds of Colombia. Princeton University Press, Princeton 1986, ISBN 978-0-691-08372-8 (books.google.de).
  • Steven Leon Hilty, John A. Gwynne, Guy Tudor: Birds of Venezuela. Princeton University Press, Princeton 2002, ISBN 978-0-691-09250-8 (books.google.de).

Weblinks

Commons: Weißbinden-Schattenkolibri (Threnetes ruckeri) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Steven Leon Hilty u. a. (1986), S. 251.
  2. a b c d Steven Leon Hilty u. a. (2003), S. 391.
  3. IOC World Bird List Hummingbirds
  4. a b Jules Bourcier, S. 46.
  5. a b Charles Barney Cory, S. 286.
  6. Outram Bangs u. a. (1924), S. 77.
  7. Outram Bangs u. a. (1922), S. 204.
  8. John Gould (1852), S. 95f.
  9. James A. Jobling, S. 385.
  10. Étienne Mulsant u. a., S. 49.
  11. James A. Jobling, S. 400.
  12. Outram Bangs u. a. (1922), S. 191.

Anmerkungen

  1. Laut Frederick Herschel Waterhouse S. 55 erschienen die Tafel 13 und 15 als Teil der Lieferung 4 aus dem Jahre 1852. Hier ordnete Gould den Orangekehl-Schattenkolibri (Threnetes leucurus (Linnaeus, 1766)) und Threnetes antoniae (Bourcier &Mulsant, 1852), ein Synonym für den Rußschattenkolibri (Threnetes niger (Linnaeus, 1758)), der Gattung zu.

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Band-tailed Barbthroat (Threnetes ruckeri).jpg
Autor/Urheber: Michael Woodruff from Spokane, Washington, USA, Lizenz: CC BY-SA 2.0

A Band-tailed Barbthroat (Threnetes ruckeri) at Rio Silanche (PVM), NW Ecuador

3/9/2007
Threnetes ruckeri map.svg
Autor/Urheber: Cephas, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Distribution map of Band-tailed Barbthroat