Wasserrutsche

Wasserrutschenturm im Tropical Islands
Wasserrutschen im Freizeitpark Rasti-Land
Rutsche im Wasserpark Serena
Rutsche im Calypso Park
Extremform in Alberta, Kanada
Eine Röhrenrutsche aus Kunststoff
Einfache Wasserrutsche

Eine Wasserrutsche auch Riesenrutsche (umgangssprachlich) ist eine spezielle Art der Rutsche, bei der die Reibung der rutschenden Person durch das in der Rutsche fließende Wasser reduziert wird.

Wasserrutschen findet man hauptsächlich in Wasserparks, Schwimm- und Freibädern, vereinzelt aber auch in Freizeitparks.

Funktionsprinzip

Am Ende der Wasserrutsche befindet sich ein Auffangbecken oder das Schwimmbecken. Daraus wird Wasser durch Rohrleitungen zum Beginn der Rutsche gepumpt, wo es in die Rutsche gelangt. Es gibt Wasserrutschen als Röhren oder als Rinnen. Zur Sicherheit sind bei manchen Rutschen, meist jedoch bei geschlossenen Rutschen, Ampelanlagen installiert, die den Sicherheitsabstand zwischen den rutschenden Personen regeln und so Unfällen vorbeugen sollen.

Rutschentypen

Wasserrutschen bzw. Rutschen allgemein werden in drei Rutschentypen eingeteilt:

1. Die Kastenrutsche (ein gerader Boden mit zwei aufrechten Seitenwangen): Sie ist der am häufigsten vorkommende Rutschentyp der vor allem bei Spielplatzrutschen Anwendung findet. Aber auch bei Hochgeschwindigkeitsrutschen, den sogenannten Freifallrutschen, wird dieser Rutschentyp eingesetzt, da diese aus Sicherheitsgründen meist nur mit einem geraden Verlauf geführt werden können.

Die Kastenrutschen werden in drei verschiedenen Ausführungen gefertigt: Rutschenboden als schräge Ebene, als schräge Ebene mit Welle oder als Brachistochrone geformt (auch als Parabolrutsche bezeichnet).

2. Die Halbschalenrutsche (offene Mulde). Sie findet meist dann Verwendung, wenn zusätzlich Kurven gebaut werden sollen. Aufgrund der vielen Möglichkeiten an Kurvenkombinationen und der damit einhergehenden Rutschenlänge bietet dieser Rutschentyp ein besonders lang andauerndes und kurvenreiches Rutscherlebnis.

3. Die Tunnelrutsche (geschlossene Röhre). Sie stellt eine Steigerung der Halbschalenrutsche dar. Tunnelrutschen bringen zusätzlich, sofern sie abgedunkelt bzw. lichtundurchlässig sind, den abenteuerlichen Kick des „Black-Hole-Effekts“ mit sich, bei dem die Nutzer den Rutschenverlauf nicht sehen, sondern lediglich spüren bzw. erahnen können. Dieser Rutschentyp wird vor allem bei hohen Abgangshöhen eingesetzt, da es sich hier um ein geschlossenes System handelt und damit das Herausfallen der Rutschenden ausgeschlossen werden kann.

Ausführungen

Konventionell

Die meisten Rutschen werden aus GFK hergestellt, einige Rutschen werden auch aus Edelstahl produziert. Aus den Jahren 1960/70 stammende Rutschen bestanden aus Stahlbeton; die bewässerten Rutschfläche waren dabei kunststoffbeschichtet oder in Kunststein ausgebildet.

Neben den klassischen Rutschen, den sogenannten „Bodyslides“, gibt es auch Reifenrutschen, bei denen die Passagiere alleine oder mit anderen Personen zusammen einen Reifen nutzen. Des Weiteren gibt es gerade in Freizeitparks häufig Versionen, in denen kleine Gummiboote benutzt werden, so dass die Nutzung in normaler Kleidung ermöglicht wird.

Wird eine Röhrenrutsche abgedunkelt, spricht man von einer „Black-Hole-Rutsche“. Diese Rutschen werden zudem oft mit Licht- oder Toneffekten und manche auch mit einem Wasservorhang ausgestattet.

Ausgefallen

Loopingrutschen: Zurzeit noch selten sind sogenannte Looping-Rutschen, die einen Looping enthalten, der im Gegensatz zu normalen Achterbahn-Loopings allerdings eher schräg und nicht so steil ist, was einer schrägen Aufwärtshelix entspricht. Durch diese Bauweise wird eine geringere Geschwindigkeit benötigt, was das Verletzungsrisiko minimieren soll. Damit eine Looping-Rutsche zugelassen wird, muss sich vor jedem Looping ein Notausstieg befinden, wodurch die Rutsche verlassen werden kann, falls der Looping nicht geschafft wird. Zudem darf ein Anpressdruck von 2,6g (Gravitation + Zentripetalbeschleunigung) nicht überschritten werden.

Doppelloopingrutsche: Im österreichischen Erlebnisbad Wave in Wörgl steht die erste Doppellooping-Wasserrutsche der Welt. Bei dieser Rutsche, genannt L2, startet man auf 25 Metern Höhe im sogenannten Raketenstartmodus: Eine Falltür öffnet sich und schickt den Rutschenden in eine Röhre, in der er eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 65 km/h erreichen kann. Darauf folgen die beiden Loopings, in denen man zuerst sieben und dann 3,5 Meter nach oben gewirbelt wird. Weitere Doppelloopingrutschen befinden sich im Miramar in Weinheim und im Kristallbad Palm Beach in Stein (nähe Nürnberg). Letztere wurde im Dezember 2012 eröffnet und ist das höchste Modell seiner Art in Europa[1][2]

Trichterrutsche: Bei dieser Rutsche wird der Benutzer in einer Turborutsche beschleunigt und gelangt dann in einen großen kesselförmigen Rutschentrichter, in dem er sich in kreisförmigen Bewegungen dem Loch in der Mitte des Trichters nähert und dann in ein darunter liegendes Wasserbecken fällt.[3]

Schanzenrutschen: Ebenfalls findet man auch nur sporadisch sogenannte Flug- oder Sprungrutschen. Dabei ist die Röhre häufig nur ein kurzer, steiler Abschnitt und den Rest (meistens nur einige Meter) springt oder „fliegt“ man anschließend. Aus Sicherheitsgründen besteht die Aufprallfläche häufig aus einem elastischen Material.

Pendelrutschen: Immer populärer werden auch sogenannte Pendelrutschen. Die Pendelrutschen können mit wenigen großen Pendelbewegungen geführt werden oder mit vielen kleinen, wie zum Beispiel in einer Halfpipe. Diese Rutschen werden sowohl als Körper- als auch als Reifenrutschen ausgeführt.

Master Blaster: Master-Blaster-Rutschen sind Reifenrutschen, bei denen durch starke Wasserdüsen der Rutscher – im Reifen sitzend – bergauf „geschossen“ wird. Eine solche Rutsche befindet sich zum Beispiel im Freizeitbad Aquana in Würselen,[4] im Schenkenseebad in Schwäbisch Hall, im Aqualand in Köln und in der Therme Erding. Im AquaMagis Plettenberg wird unter dem Namen 'Storm-Force 1' auf starken Wind zur horizontalen Fortbewegung zurückgegriffen.[5]

Wildwasserbach: Einige Rutschenhersteller liefern Wildwasserflüsse oder -bäche. Dabei handelt es sich um meist außen verlegte offene Rutschen, die eine Kombination aus halbschalenförmigen und kastenförmigen Rutschensegmenten darstellen. Durch enge Kurven, sehr starken Wasserfluss und plötzliche Tiefen oder Strömungen kann man auch ohne großen Höhenunterschied interessante Verläufe finden.

Lazy River: Dies ist ein Strömungskanal, der im Gegensatz zum Wildwasserbach nur ein sehr geringes oder gar kein Gefälle aufweist, wodurch die Strömung sehr langsam ist. Wird oft mit Reifen oder anderen aufblasbaren Auftriebshilfen benutzt. Ein Beispiel ist der Lazy River „Snorri’s Saga“ im Wasserpark Rulantica.

Wasserrutsche aus Plastikfolie

Rutschfolie für Privatgebrauch

Für den Privatgebrauch sind spezielle Plastikfolien mit Düsen zur Benetzung mit Wasser erhältlich, die an den Gartenschlauch angeschlossen beispielsweise in Spielzentren oder im Garten für Kinder als einfache Wasserrutsche dienen können. Die Folie benötigt eine ausreichend ebene Fläche, eventuell mit etwas Gefälle als Untergrund. Rutschfolie sollte nur zeitweise auf einem Stück Wiese liegen, um deren Wachstum nicht zu ersticken.

Rekorde

Die höchste Wasserrutsche der Welt ist die im Juli 2014 eröffnete Anlage Verrückt im Schlitterbahn Waterpark von Kansas City, USA.[6] Ihre im Guinness-Buch der Rekorde vermerkte Startpunkthöhe von 51,4 m entspricht knapp der freien Fallhöhe der Niagarafälle und ist höher als das Haupt der Freiheitsstatue. Nach einem tödlichen Unfall im August 2016 wurde die Anlage geschlossen. Zuvor war lange Zeit die 42 m hohe Anlage Captain Spacemaker im italienischen Freizeitpark Aqualandia von Jesolo bei Venedig Rekordhalter.

Am 27. September 2019 eröffnete im Escape Park auf der Insel Penang im Nordwesten von Malaysia der derzeitige Rekordhalter. Mit einem Höhenunterschied von 70 m geht es über 1140 m weit durch den Urwald. Der Start der Strecke wird über eine Seilbahn erreicht. Eine Fahrt auf der Rutsche dauert ca. vier Minuten.[7] Die Höhe über dem Boden ist auf der ganzen Fahrt so gering, dass die Rutsche vollkommen als oben offene Rinne ausgeführt werden konnte.

Weblinks

Commons: Wasserrutsche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. diewildsau.com Die Doppellooping-Wasserrutsche L2
  2. tirol.orf.at Weltneuheit ab Februar in Wörgl, 24. Jänner 2010
  3. Rutschanleitungen richtig deuten (Memento vom 7. März 2011 im Internet Archive)
  4. Archivlink (Memento vom 8. März 2010 im Internet Archive), 21. April 2010
  5. https://www.aquamagis.de/rutschen-action.html#storm-force-1
  6. https://www.berliner-kurier.de/news/gigantisch--hoeher-als-die-freiheitstatue--rekord-wasserrutsche-in-den-usa-eroeffnet-4387446?originalReferrer=https://de.wikipedia.org/
  7. Die längste Wasserrutsche der Welt hat eröffnet, 27. September 2019

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Children on water slide at Our Community Place Lawn Jam in Harrisonburg, Virginia (June 28, 2008).
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Tube slide in water park Serena in Espoo, Finland.
Zipping down with slugs (Calypso Park).jpg
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Super, rubber, blue slugs mind at the Calypso Waterslide Park.
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Varaždinske Toplice (Croatia) - water slide
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Tropical Islands, Wasserrutsche
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Rastiland Wasserrutschen
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