Walther Flaig

Walther Flaig (geboren 16. August 1893 in Aalen; gestorben 20. August 1972 in Bludenz, Österreich) war ein deutsch-österreichischer Alpenpublizist.

Leben

Walther Flaig wuchs in Stuttgart auf. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg und wurde schwer verletzt. Nach dem Krieg schloss er 1921 das Studium zum Diplomlandwirt an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim ab, seinen Beruf fand er aber in den Bergen. Er heiratete 1922 die Vorarlbergerin Hermine Rüdesser (1901–2000) aus Schruns, sie hatten zwei Kinder. Hermine Flaig[1][2] war eine gute Bergsteigerin, Kletterin und Mitarbeiterin bei den Tourenbeschreibungen, die Walther Flaig, so nannte er sich fortan, unter seinem Namen herausgab. Sie wohnten zunächst in Bürserberg und dann in Gargellen. Flaig unterstützte ab 1921 den Präsidenten der Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins und fanatischen Antisemiten Eduard Pichl, einen Arierparagraphen im gesamten Deutschen und Österreichischen Alpenverein durchzusetzen.

Die Familie Flaig zog 1929 in die Schweiz nach Klosters, wo er als PR-Berater für Schweizer Tourismusorganisationen arbeitete und sich in der Schweiz einen Namen machte. Am 1. Juni 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.799.182)[3], angeworben vom Leiter der Schweizer NSDAP/AO Wilhelm Gustloff. Nach dem Attentat auf Gustloff 1936 verlor Flaig allerdings wegen seiner offen gezeigten nationalsozialistischen Gesinnung Aufträge und zog um nach Vaduz und 1939 nach Bludenz, das mit dem Anschluss Österreichs nunmehr im Deutschen Reich lag. Flaig war mit dem nationalsozialistischen Gebirgsjäger und Wehrmachtsgeneral Helmut Dietl befreundet. Im Jahr 1941 wurde Flaig im Rang eines Hauptmanns der Reserve eingezogen und arbeitete in der Abwehrstelle (Ast) Salzburg als Agentenführer für das Operationsgebiet Schweiz. Als seine Agentenzelle jüdischen Fluchthelfern im besetzten Polen auf der Spur war, denen Ausweispapiere aus der Schweiz zugespielt wurden, flog diese auf, und Flaig wurde von einem Schweizer Gericht in Abwesenheit zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt, und es wurde ein lebenslanges Einreiseverbot verfügt. Dieses wurde nach dem Krieg nicht aufgehoben und von Flaig auch nicht gerichtlich angefochten.

Flaig verzeichnete fünfzig Erstbegehungen in der Silvretta und im Rätikon, er schrieb Dutzende von Gebietsführern, Skitourenführern und Bergbüchern, Standardwerke über Lawinen und über Gletscher, führte Ausbildungskurse durch und hielt Vorträge. Er schuf touristische Markennamen wie Bernina - Festsaal der Alpen und Alpenpark Montafon.

Schriften (Auswahl)

  • Walther Flaig, Hermine Flaig: Alpenpark Montafon : Führer und kleine Heimatkunde der Talschaft Montafon in Vorarlberg, Österreich. Schwarzach : Ruß, 1998, 13., verm. und verb. Aufl.
  • Walther Flaig, Günther Flaig: Berninagruppe : Gebietsführer für Wanderer, Bergsteiger und Hochalpinisten. München : Bergverl. Rother, 1997, 11., verb. Aufl.
  • Silvretta : ein Führer für Täler, Hütten und Gipfel. München : Bergverlag Rother, 1996
  • Bregenzerwaldgebirge : ein Führer für Täler, Hütten und Berge. München : Bergverlag Rother, 1977

Literatur

  • Jürg Frischknecht: Walt(h)er Flaig: „Schweizer Zeitgenosse“ lässt in der Schweiz spionieren. In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Baden-Württemberg, Band 5: NS-Belastete aus dem Bodenseeraum. Gerstetten : Kugelberg, 2016 ISBN 978-3-945893-04-3, S. 103–114

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Literatur von und über Hermine Flaig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  2. Edith Hessenberger: (Keine) Frauen in der Silvretta. Die Ausnahmebergsteigerin Hermine Flaig. In: Michael Kasper, Martin Korenjak, Robert Rollinger, Andreas Rudigier (Hrsg.): Alltag - Albtraum - Abenteuer : Gebirgsüberschreitung und Gipfelsturm in der Geschichte. Wien: Böhlau, 2015 ISBN 978-3-205-79651-0, S. 273–283, doi:10.7767/9783205793960-019.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/9040212