Walter Müller-Seidel

Walter Müller-Seidel (* 1. Juli 1918 in Schöna, Sachsen; † 27. November 2010 in München) war ein deutscher Germanist.[1]

Leben

Müller-Seidel studierte in Leipzig und wurde 1949 in Heidelberg, wo er Assistent Paul Böckmanns war, mit einer Dissertation über „Das Pathetische und Erhabene in Schillers Jugenddramen“ promoviert. Seine Habilitationsschrift galt Heinrich von Kleist. 1960 wurde er an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1986 lehrte.[2]

Müller-Seidel war seit 1974 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[3] 1996 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[4] Sein Kerngedanke in der Lehre war in Anlehnung an Martin Buber „Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch“[5][6]

Walter Müller-Seidel war verheiratet mit der Althistorikerin Ilse Müller-Seidel (1918–2011).[7]

Schriften (Auswahl)

  • Versehen und Erkennen. Eine Studie über Heinrich von Kleist. Böhlau, Köln/Graz 1961.
  • Probleme der literarischen Wertung. Über die Wissenschaftlichkeit eines unwissenschaftlichen Themas. Metzler, Stuttgart 1965; 2., durchgesehene Auflage, ebenda 1969.
  • Kleists Aufsatz über das Marionettentheater. Studien und Interpretationen. Als Herausgeber. Schmidt, Berlin 1967 (enthält als Nachdruck Hanna Hellmann: Über das Marionettentheater. S. 17–31).
  • Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland. Metzler, Stuttgart 1975.
  • Die Geschichtlichkeit der deutschen Klassik. Literatur und Denkformen um 1800. Metzler, Stuttgart 1983.
  • Arztbilder im Wandel. Zum literarischen Werk Schnitzlers. Vortrag gehalten am 3. November 1995. Beck, München 1997, ISBN 3-7696-1594-8.
  • Friedrich Schiller und die Politik. Nicht das Große, nur das Menschliche geschehe. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57284-5.
  • Die Deportation des Menschen. Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“ im europäischen Kontext. Fischer, Stuttgart 1987. ISBN 3-596-26885-0.

Ehrungen

1989 erhielt Müller-Seidel die höchste Auszeichnung der Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V., die Goldene Goethe-Medaille.[8] Von der Technischen Universität Dresden erhielt er 2004 den Ehrendoktortitel.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Kanzog: In memoriam Walter Müller-Seidel. (PDF) In: Kleist-Jahrbuch 2011. Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft e. V., abgerufen am 27. April 2015.
  2. Walter Müller-Seidel. Biographisches. In: Walter Müller-Seidel. Abgerufen am 17. April 2020.
  3. Walter Müller-Seidel Nachruf von Helmut Pfotenhauer im Jahrbuch 2010 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (PDF-Datei).
  4. Verzeichnis der Mitglieder. In: Jahrbuch der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Band 2011, Nr. 1, 2012, S. 48.
  5. Anna Axtner-Borsutzky: Walter Müller-Seidels fragmentarischer Erinnerungsbericht – Autobiografik und Wissenschaft im 20. Jahrhundert. Dissertation: LMU München Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, 2021, zum Druck im Peter Lang-Verlag, Bern 2021 (= Mikrokosmos)
  6. Anna Axtner-Borsutzky: Walter Müller-Seidel als Autobiograph, in: Offener Horizont 5, 2018, S. 287–303.
  7. Traueranzeige für Ilse Müller-Seidel
  8. Ehrungen. Prof. Dr. Walter Müller-Seidel, München,18.05.1989. Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V., abgerufen am 27. April 2015.
  9. Ehrenpromovenden der TH/TU Dresden. Technische Universität Dresden, abgerufen am 3. Februar 2015.