Walter Köstenbauer

Walter Köstenbauer

Walter Köstenbauer (* 5. Juni 1956 in Weiz, Steiermark) ist ein österreichischer Maler, Grafiker, Mixed Media-, Fotografie-, Projekt-, Objekt- und Installations-Künstler.[1]

Leben und Werk

Herkunft und Ausbildung

Walter Köstenbauer wurde 1956 in Weiz geboren. Nach seiner Reifeprüfung am Bundesgymnasium Weiz 1974 studierte er von 1974 bis 1979 in der Meisterklasse von Wolfgang Hollegha an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seit 1981 lebt er in Graz.[1][2]

Künstlerischer Werdegang

Die „Steinzeit“

Mehr als zehn Jahre lang bestimmen Fels und Stein die Malerei Walter Köstenbauers. In seinen Arbeiten (meist Mischtechniken auf Papier) konzentriert er sich dabei weniger auf das Abbilden, als auf das Interpretieren und Deuten dieser „stummen Zeugen“, die jenseits des menschlichen Zeitgefühls existieren. Themenbezogene Zitate aus Religion, Mythologie, Literatur und Wissenschaft sind treibende Kräfte für seine Arbeit, die sich in einem interessanten Spannungsfeld zwischen Naturalismus und Abstraktion bewegt. Mehr Inspiration und Ansporn als während der Akademie-Jahre erhält er dabei durch die vielen Künstlerbekanntschaften, die ab 1987 durch den freundschaftliche Kontakt mit Maria und Thomas Mark („Galerie artmark“) ermöglicht werden. In diesen Jahren schließt er auch eine nachhaltige Freundschaft zu Hannes Schwarz, seinem ehemaligen Kunsterzieher am Bundesgymnasium in Weiz. Dessen anerkannte künstlerische und (kunst)philosophische Qualität beeinflussen in den späten 1980er Jahren Köstenbauers Werk in Theorie und Praxis.

Neue Wege

Im Sommer 1994 „befreit“ sich Köstenbauer vom selbst-gewollten Themenzwang. „Ende der Steinzeit“ heißt der programmatische Titel einer Ausstellung im Kreuzgang des Klosters in Frohnleiten bei Graz. Es folgen zwei Jahre des Suchens und des Experimentierens. Das Verwenden von zufällig Gefundenem (Objet trouvé) lässt sich als gemeinsamer Nenner in jener Zeit erkennen.

1996 unternimmt Köstenbauer eine dreimonatige Studienreise durch Australien und bekommt durch die Farben und physischen Merkmale der trockenen, weiten Landschaften im Landesinneren wichtige Impulse für seine Arbeit. Mit besonderem Interesse beschäftigt er sich (bis heute) mit der Kultur der Aborigines, insbesondere mit deren bildnerischem Schaffen. Diese Erfahrungen arbeitet der Künstler innerhalb der folgenden zwei Jahre auf.

Mit der Zeit schwächen sich die intensiven Erinnerungen an Australien ab und die Bildinhalte verlieren an Bedeutung. Ab 1998 verselbstständigen sich die Kompositionen und die „reine“ Malerei rückt in den Mittelpunkt. In seinen Arbeiten (hauptsächlich Öl auf Leinen) konzentriert sich der Maler ausschließlich auf das Zusammenspiel von Farben und Rhythmen, auf das Entwickeln von abstrakten Formen und das netzartige Überlagern und Aufbrechen von Strukturen.

Installationen, Objekte, Langzeitprojekte, Konzepte

In den nächsten Jahren entstehen immer öfter auch dreidimensionale und konzeptuelle Arbeiten. Objekte und temporäre Projekte treten gleichberechtigt an die Seite der Malerei. Die Langzeitprojekte „Errettung des Tafelbildes“ (seit 1995) und „ent.tarnung.mensch“ (seit 2002) sind zu umfassenden Werkgruppen angewachsen. Mit ironischen Variationen über die „ewige Problematik“ der Magritte’schen Pfeifendarstellungen gewinnt der Künstler 2006 den oststeirischen Skulpturen-Wettbewerb „Das Lachen in der Kunst“.

2007 realisiert Köstenbauer seine lang gehegte Idee der „Buenos Dias“ (eine humorvolle Anspielung auf das dafür notwendige Rohmaterial): „Buenos Dias“, das sind durch Schmelzen, Ätzen, Ritzen, Schaben, Färben usw. händisch manipulierte Dias, die in Folge digitalisiert, in kleinster Auflage (maximal 5 Stück) auf Fotoleinen gedruckt und auf Keilrahmen aufgespannt werden.

Im selben Jahr entstehen auch sozialkritische Miniaturen, die dann 2008 auf der 9th „International Biennal of Miniature Art“ in der „Modern Gallery of the Cultural Centre“ in Gornji Milanovac/Serbien gezeigt werden. Köstenbauers begleitende, einstündige Aktion working.class.hero[3] (in Anlehnung an das gleich lautende Lied von John Lennon[4]) im Rahmen der Eröffnung wird vor Ort vom russischen Medienkünstler dokumentiert und als 8-minütiges Video auf YouTube ins Internet gestellt.

Grafik, Malerei

Nach verstärkter Fokussierung auf temporäre Projekte im öffentlichen Raum erlangen seit 2012 Malerei und Grafik wieder Vorrangstellung im Werk von Walter Köstenbauer. Einladungen zu internationalen Kunstsymposien in Slowenien und Italien tragen zur Intensivierung dieser Entwicklung bei. 2013 bekommt er beim Wettbewerb „Minimalia 2“ in Umbrien, an dem Künstler aus 10 Nationen beteiligt waren, für seine Einreichung einen der 3 Hauptpreise zugesprochen.[5] In vielen Bildern erahnt man des Künstlers intensive und jahrelange Auseinandersetzung mit der Materie Stein, sodass sich hier nun ein weiter Kreis zu schließen beginnt.

Seit 2016

Anlässlich seines 60. Geburtstags präsentiert Köstenbauer eine „Trilogie“, bestehend aus drei Ausstellungen mit unterschiedlichen Konzepten simultan an drei verschiedenen Stätten – in der Hofgalerie in Graz, im Kunsthaus in Weiz und im MiR-Museum in Gleisdorf. Die Kleine Zeitung präsentiert den Multiartisten aus diesem Grund am 31. März 2016 als „Steirer des Tages“.[6] Zugleich erscheint auch der umfassende Katalog „Walter Köstenbauer – Rough Guide to 30 Years of Artwork“ mit Beiträgen von Otto Breicha, Erwin Fiala, Roman Grabner, Hermann Glettler, Wilhelm Hengstler, Kurt Herler und anderen.[7]

Im Juni 2017 versammelt Köstenbauer 14 Künstler und Künstlerinnen aus Amsterdam, Berlin, Wien und Graz zu einer gemeinsamen Schau in der ORF-Steiermark-Funkhausgalerie. Trotz der unterschiedlichen Lebenswege und Arbeitsmethoden waren alle Beteiligten einst Schüler und Schülerinnen Walter Köstenbauers am Akademischen Gymnasiums Graz, wo dieser bis 2018 (seit 1996 nur noch teilzeitlich) unterrichtete. Mit dabei: Clara Maria Bacher, Leonie Bramberger, Wilfried Gerstel. Gerald Hartwig, ILA (in frühen Jahren Köstenbauers Schüler in Leoben), Gerda Jaritz, Franz Konrad, Clemens Luser, Constantin Luser, Barbara Philipp, Lisa Pock, Andrea Ressi, Julia Seiler und Philipp Wegan. Die Ausstellung mit dem Titel „Unterwegs – die Zweite“ ist zugleich der Auftakt zum 444-jährigen Gründungsjubiläumsjahr des Akademischen Gymnasium Graz.[8] Rezensionen dazu finden sich in der Steiermark-Ausgabe der Kronen Zeitung vom 15. Juli 2017, in der Kulturzeitschrift 80[9] und in der Kleinen Zeitung vom 6. August 2017, wobei Walter Titz den Kunsterzieher Köstenbauer als „Kunstzulasser“ bezeichnet.[10] Arbeiten Köstenbauers sind von 8. September bis 14. Oktober 2017 Teil der Jubiläumsausstellung 30 Jahre artmark der renommierten Wiener Kunst-Galerie artmark galerie.[11]

Einzelnachweise

  1. a b Aktuelle digitale Visitenkarte über Walter Köstenbauer am Kulturserver Graz auf kultur.graz.at
  2. Seite über Walter Köstenbauer auf www.galeriecentrum.net
  3. working.class.hero. A Performance by Walter Köstenbauer auf Youtube
  4. Seite Working Class Hero auf en.wikipedia.org
  5. Seite über die Minimalia auf www.eventiesagre.it
  6. Steirer des Tages: Ausstellungs-Trilogie zum 60. Geburtstag, kleinezeitung.at vom 31. März 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  7. Walter Köstenbauer: Rough Guide to 30 YEARS OF ARTWORK (Memento vom 10. September 2017 im Internet Archive).
  8. „Unterwegs - die Zweite“ im Funkhaus, steiermark.orf.at vom 4. Juni 2017, abgerufen am 6. August 2017.
  9. „15 steirische Künstlerpositionen in der ORF-Funkhausgalerie: Unterwegs – die Zweite“, achtzig.com, abgerufen am 9. September 2017.
  10. Walter Titz: „Über die Kunst der Kunstzulassung“, Kleine Zeitung vom 6. August 2017, S. 62.
  11. 30 Jahre artmark, artmark-galerie.at, abgerufen am 9. September 2017.

Weblinks

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