Währungsunion

Aktuell existierende Währungsunionen (siehe unten)

Die Währungsunion ist in der Außenwirtschaftstheorie und Wirtschaft ein Wechselkurssystem, bei dem sich Währungsräume (Staaten) zum Zwecke der Bildung einer gemeinsamen Währung (Gemeinschaftswährung) zusammenschließen.

Allgemeines

In einer Währungsunion wird von mindestens zwei Staaten eine gemeinsame Währung geführt.[1] Staaten mit unterschiedlichen Währungen, die miteinander intensiven Außenhandel betreiben, sehen sich dem Problem gegenüber, dass sich durch Wechselkursschwankungen die Kaufpreise bei Exporten und Importen ständig verändern können und die Kalkulation für Exporteure und Importeure erschwert wird. Befinden sich die Ex- und Importe zwischen zwei Staaten nicht im Gleichgewicht, so sind mittelfristig Auf- und Abwertungen unvermeidlich. Um die hieraus resultierenden Transaktionskosten aus Wechselkursunsicherheiten zu vermeiden, können sich Staaten zu einer Währungsunion zusammenschließen. Sie stellt einen supranationalen Wirtschaftsraum dar, bei dem die Grenzen für einen freien Güter- und Geldverkehr offen sind und in welchem zwischen den Währungen ein festes Wechselkurssystem oder sogar eine Einheitswährung existiert.[2]

Geschichte

Als erste Währungsunion gilt der Zusammenschluss der griechischen Stadtstaaten Athen und Sparta zum Ende des 5. Jahrhunderts vor Christus.[3]

In der Gründerzeit entstand als erste Währungsunion ab Januar 1857 die deutsch-österreichische Münzunion, die lediglich bis 1867 hielt.[4] Es folgte im Dezember 1865 die Lateinische Münzunion („Union Latine“) zwischen Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Griechenland, sie hielt bis 1927. Im Dezember 1867 folgte die Währungsunion zwischen Österreich-Ungarn, die im Oktober 1918 aufgelöst wurde. Im Dezember 1872 entstand die Skandinavische Währungsunion zwischen Schweden, Dänemark und Norwegen, die bis 1924 bestand.[5] Sie begann als Münzunion, erst 1894 erhielten auch die Banknoten den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels in jedem angeschlossenen Land.

Die Kronenzone verband ab 1918 Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien, Polen und Italien,[6] hatte aber nur bis 1920 Bestand. Es folgte im Dezember 1922 die Belgisch-Luxemburgische Wirtschaftsunion (französisch Union Économique Belgo-Luxembourgoise) zwischen Luxemburg und Belgien, die bis zur Einführung des Euro im Januar 2002 galt. 1923 schlossen sich Großbritannien und Irland zu einer Währungsunion zusammen, die 1974 aufgelöst wurde.[7] Im selben Jahr 1923 folgte das Fürstentum Liechtenstein, das den Schweizer Franken als offizielles Zahlungsmittel einführte.[8] Seit 1925 besteht zwischen Monaco und Frankreich eine vertragliche Währungsunion, nach der der Banque de France das Recht zur Geldpolitik für den gemeinsamen Währungsraum zufällt, darüber hinaus jedoch auch Vereinbarungen zur Bankenaufsicht getroffen wurden.[9]

Mitglieder der Eurozone

Der Werner-Plan vom Oktober 1970 empfahl die Umsetzung einer europäischen Währungsunion in drei Stufen bis Dezember 1973[10] und gilt als gedankliche Grundlage der im Januar 1990 eingeführten Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Die sehr kurz dauernde Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR begann im Juli 1990 und endete mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Die Eurozone als Teil der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion begann im Januar 1999, im Januar 2002 wurde mit der Einführung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel die Währungsunion vollzogen.

Die Währungssysteme der Währungsunionen unterschieden sich erheblich.[11]

Bei Münzunionen gab es lediglich die gegenseitige Anerkennung der Münzen, nicht jedoch der Banknoten. Die meisten Währungsunionen der Geschichte beruhten auf Parallelwährungen.

Arten

Es gibt vier Möglichkeiten, die eigene Währung an eine bedeutendere Währung oder an eine bereits vorhandene Währungsunion zu binden:[12]

Freies Floating ist keine Währungsbindung, die Zentralbank interveniert bei Bedarf. Die härteste Form ist die Währungsunion, alle weiteren Systeme sind schwächer und leichter revidierbar.

Keine Währungsunion im engeren Sinne liegt vor, wenn zwischen den zusammenschließenden Staaten die nationalen Währungen und das Währungsmonopol erhalten bleiben und als Parallelwährungen lediglich zu einer Interzirkulationsunion führen.[14] Die Währungen eines jeden Unionsmitglieds bleiben unverändert nebeneinander bestehen. Bei einer echten Währungsunion dagegen werden die nationalen Währungen zu Gunsten einer einheitlichen Währung aufgegeben. Diese kann die Währung einer der Partnerstaaten sein, die Währung eines Drittlandes oder eine neu geschaffene Währung.

Wirtschaftliche Aspekte

Mit der Analyse einer Währungsunion und der ökonomisch sinnvollen Größe von Währungsräumen befasst sich die Theorie optimaler Währungsräume.[15] Sie untersucht unter anderem, ob es ökonomisch sinnvoll ist, eine bestehende Währungsunion durch Aufnahme weiterer Partnerstaaten zu erweitern. Auch die Erkenntnisse der Klubtheorie können hierbei herangezogen werden.

Das Kursrisiko der Wechselkurse und ein großer Teil der Transaktionskosten (Unterschiede zwischen Geldkursen und Briefkursen bei Devisen, Kurssicherungskosten) entfallen bei einer Währungsunion, doch wirken sich nationale Wirtschafts- und Währungspolitik in dem Integrationsraum voll aus und berühren deshalb die Interessen der angeschlossenen Partnerstaaten.[16] Letztlich muss eine gemeinsame, harmonisierte Wirtschafts- und Währungspolitik aller Partnerstaaten betrieben werden. Dazu bedarf es in der Währungsunion einer gleichgerichteten ökonomischen Entwicklung (Wirtschaftswachstum, Lebensstandard, Preise, Beschäftigung, Produktivität, Wirtschaftsstruktur, Außenbeitrag).[17]

Asymmetrische Schocks treffen die Mitgliedstaaten einer Währungsunion solange unterschiedlich hart, wie es keine gemeinsame Geldpolitik gibt. Aber selbst damit können Schocks sich noch unterschiedlich auswirken, da jeder Staat auch unterschiedliche Handelsbeziehungen mit Staaten außerhalb der Währungsunion unterhält.[18]

Die Geschichte lehrt, dass sich alle Währungsunionen zwischen souverän bleibenden Staaten in wenigen Jahren auflösten, weil sie oft an endogenen Systemmängeln litten.[19] Lediglich die Skandinavische Münzunion zerbrach am exogenen Ereignis des Ersten Weltkriegs.

Währungsunionen

Historisch

WährungsunionWährungWechselkurssystemBeginnEndeMitgliedstaaten
Lateinische MünzunionWechselkursunion
mit Parallelwährungen
18651926Belgien Belgien, Frankreich Frankreich, Italien Italien, Schweiz Schweiz, Griechenland Griechenland
Skandinavische WährungsunionWechselkursunion
mit Parallelwährungen
18721924Danemark Dänemark, Norwegen Norwegen, Schweden Schweden
Belgisch-Luxemburgische WirtschaftsunionWechselkursunion
mit Parallelwährungen
19222001Belgien Belgien, Luxemburg Luxemburg
KronenzoneÖsterreichisch-ungarische Kroneechte Währungsunion18671918Osterreich Österreich, Ungarn Ungarn
Währungsunion FrankreichMonacoFranzösischer Francechte Währungsunion2001Frankreich Frankreich, Monaco Monaco
Währungs-, Wirtschafts- und SozialunionDeutsche Markechte Währungsunion19901990Deutschland Deutschland, Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik

Aktuell

WährungsunionWährungWechselkurssystemBeginnMitgliedstaaten
Währungsunion SchweizLiechtensteinSchweizer Frankenechte Währungsunion1980Schweiz Schweiz, Liechtenstein Liechtenstein
Zentralafrikanische Wirtschafts- und WährungsgemeinschaftCFA-Franc BEACechte Währungsunion1945Äquatorialguinea Äquatorialguinea, Gabun Gabun, Kamerun Kamerun, Kongo Republik Republik Kongo, Tschad Tschad, Zentralafrikanische Republik Zentralafrikanische Republik
Westafrikanische Wirtschafts- und WährungsunionCFA-Franc BCEAOechte Währungsunion1945Benin Benin, Burkina Faso Burkina Faso, Elfenbeinküste Elfenbeinküste, Guinea-Bissau Guinea-Bissau, Mali Mali, Niger Niger, Senegal Senegal, Togo Togo
Common Monetary AreaSüdafrikanischer Randechte Währungsunion1986Sudafrika Südafrika, Lesotho Lesotho, Eswatini Eswatini, Namibia Namibia
Ostkaribische WährungsunionOstkaribischer Dollarechte Währungsunion1965Anguilla Anguilla, Antigua und Barbuda Antigua und Barbuda, Dominica Dominica, Grenada Grenada, Montserrat Montserrat, Saint Kitts Nevis St. Kitts und Nevis, Saint Lucia St. Lucia, Saint Vincent Grenadinen St. Vincent und die Grenadinen
EurozoneEuroechte Währungsunion1999Belgien Belgien, Deutschland Deutschland, Estland Estland, Finnland Finnland, Frankreich Frankreich, Griechenland Griechenland, Irland Irland, Italien Italien, Kroatien Kroatien, Lettland Lettland, Litauen Litauen, Luxemburg Luxemburg, Malta Malta, Niederlande Niederlande, Osterreich Österreich, Portugal Portugal, Slowakei Slowakei, Slowenien Slowenien, Spanien Spanien, Zypern Republik Zypern
Währungsunion Vereinigte Staaten – assoziierte StaatenUS-Dollarechte Währungsunion1986Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten, Marshallinseln Marshallinseln, Mikronesien Foderierte Staaten Föderierte Staaten von Mikronesien, Palau Palau

Geplant

WährungsunionWährungWechselkurssystemMitgliedstaaten
Westafrikanische WährungszoneEcoechte WährungsunionGambia Gambia, Ghana Ghana, Guinea-a Guinea, Nigeria Nigeria, Sierra Leone Sierra Leone, Liberia Liberia
Ostafrikanische WährungsunionOstafrikanischer Schillingechte WährungsunionTansania Tansania, Kenia Kenia, Uganda Uganda, Ruanda Ruanda, Burundi Burundi
Währungsunion der Afrikanischen UnionAfroechte WährungsunionMitgliedstaaten der Afrikanischen Union
Währungsunion des Golf-KooperationsratesChalidschiechte WährungsunionBahrain Bahrain, Katar Katar, Kuwait Kuwait, Saudi-Arabien Saudi-Arabien
Russisch-Belarussische UnionRubelechte WährungsunionRussland Russland, Belarus Belarus

Weblinks

Wiktionary: Währungsunion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Robert Mundell, A Theory of Optimum Currency Areas, in: The American Economic Review 51 (4), 1961, S. 657
  2. Thomas Plümper (Hrsg.), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 1996, S. 367
  3. Johann Friederichs, Euroland: Ein fataler politischer Irrtum?, 2012, S. 215
  4. Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur (Hrsg.)/Klaus Werle, Neues Jahrtausend - Neue Identität: Symposium 1999, 2005, S. 160
  5. Wolfgang Kowalsky, Projekt Europa: Die Zukunft der europäischen Integration, 1997, S. 73
  6. Dirk Meyer, Euro-Krise: Austritt als Lösung?, 2012, S. 20
  7. Johann Friederichs, Euroland: Ein fataler politischer Irrtum?, 2012, S. 215
  8. Ernst-Uwe Winteler, Steueroasen der Welt, 1988, S. 135
  9. Anton Schäfer, Zeittafel der Rechtsgeschichte, 2002, S. 173
  10. Daniela Schwarzer, Die Europäische Währungsunion: Geschichte, Krise und Reform, 2015, S. 152
  11. Dirk Meyer, Euro-Krise: Austritt als Lösung?, 2012, S. 21
  12. Klaus Stocker, Management internationaler Finanz- und Währungsrisiken, 2013, S. 183
  13. Stanley Fischer, Exchange Rate Regimes: Is the Bipolar View Correct?, in: Finance Development 38 (2), 2001, S. 39
  14. Dirk Meyer, Euro-Krise: Austritt als Lösung?, 2012, S. 21
  15. Georg Walldorf (Hrsg.), Gabler Lexikon Auslands-Geschäfte, 2000, S. 579
  16. Thomas Plümper (Hrsg.), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 1996, S. 367
  17. Thomas Plümper (Hrsg.), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 1996, S. 368
  18. Thomas Plümper (Hrsg.), Lexikon der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 1996, S. 363
  19. Rolf H. Hasse, Herausforderungen der Europäischen Währungsunion, 1999, S. 40

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Die Flagge Dominicas.
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Man sagt, dass der grüne Teil die Mehrheit der katholischen Einwohner des Landes repräsentiert, der orange Teil die Minderheit der protestantischen, und die weiße Mitte den Frieden und die Harmonie zwischen beiden.
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Das Bild dieser Flagge lässt sich leicht mit einem Rahmen versehen
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
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