Volkswagen Osnabrück

Volkswagen Osnabrück

RechtsformGmbH
GründungDezember 2009[1]
SitzOsnabrück, Deutschland
LeitungJörn Hasenfuß
Klaus Fröhling
Dinah J. Kamiske
Mitarbeiterzahlüber 2.300[2]
BrancheAutomobilentwicklung und -produktion
Websitevolkswagen-os.de

Die Volkswagen Osnabrück GmbH ist ein auf Automobilentwicklung und -produktion spezialisiertes Tochterunternehmen der Volkswagen AG mit Sitz im niedersächsischen Osnabrück.

Das Unternehmen umfasst im Wesentlichen das Gelände der ehemaligen, im Jahr 2009 insolvent gewordenen Wilhelm Karmann GmbH mit Ausnahme des Bereichs Dachsysteme und wurde von der Volkswagen AG für rund 39 Millionen Euro aus der Insolvenzmasse herausgekauft.[3]

Volkswagen Osnabrück ist im Volkswagen-Konzern als Kompetenzzentrum für Cabrio- und Kleinserienproduktion und Vollfertigungsstandort positioniert. Das heißt, die entsprechenden Fahrzeuge entstehen von der Konstruktionszeichnung bis zur Endmontage vollständig am Standort in Osnabrück. Außerdem können bei Bedarf, z. B. bei Kapazitätsengpässen in anderen Werken, Komplettfertigungen oder einzelne Produktionsschritte der verschiedenen Marken des VW-Konzerns nach Osnabrück verlagert werden (genannt „Mehrmarkenkompetenz“).[4]

Geschichte

Volkswagen Osnabrück (ehemals Karmann)

Nachdem Karmann im April 2009 Insolvenz anmelden musste, begannen bereits im Sommer die Übernahmegespräche mit Volkswagen.[5] Begleitet wurden die Übernahmegespräche von politischem Druck seitens der IG Metall und des Landes Niedersachsen, das knapp 20 Prozent Anteile an VW hält, mit dem damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff.[6] Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung zur Übernahme durch Volkswagen hatten sich die IG Metall und Volkswagen auf eine sog. Grundlagenvereinbarung geeinigt. Darin wurde die Anwendung des Flächentarifvertrages der Metall- und Elektroindustrie vereinbart. Für die übernommenen Beschäftigten wurde eine Beschäftigungssicherung bis 2014 vereinbart.[7] Im Gegenzug stimmte die IG Metall einem befristeten Verzicht auf Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes zu.

Im November 2009 wurde schließlich die teilweise Übernahme des Werkes seitens VW beschlossen und im Dezember die Volkswagen Osnabrück GmbH ins Handelsregister eingetragen. Im März 2010 wurden die Flächen, Gebäude und Fertigungseinrichtungen der Fahrzeugproduktionssparte übernommen. Im Dezember 2010 übernahm Volkswagen die Entwicklungsabteilung und im März 2011 die Metallsparte aus der Konkursmasse. Dabei wurde jeweils auch ein Großteil der Mitarbeiter übernommen.

Seit 2014 gilt der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie bei Volkswagen Osnabrück in vollem Umfang.

Produktion

Im März 2011 begann die Fertigung des Golf Cabrio.[8] Für die Konzerntochter Porsche sollen Produktionsengpässe des Hauptwerks Zuffenhausen aufgefangen und die Produktion der Modelle Boxster und Cayman bei Bedarf nach Osnabrück ausgelagert werden.[9] Am 19. September 2012 startete im Auftrag von Porsche die Produktion des Boxster in Osnabrück.[10] Im Februar 2013 gab Volkswagen außerdem bekannt, dass eine Kleinserie des Ein-Liter-Autos VW XL1 in Osnabrück gebaut werden soll.[11] Zwischen 2014 und 2016 wurden 200 XL1 gefertigt. Ab dem 8. Juni 2015 wurde als drittes Porsche-Modell auch der Cayenne in Osnabrück montiert. 2016 wurde die Lackierung und Montage der Auslaufmodelle der ersten Tiguan-Generation für den nordamerikanischen Markt nach Osnabrück verlegt,[12] während die Produktion des Golf Cabrio eingestellt wurde.

Im Auftrag der VW-Konzerntochter MOIA und in Kooperation mit Volkswagen Nutzfahrzeuge hat Volkswagen Osnabrück innerhalb von zehn Monaten einen auf dem VW Crafter basierenden Elektro-Kleinbus, den MOIA +6, entwickelt.[13] Mit diesem Fahrzeug will MOIA Fahrdienstleistungen in Großstädten anbieten. Ein Pilotprojekt startete 2019 in Hamburg. Zu diesem Zweck wurde eine Kleinserie des Kleinbusses ab 2018 im Osnabrücker Werk gebaut.[14]

Von 2018 bis 2019 wurde der Škoda Karoq endmontiert.[15] Im Dezember 2019 begann die Komplettfertigung des T-Roc Cabriolets, von dem jährlich bis zu 20.000 Exemplare gebaut werden sollen.[16] Ab September 2021 soll zusätzlich die Shooting Brake-Version des VW Arteon produziert werden.[17] Für 2023 ist erneut die Montage der Überlaufproduktion des 718 geplant[18].

Aktuell produzierte Modelle
ModellProduktionsschritteseit
VW T-Roc CabrioletKomplettfertigung2019
VW Arteon Shooting BrakeMontage2021
Ehemals produzierte Modelle
ModellProduktionsschritteZeitraum
VW Golf VI CabrioKomplettfertigung2011–2016
Porsche Boxster (Typ 981)Montage2012–2016
Porsche Cayman (Typ 981c)Montage2012–2016
VW XL1Komplettfertigung2014–2016
Porsche Cayenne (Typ 92A)Montage2015–2017
VW Tiguan I / Tiguan IILackierung, Montage2016–?
Škoda Fabia IIILackierung2016–?
Porsche 718 Cayman (Typ 982)Montage2017–2020
MOIA +6Komplettfertigung2018–?
Škoda KaroqMontage2018–2019

Weblinks

Commons: VW-Werk Osnabrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Presse-Basisinformationen: Die Volkswagen Osnabrück GmbH. (Nicht mehr online verfügbar.) Volkswagen Media Services, 15. März 2011, ehemals im Original; abgerufen am 1. Juli 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.volkswagen-media-services.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Zahlen, Daten, Fakten. In: volkswagen-os.de, abgerufen am 28. August 2016
  3. NDR: VW-Einstieg rettet Karmann-Standort Osnabrück. NDR, 20. November 2009, archiviert vom Original am 23. Februar 2012; abgerufen am 13. April 2011.
  4. Portrait. In: volkswagen-os.de. Abgerufen am 17. Juni 2022.
  5. Kristina Läsker: Das Erbe von Karmann. Süddeutsche Zeitung, 27. Februar 2011, abgerufen am 13. April 2011.
  6. Thomas Fromm, Kristina Läsker: Auto-Manöver in Osnabrück. Süddeutsche Zeitung, 26. Oktober 2009, abgerufen am 13. April 2011.
  7. IG Metall Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: Geschäftsbericht 2008 bis 2011. Hannover 2012, S. 38.
  8. Start der Produktion bei Volkswagen in Osnabrück. (Nicht mehr online verfügbar.) Volkswagen AG, 17. März 2011, archiviert vom Original am 2. Juli 2011; abgerufen am 13. April 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.volkswagenag.com
  9. Standort gesichert - Karmann ist Geschichte. Norddeutscher Rundfunk, 1. März 2011, abgerufen am 9. April 2011.
  10. Porsche Boxster-Produktion. (Nicht mehr online verfügbar.) auto-motor-und-sport.de, 18. September 2012, archiviert vom Original am 19. September 2012; abgerufen am 18. September 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.auto-motor-und-sport.de
  11. Christoph Ruhkamp: Das Einliterauto geht in Serie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Februar 2013.
  12. VW: Osnabrück baut die letzten Tiguan I. In: autokiste.de. 10. Dezember 2015, abgerufen am 14. Juli 2016.
  13. Moia-Elektrobus in nur zehn Monaten in Osnabrück entwickelt, noz.de, 4. Dezember 2017, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  14. VW Osnabrück baut ab 2018 den Elektrobus von Moia, noz.de, 5. Dezember 2017, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  15. Skoda montiert Karoq künftig auch im VW-Werk Osnabrück, noz.de, 30. April 2018, abgerufen am 10. Februar 2020.
  16. Läuft seit Mittwoch vom Band: Erstes T-Roc-Cabrio von VW Osnabrück fertig, noz.de, 4. Dezember 2019, abgerufen am 10. Februar 2020.
  17. VW-Standort Osnabrück: Neues Modell, neue Perspektive? , noz.de, 13. März 2021, abgerufen am 14. März 2021.
  18. Porsche plant Überlauffertigung der 718-Modellreihe in Osnabrück. 23. Juni 2022, abgerufen am 18. November 2022.

Koordinaten: 52° 15′ 57″ N, 8° 4′ 40″ O

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Karmann Osnabrück.jpg
Autor/Urheber: OS Meyer, Lizenz: CC BY 3.0
Ehemaliges Karmann Firmengebäude, heute Volkswagen Osnabrück
MOIA-Fahrzeug (1).jpg
Autor/Urheber: N9713, Lizenz: CC BY-SA 4.0
MOIA-Fahrzeug von Volkswagen auf einem Tieflader. Aufgenommen im März 2019 in Osnabrück.
Volkswagen logo 2019.svg
2019 logo of Volkswagen.
Volkswagen T-Roc Cabriolet at IAA 2019 IMG 0912.jpg
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Volkswagen T-Roc Cabriolet at IAA 2019