Voice of India

Voice of India ist ein 1981 von Ram Swarup gegründetes hindu-nationalistisches Verlagshaus in Delhi, Indien.[1]

Das Verlagshaus gilt als Ideenschmiede des Hindu-Revivalismus und der Hindutva.[1] Der Einfluss der Bücher des Voice of India Verlagshauses ist Berichten zufolge auch unter hochrangigen Politikern der indischen Volkspartei Bharatiya Janata Party, die aktuell die Regierung stellt, sehr präsent.[2][3]

Das Verlagshaus wurde nach eigenen Angaben gegründet, damit der Sangh Parivar eine eigene Hindu-Ideologie zur Verfügung steht.[4] Religionskritik, insbesondere Kritik am Christentum und am Islam, sind in den Büchern der Voice of India präsent. Die Übernahme des Islams und seiner Theologie habe zur gewalttätigen Intoleranz geführt, die als Geisteshaltung über Jahrhunderte hin stabil geblieben sei, die Aussage, dass der Islam und nicht die Muslime das Problem darstellen, wird von Voice of India Autoren regelmäßig wiederholt.[5] Nach Gerard Heuze inspirieren sich die Voice of India Autoren von demokratischen und europäischen säkularen Texten, um ihre Islamkritik zu begründen, und sie distanzieren sich von jeglichem Rechtsradikalismus.[6]

Unter den bekannten Autoren, die von Voice of India publiziert wurden, zählen u. a. David Frawley, der Indologe Koenraad Elst, der Historiker Sita Ram Goel, K.S. Lal und Ram Swarup. David Frawley schrieb etwa 40 Bücher, von denen einige auch der Hindu-Identität und der indischen Geschichte gewidmet sind.[1] Nach Frawleys eigener Einschätzung ist die Islamkritik der Voice-of-India-Autoren vergleichbar mit der Religionskritik von westlichen Autoren wie Voltaire oder Thomas Jefferson.[7]

Nach weitaus weniger freundlicher externer Einschätzung geht es dem Verlag hingegen primär um die Vertretung einer chauvinistischen Ideologie hinduistischer Überlegenheit, um die Vertretung einer „hindu-trimphalistischen“ Weltsicht. Toleranz gegenüber Christentum und Islam werde grundsätzlich als Fehler angesehen, da diese monotheistischen Religionen von Natur aus intolerant seien, während die vielgestaltige Götterwelt des Hinduismus „demokratisch“ sei und alleine als wahrhaft spirituell gelten könne. Gleichfalls verträten die Publikationen des Verlages oft geradezu pseudowissenschaftliche Theorien und Behauptungen, die etwa unterstellten, dass moderne Erfindungen und wissenschaftliche Erkenntnisse aus Physik, Biologie, Astronomie etc. bereits den Indern des vedischen Zeitalters bekannt gewesen seien und lediglich vergessen wurden. Indien werde als die „Wiege der Zivilisation“ beschrieben, wo eine arische Urbevölkerung – die keinesfalls eingewandert sein könne, sondern Indien entstamme – so gut wie sämtliche modernen Erfindungen bereits gemacht und in den Veden beschrieben habe. Der Verlag imitiere eine liberale Sprache nur zum Schein, um seine faschistischen Grundvorstellungen zu verbergen.[8]

Publikationen (Auswahl)

  • Goel, Sita Ram
    • History of Hindu-Christian Encounters (1989)
    • Hindu Temples - What Happened to Them (1991).
    • Catholic Ashrams: Sannyasins or Swindlers? (1995).
    • The Calcutta Quran Petition by Chandmal Chopra and Sita Ram Goel (1986, erweitert 1987 und erneut 1999)
    • The Story of Islamic Imperialism in India (1982; second revised edition 1994) ISBN 81-85990-23-9
  • Elst, Koenraad
    • Ayodhya and After: Issues Before Hindu Society (1991).
    • Ayodhya: The Case Against the Temple (2002) ISBN 81-85990-75-1.
    • Gandhi and Godse - A review and a critique (2001) ISBN 81-85990-71-9.
    • The Saffron Swastika - The Notion of Hindu Fascism (2001) ISBN 81-85990-69-7.
    • Update on the Aryan Invasion Debate ISBN 8186471774.
    • Who is a Hindu? (2001).
  • Ram Swarup
    • Understanding Islam through Hadis
    • Hindu View of Christianity and Islam
  • Nachdrucke
    • Vindicated by time: The Niyogi Committee report on Christian missionary activities.Madhya Pradesh (India)., Goel, S. R., Niyogi, M. B., & Voice of India. (1998).
    • The Goa Inquisition : being a quatercentenary commemoration study of the inquisition in India by Anant Priolkar; Gabriel Dellon; Claudius Buchanan
    • Woman, church and state : a historical account of the status of woman through the Christian ages, with reminiscences of the matriarchate by Matilda Joslyn Gage
    • Malabar and the Portuguese by K. M. Panikkar
    • Inner Yoga by Anirvan
  • Übersetzungen
    • Un regard Hindou sur le Christianisme et l'Islam by Ram Swarup. New Delhi: Voice of India.
    • A Muslim missionary in mediaeval Kashmir : being the English translation of Tohfatu'l-ahbab. Translated by K N Pandit. New Delhi: Voice of India.

Einzelnachweise

  1. a b c Adelheid Herrmann-Pfandt: "Hindutva zwischen ,Dekolonisierung‘ und Nationalismus: Zur westlichen Mitwirkung an der Entwicklung neuen hinduistischen Selbstbewußtseins in Indien", Religionswissenschaft im Kontext der Asienwissenschaften: 99 Jahre religionswissenschaftliche Lehre und Forschung in Bonn, hrsg. Manfred Hutter, Berlin: Lit Verlag Dr. W. Hopf, 2009 (Religionen in der pluralen Welt: Religionswissenschaftliche Studien. 8.), 233–248.
  2. Michael Bergunder (2004). "Contested Past: Anti-Brahmanical and Hindu nationalist reconstructions of Indian prehistory" (PDF). Historiographia Linguistica 31 (1): 59–104.
  3. Der BJP Politiker L. K. Advani veröffentlichte Voice of India Bücher in einer öffentlichen Funktion. Sita Ram Goel, How I became a Hindu. Kapitel 9.
  4. M. REZA PIRBHAI (2008). DEMONS IN HINDUTVA: WRITING A THEOLOGY FOR HINDU NATIONALISM. Modern Intellectual History, 5, pp 29.
  5. M. REZA PIRBHAI (2008). DEMONS IN HINDUTVA: WRITING A THEOLOGY FOR HINDU NATIONALISM. Modern Intellectual History, Band 5, S. 19 f.
  6. Heuze, Gerard (1993). Où va l'inde moderne?. Harmattan. pp. 91 ff., 114 .ff, 123 ff. ISBN 2738417558.
  7. David Frawley: How I became a Hindu: My discovery of Vedic Dharma.
  8. Meera Nanda: Hindu Triumphalism and the Clash of Civilisations. In: Economic and Political Weekly. Band 44, Nr. 28, 2009, ISSN 0012-9976, S. 106–114, JSTOR:40279263.

Weblinks