Vittorio Gnecchi

Vittorio Gnecchi

Vittorio Gnecchi (* 17. Juli 1876 in Mailand; † 5. Februar 1954 ebenda) war ein italienischer Komponist.

Leben

Gnecchi wurde als Sohn eines reichen Industriellen geboren. Durch diesen Umstand finanziell abgesichert, genoss er ein Privatstudium unter anderem bei Michele Saladino, der auch Lehrer von Pietro Mascagni und Victor de Sabata war. Bereits neunzehnjährig erzielte er mit seiner azione pastorale „Virtù d’amore“ einen großen Erfolg und konnte den renommierten Giulio Ricordi als Verleger gewinnen. Das nächste Werk des Komponisten war die Oper „Cassandra“, deren Libretto aus dem Themenkreis der Oresteia er zunächst selbst umriss, dann aber in die Hände des Librettisten Luigi Illica geben konnte. „Cassandra“ war 1903 vollendet, kam am 5. Dezember 1905 im Teatro Comunale di Bologna unter Arturo Toscanini zur Uraufführung und wurde erneut von Ricordi verlegt. Kurz nachdem 1909 Richard Strauss' Oper „Elektra“ uraufgeführt war, erschien in Italien ein Artikel des Musikwissenschaftlers Giovanni Tebaldini namens „Telepatia Musicale“. Darin wird Gnecchis „Cassandra“ mit „Elektra“ von Strauss verglichen und Tebaldini sah Übereinstimmungen in den Werken. Manche nahmen daraufhin an, Strauss könnte plagiiert haben. Der Aufruhr, den der Artikel verursachte, verhinderte weitere erfolgreiche Produktionen der „Cassandra“, denn niemand wollte den arrivierten Strauss kompromittieren. Gnecchi, der sich zu dem Fall nie geäußert hat, haftete dieser Affront zeitlebens an.

Gnecchis nächste Oper „La Rosiera“ datiert erst 1927 und wurde gefolgt von dem Ballett „Atlanta“ (1929). Zu späten Ehren gelangte der Komponist bei den Salzburger Festspielen, wo einige seiner Werke gegeben wurden und wo die „Cantata Biblica“ (1934), die „Missa Salisburgensis“ (1935) und eine bereits 1914 ebenfalls nach einem Libretto Illicas begonnene und fast vierzig Jahre später vollendete Oper „Giuditta“ (Judith) (1953) zur Uraufführung kamen.

Vittorio Gnecchi starb am 5. Februar 1954 in Mailand.

Quellen

  • Tebaldini, Giovanni: Telepatia Musicale, in: RMI XVI (1909), S. 400–412 und S. 632–659
  • Horwarth, Michael: Tebaldini, Gnecchi and Strauss, in: Current Musicology, Bd. 10, NY, 1970
  • Stumpf, Aaron Christopher: Art. Gnecchi Ruscone, Vittorio in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York 2016ff., veröffentlicht Januar 2020 (https://www.mgg-online.com/mgg/stable/53331)

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Autor/Urheber: Matteoag94, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Vittorio Gnecchi Ruscone, 1904