Virtual Address eXtension

SPEC-1 VAX. Für das Benchmarking bei DEC eingesetzte VAX 11/780.
Prozessorkern (Die)-Foto eines DEC MicroVAX (78032, DC333R)
Die-Foto der zugehörigen DEC MicroVAX FPU (78132, DC337C)

Die VAX (Virtual Address eXtension) ist eine Rechnerarchitektur der Digital Equipment Corporation.

Geschichte

Die erste VAX mit der Typenbezeichnung 11/780 kam im Oktober 1977 auf den Markt. Im Februar 1978 wurde ein spezielles Betriebssystem für die VAX mit der Bezeichnung VMS (Virtual Memory System) fertiggestellt, dessen Entwicklung gleichzeitig begonnen worden war. VAX-Rechner wurden bis zum Jahr 2000 verkauft. Heute kommt diese Rechnerarchitektur noch im Militärbereich vor, zum Beispiel bei den Kampfflugzeugen F-15 und F/A-18 des Herstellers McDonnell Douglas (heute Boeing) oder im Minuteman Interkontinentalraketensystem.

Hauptarchitekt war William D. Strecker, ein ehemaliger Doktorand von Gordon Bell.

Merkmale

Eines der Hauptziele bei der Spezifikation der VAX-Architektur war es, den 16-Bit-Adressraum des Vorgängers PDP-11 auf 32 Bit zu erweitern, also eine Erweiterung von direkt adressierbaren 64 kB auf – für damalige Verhältnisse zukunftssichere – 4 GB. Ursprünglich sollte die VAX-Architektur lediglich eine modifizierte PDP-11-Architektur mit Hardwareerweiterung zur Unterstützung von virtueller Speicherverwaltung sein, daher die Bezeichnung VAX (Erweiterung auf virtuelle Adressen). Im Laufe der Erstentwicklung wurde jedoch entschieden, eine neue Architektur zu schaffen, die im Vergleich zu PDP-11 inkompatible, aber auch zusätzliche Instruktionen, Datentypen und weitere Adressierungsmodi bietet.

Bei dem Design von VMS wurde auf Quellcode-Kompatibilität zu älteren Betriebssystemen geachtet, um bestehende Programme und Daten mit wenig Aufwand auf das neue System umsetzen zu können. Optional besaßen einige VAXen einen binary compatibility mode, in dem PDP-11-Programme direkt ausgeführt werden konnten. Da VMS als besonders stabiles und ausgereiftes Betriebssystem gilt, hat es vor allem im Finanzbereich und in der Luftraumüberwachung (zivil und militärisch) eine sehr große Verbreitung gefunden und wird immer noch als OpenVMS (auch für andere Hardwareplattformen) weiterentwickelt. Der aktuelle Lizenzinhaber HP (Hewlett Packard Enterprise) teilte am 10. Juni 2013 mit, dass er OpenVMS noch bis Ende 2020 unterstützen werde,[1] und kündigte im Juli 2014 gemeinsam mit der VMS Software, Inc. (VSI) an, dass VSI die Weiterentwicklung von OpenVMS in Lizenz betreiben soll.[2][3][4]

Prozessor

32-Bit-Hauptprozessor 78034 (CVAX) aus einer MicroVAX 3100

Die 32-Bit-VAX-Hauptprozessoren beruhten auf einem CISC-Befehlssatz, der aufgrund des gemeinsamen PDP-11-Vorbildes dem Befehlssatz der m68k-Prozessoren der Firma Motorola ähnelt, jedoch zusätzliche Befehle zur Betriebssystemunterstützung, etwa zur Warteschlangenverwaltung, bot. Die Prozessorfamilie wurde von dem ebenfalls von DEC entwickelten Alpha-Prozessor, einem 64-Bit-RISC-Prozessor abgelöst.

VAX-Computer waren nach den PDP-Rechnern die ersten Rechner, auf die das Betriebssystem Unix portiert wurde. Digital Equipment bot ein eigenes UNIX-Derivat namens ULTRIX neben dem firmeneigenen VMS als Betriebssystem an. Mittlerweile wurden auch die Open-Source-Betriebssysteme NetBSD, OpenBSD und Linux auf VAX-Computer portiert.

Ursprünglich wurden die Rechner aus Standardbauteilen, etwa Bit-Slices und TTL-Logikschaltkreisen, aufgebaut. Später entwickelte Digital eigene VAX-Mikroprozessoren, die sogenannten MicroVAX-Prozessoren wie den MicroVAX 78032 oder CVAX, die jedoch nicht auf dem freien Markt verkauft wurden. Sie waren nur zusammen mit Rechnern der MicroVAX-Familie erhältlich.

Die Software SIMH kann ein komplettes MicroVAX-3900-System emulieren.

Emulatoren

NameAktuelle
Version
Letztes
Release
SystemPlattformLizenzNach-
weis
SIMH3.12-225. April 2022diverse sehr alte Computerplattformunabhängigmodifizierte X11-Lizenz[5]
CHARON-VAX4.824. April 2017DEC VAXWindowskommerziell[6]
eVAX1.1–1.231. Jan. 2000DEC VAXplattformunabhängigGPL[7]

Weblinks

Commons: VAX – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung HP
  2. HP and VMS Software, Inc. Collaborate to Extend OpenVMS Solutions. (Nicht mehr online verfügbar.) In: hp.com. Archiviert vom Original am 8. August 2014; abgerufen am 1. August 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/h17007.www1.hp.com
  3. VMS Software, Inc. Named Exclusive Developer of Future Versions of OpenVMS Operating System. In: businesswire.com. Abgerufen am 1. August 2014 (englisch).
  4. OpenVMS SIG. In: connect-community.de. Abgerufen am 1. August 2014.
  5. The Computer History Simulation Project. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  6. New Version Releases for Charon-AXP, Charon-VAX, Charon-PDP and Charon-SSP. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  7. eVAX – A VAX emulator. Abgerufen am 14. Dezember 2020.

Auf dieser Seite verwendete Medien

VAX-UniK-1.jpg
Autor/Urheber: B.Borys in der Wikipedia auf Deutsch, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Rechnersystem Digital Equipment VAX 11/751, mit Peripherie eingebaut in zwei 19-Zoll-Schränke
  • Sonstiges: Rechnersystem aus dem Labor für Mensch-Maschine-Systeme der Universität Kassel, in Betrieb von 1984 bis etwa 1995. Rechter Schrank oben: MEGATEK Grafik-Subsystem, unten VAX, linker Schrank mitte und unten Platte, dazwischen Magnetbandlauffwerk.
SPEC-1 VAX 05.jpg
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The SPEC-1 VAX, the VAX 11/780 that was used as the benchmark for the speed of each of DEC's VAXes. Now on display at the Department of Computer Science & Engineering, University of Washington, Seattle, Washington.
VAX-UniK-2.jpg
Autor/Urheber: B.Borys in der Wikipedia auf Deutsch, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Rechnersystem Digital Equipment VAX 11/751, eingebaut in 19-Zoll-Schrank
  • Sonstiges: Rechnersystem aus dem Labor für Mensch-Maschine-Systeme der Universität Kassel, in Betrieb von 1984 bis etwa 1995.
CVAX 21-24674-17.jpg
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DEC CPU CVAX 21-24674-17 (CVAX-60) in a CQFP-84; Used in a MicroVax 3100; Max clock 16 MHz, 32 Bit data bus; Transistor count aprrox: 180.000
DEC MicroVAX FPU die.JPG
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Die shot of DEC MicroVAX 78132-GA floating-point coprocessor from VAXstation2000 with chip number DC337C and part number 21-22797-01 on heatsink.
DEC MicroVAX CPU die.JPG
Autor/Urheber: Pauli Rautakorpi, Lizenz: CC BY 3.0
Die shot of DEC MicroVAX 78032-GD microprocessor from VAXstation2000 with chip number DC333R and part number 21-20887-05 on heatsink.