Viktorsberg

Viktorsberg
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Viktorsberg
Viktorsberg (Österreich)
Basisdaten
Staat:Osterreich Österreich
Land:Vorarlberg Vorarlberg
Politischer Bezirk:Feldkirch
Kfz-Kennzeichen:FK
Fläche:12,51 km²
Koordinaten:47° 18′ N, 9° 40′ O
Höhe:879 m ü. A.
Einwohner:437 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte:35 Einw. pro km²
Postleitzahl:6836
Vorwahl:05523
Gemeindekennziffer:8 04 22
Adresse der Gemeinde-
verwaltung:
Hauptstraße 36
6836 Viktorsberg
Website:www.viktorsberg.at
Politik
Bürgermeisterin:Manuela Marte
Gemeindevertretung: (Wahljahr: 2020)
(9 Mitglieder)

Mehrheitswahl

Lage von Viktorsberg im Bezirk Feldkirch
Lage der Gemeinde Viktorsberg im Bezirk Feldkirch (anklickbare Karte)AltachDünsDünserbergFeldkirchFrastanzFraxernGöfisGötzisKlausKoblachLaternsMäderMeiningenRankweilRönsRöthisSatteinsSchlinsSchnifisSulzÜbersaxenViktorsbergWeilerZwischenwasserVorarlberg
Lage der Gemeinde Viktorsberg im Bezirk Feldkirch (anklickbare Karte)
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Blick von Fraxern auf den Viktorsberg
Blick von Fraxern auf den Viktorsberg
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Viktorsberg ist eine Gemeinde in Österreich in Vorarlberg im Bezirk Feldkirch mit 437 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024).

Name

In einer Urkunden des Klosters St. Gallen aus den Jahren 882 und 885 findet sich die Bezeichnung mons Victoris bzw. rotinus für Viktorsberg.[1]

Geografie

Viktorsberg liegt im Vorarlberger Vorderland, im Bezirk Feldkirch auf 879 Metern Höhe. 73,0 % der Fläche sind bewaldet, 15,2 % der Fläche Alpen. Es existieren keine weiteren Katastralgemeinden in Viktorsberg. Die Gemeinde gehört zur Region Vorarlberger Rheintal und liegt am Hang eines Ausläufers der Kugelgruppe des Bregenzerwaldgebirges.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde Viktorsberg besitzt eine gemeinsame Gemeindegrenze mit fünf anderen Vorarlberger Gemeinden. Dies sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden, die Stadt Dornbirn im gleichnamigen Bezirk Dornbirn sowie die Gemeinden Zwischenwasser, Röthis, Weiler und Fraxern im Bezirk Feldkirch.

Geschichte

Viktorsberg wurde nach dem Papst und Märtyrer St. Viktor († ca. 202) benannt, dessen Schädel wohl schon seit dem 8. Jahrhundert in der Viktorsberger Kirche aufbewahrt wird. Die erstmalige urkundliche Erwähnung findet sich im rätischen Güterverzeichnis von 842. Zu den wunderlichsten und gleichzeitig interessantesten Gestalten der Vorarlberger Heiligen zählt zweifellos der irische Einsiedler Eusebius. Eusebius verließ Mitte des 9. Jahrhunderts – vertrieben durch kriegerische Einfälle der Dänen und Norweger – seine Heimatinsel und fand in Viktorsberg Zuflucht. Er stand in enger Verbindung mit dem Kloster St. Gallen und soll sogar dem Karolinger-Kaiser Karl III. († 888) Rat erteilt haben. Aus Dankbarkeit ermöglichte der Kaiser durch eine Schenkung den Unterhalt des kleinen Konvents und stellte Viktorsberg unter Schutz und Eigentum des Klosters St. Gallen. Ein St. Galler Totenbuch meldet das Ableben des Eusebius unter dem 31. Januar 884.

Die Jahrhunderte nach seinem Tod schienen Eusebius vergessen zu haben. Kein einziger Geschichtsschreiber berichtet über den seltsamen irischen Reklusen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erzählt jedoch der Überlinger Volks- und Erbauungsschriftsteller Johann Georg Tibianus, dass Eusebius auf den Feldern von Brederis sonntagsschändende Bauern gescholten habe und deshalb von ihnen mit einer Sense enthauptet worden sein soll. Eusebius habe aber gleich nach seiner Ermordung zum Erstaunen seiner Mörder sein abgeschlagenes Haupt aufgenommen und damit den Tatort verlassen. Schließlich soll er sein Haupt auf dem Altar der Viktorsberger Kirche zur Ruhe niedergelegt haben. 1730 wurde Eusebius von der römischen Ritenkongregation sogar seliggesprochen. Das Kleeblatt im Wappen deutet auf die Irische (früher neu-schottische) Verbindung hin.

Über die Entwicklungen und Schicksale des Klosters ist nur wenig bekannt, da es zweimal abbrannte und dabei sehr viele alte Schriften zugrunde gegangen sind. Bekannt ist nur, dass später die Grafen von Montfort im Besitze des Viktorsbergs waren. Im Jahr 1370 begann Graf Rudolf III von Montfort, die Kirche und das Klostergebäude in einen besseren Zustand zu versetzen. Am 13. September 1383 vergab er den neu errichteten Klosterbau an die Franziskaner. 1398 erwarb das Haus Österreich die Vogtei über das Kloster. Es gehörte zur Oberdeutschen (Straßburger) Franziskanerprovinz Argentina und wurde nach der Teilung des Ordens 1517 ein Konvent der Franziskaner-Konventualen (Minoriten).

Im Jahre 1642 brannte das Kloster nach einem Blitzeinschlag vollständig nieder. Im Jänner 1785 wurde das Minoritenkloster durch Joseph II. aufgehoben.

Die Habsburger regierten die Orte in Vorarlberg wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus. Von 1805 bis 1814 gehörte der Ort zu Bayern, dann wieder zu Österreich. Zum österreichischen Bundesland Vorarlberg gehört Viktorsberg seit der Gründung 1861. Der Ort war 1945 bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone in Österreich.

Am 18. April 2020 erkundeten zwei Brüder eine schmale, 10 m tiefe Höhle per Seilkletterei und bargen einen rostigen Gegenstand, den ein Sprengstoffkundiger als deutsche Eihandgranate 39 und damit als Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg identifizierte. Die Höhle wurde durchsucht und wegen Absturzgefahr für Wanderer mit Eisenschienen und Steinen verschlossen.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Der Ausländeranteil lag Ende 2002 bei 6,5 %.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche und Kloster
  • Viktorsberg steht 300 bis 400 Meter über dem Alpenrheintal, hier ein Blick von Sulz auf das Dorf, an dessen oberem Ende Kirche, Kloster und die ehemalige Lungenheilanstalt stehen.
    Katholische Pfarrkirche Viktorsberg hl. Viktor
  • Kloster Viktorsberg

Wirtschaft und Infrastruktur

Bis 1999 wurde die in knapp 900 m Höhe stehende, ehemalige Lungenheilstätte zu einem Hotel umgebaut. Seither werden dort Jugendliche mit Beeinträchtigungen in gastgewerblichen Berufen ausgebildet.[3]

Im Jahr 2010 gab es in der Gemeinde achtzehn land- und forstwirtschaftliche Betriebe, zwei davon Haupterwerbsbetriebe.[4] Im Jahresdurchschnitt 2022 waren laut einer Erhebung der Wirtschaftskammer Österreich in den privatwirtschaftlichen Unternehmen 104 unselbständig Beschäftigte in fünf Betrieben in Viktorsberg beschäftigt.[5]

In Viktorsberg gibt es (Stand 2024) einen Kindergarten, eine Volksschule[6] sowie einen Dorfladen.[7]

Viktorsberg ist seit 2021 schuldenfrei und bleibt dies voraussichtlich auch 2024.[8] 2021 und 2022 war diese Gemeinde die einzige schuldenfreie Kommune Vorarlbergs.[9]

Verkehr

Viktorsberg ist über die Landesstraße 70 erreichbar.[10] Diese endet oberhalb der Kirche, somit ist das Dorf von Durchgangsverkehr frei. Die Buslinie 493 des Verkehrsverbundes Vorarlberg verkehrt montags bis freitags tagsüber etwa im Stundentakt ab der Haltestelle Sulz-Röthis der Bahnstrecke Lindau–Bludenz nach Viktorsberg. An Wochenenden und Feiertagen fährt ein Rufbus.[11]

Politik

Gemeindevertretung

BW

In Vorarlberg wählen die Bürger alle fünf Jahre die Mitglieder der Gemeindevertretung durch Ankreuzen eines Listen-Wahlvorschlages bzw. durch Mehrheitswahl wenn kein Listenvorschlag vorliegt.[12] Weiters den Bürgermeister durch Ankreuzen eines Wahlvorschlages.

Die Gemeindevertretung wählt in der konstituierenden Sitzung aus ihrer Mitte – sofern keine Wahl durch die Bürger zustande kam – gemäß § 61 Gemeindegesetz[13] einen Bürgermeister und dann einen mindestens dreiköpfigen Gemeindevorstand. Die Zahl dieser „Gemeinderäte“ darf aber gemäß § 55 den vierten Teil der Zahl der Gemeindevertreter nicht übersteigen.

Der Bürgermeister führt den Vorsitz bei den generell öffentlichen Sitzungen der Gemeindevertretung, in denen kommunale Belange besprochen und Beschlüsse gefasst werden. Beobachter haben kein Mitspracherecht und kein Stimmrecht. Die Gemeindevertretung kann nach Bedarf Ausschüsse bestellen. Sitzungen des Gemeindevorstandes und der Ausschüsse sind nicht öffentlich.

Sitzverteilung nach den Wahlen

  • Gemeindevertretungswahlen 1985: Gemeindeliste 9.[14]
  • Gemeindevertretungswahlen 1990: Gemeindeliste 9.[15]
  • Gemeindevertretungswahlen 1995: Gemeindeliste 9.[16]
  • Mangels wählbarer Listen erfolgten die Gemeindevertretungswahlen 2000, 2005, 2010, 2015, 2020 und 2025 per Mehrheitswahl.[17][18][19][20][21][22]

Bürgermeister

  • 1945–1950 Benedikt Marte[23]
  • 1950–1960 Adolf Blum[23]
  • 1960–1965 Ernst Ritter[23]
  • 1965–1984 Pirmin Ellensohn[23]
  • 1984–1998 Arthur Marte[23]
  • 1998–2005 Jakob Ammann[23]
  • 2005–2024 Philibert Ellensohn[23][24]
  • seit 20. September 2024 Manuela Marte[24]

Persönlichkeiten

Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten

Commons: Viktorsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Keckeis: Topographisch-historische Beschreibung der Ortschaften Rötis und Viktorsberg, neu herausgegeben von der Gemeinde Röthis, 1991, S. 39.
  2. Brüder fanden Handgranate in einer Höhle orf.at, 27. April 2020, abgerufen am 28. April 2020.
  3. Integratives Ausbildungszentrum: Integratives Ausbildungszentrum. Abgerufen am 11. April 2024.
  4. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Viktorsberg, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Abgerufen am 30. März 2019.
  5. Beschäftigtenstatistik 2023. Wirtschaftskammer Vorarlberg, 2023, S. 17, abgerufen am 26. März 2024.
  6. Kindergarten. Abgerufen am 28. März 2024.
  7. ADEG Lebensmittelhandel. Abgerufen am 28. März 2024.
  8. Rechnungsabschluss und Budgetvoranschlag. Abgerufen am 25. März 2024.
  9. Gemeindefinanzstatistik 2022. Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik, Februar 2024, S. 77, abgerufen am 26. März 2024.
  10. Unterwegs mit dem Auto. Abgerufen am 26. März 2024.
  11. Fahrplan der Linie 493 Viktorsberg-Röthis-Sulz Bahnhof für 2024
  12. Gemeindewahlgesetz GWG. §§ 59–63 Wahlen in die Gemeindevertretung in Ermangelung von Wahlvorschlägen. Vorarlberger Landtag, abgerufen im Jahr 2025 (Der Wähler trägt bis zu doppelt so viele Namen, als Gemeindevertreter zu wählen sind, in die Stimmliste ein.).
  13. Gemeindegesetz. 2. Abschnitt Gemeindevertretung (ab § 33), 3. Abschnitt Gemeindevorstand (ab § 54), 4. Abschnitt Bürgermeister (ab § 61). Vorarlberger Landtag, abgerufen im Jahr 2025.
  14. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 1985 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 21. April 1985, abgerufen im Mai 2025.
  15. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 1990 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 1. April 1990, abgerufen im Mai 2025.
  16. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 1995 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 2. April 1995, abgerufen im Mai 2025.
  17. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2000 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 2. April 2000, abgerufen im Mai 2025.
  18. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2005 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 10. April 2005, abgerufen im Mai 2025.
  19. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2010 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 14. März 2010, abgerufen im Mai 2025.
  20. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2015 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 15. März 2015, abgerufen im Mai 2025.
  21. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2020 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 13. September 2020, abgerufen im Mai 2025.
  22. Wahlergebnis Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2025 in Viktorsberg. Land Vorarlberg, 16. März 2025, abgerufen im Mai 2025.
  23. a b c d e f g Gemeindedaten von VIKTORSBERG. Bürgermeister (seit 1945). In: Vorarlberg Chronik. Land Vorarlberg, abgerufen im Mai 2025.
  24. a b Viktorsberg: Alt-Bürgermeister Philibert Ellensohn erhält das Große Verdienstzeichen des Landes. Ellensohns Nachfolgerin, der neu gewählten Bürgermeisterin Manuela Marte, wünschte der Landeshauptmann alles Gute für die bevorstehenden Aufgaben. Pressestelle des Amtes der Vorarlberger Landesregierung, 20. September 2024, abgerufen am 22. Mai 2025.

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(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Österreich
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Viktorsberg-St. Viktor (monastery)-05ASD.jpg
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Kloster St. Viktor in Viktorsberg, Vorarlberg, Österreich. Heute Veranstaltungszentrum.
FraxernViktorsberg.jpg
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Blick über die Kirschbäume von Fraxern in Vorarlberg hinüber zum Viktorsberg. Die Kirschblüte hat begonnen.
Viktorsberg im Bezirk FK.png
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Bezirk Feldkirch
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Dienstflagge des Landes Vorarlberg, Österreich
Viktorsberg von Sulz.jpg
Autor/Urheber: 32 Fuß-Freak, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Viktorsberg steht 300 bis 400 Meter über dem Alpenrheintal, hier ein Blick von Sulz auf das Dorf, an dessen oberem Ende Kirche, Kloster und die ehemalige Lungenheilanstalt stehen.