Vietnamesische Volksarmee

Vietnamesische Volksarmee
Quân Đội Nhân Dân Việt Nam
Flagge der Volksarmee
Führung
Oberbefehlshaber
de jure:
Staatspräsident der Sozialistischen Republik Vietnam
Oberbefehlshaber de facto:Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams
Verteidigungsministerin:General Ngô Xuân Lịch
Sitz des Hauptquartiers:Hanoi
Militärische Stärke
Aktive Soldaten:484.000
Wehrpflicht:24 Monate
Wehrtauglichkeitsalter:
Haushalt
Militärbudget:geschätzt 5,074 Mrd. US-$ (2017)[1]
Anteil am Bruttoinlandsprodukt:geschätzt 2,3 % (2017)[2]
Geschichte
Gründung:22. Dezember 1944

Als Vietnamesische Volksarmee (vietnamesisch: Quân Đội Nhân Dân Việt Nam) werden die Streitkräfte der Sozialistischen Republik Vietnam bezeichnet.

Allgemeines

Soldaten der Vietnamesischen Volksarmee (2000)

Die Vietnamesische Volksarmee gliedert sich bei einer Gesamtstärke von 484.000 Mann in die Landstreitkräfte (412.000), Luftstreitkräfte (30.000) und die Vietnamesische Volksmarine (42.000). In die Volksmarine integriert ist eine Marineinfanterie von 27.000 Mann. Des Weiteren gibt es paramilitärische Einheiten im Umfang von 40.000 und eine Reserve von 3 bis 4 Millionen Mann.

Es existiert eine allgemeine Wehrpflicht für alle Männer, die in der Regel zwei Jahre dauert. Vietnam sieht sich aber momentan keinen Bedrohungen von außen gegenübergestellt. Die Regierung hat deshalb in den vergangenen Jahren die Truppenstärke und Verteidigungsausgaben reduziert. Es wird geschätzt, dass 2017 5,074 Milliarden US-Dollar für Verteidigungszwecke aufgewendet wurden. Das vietnamesische Militär gehört zu den schlagkräftigsten in der Region. Auch innenpolitisch ist das Militär stark, viele ranghohe Militärs nehmen einflussreiche Positionen in Partei- und Staatsführung ein. Nach den militärischen Auseinandersetzungen mit Frankreich, den Vereinigten Staaten und China hat es in der Bevölkerung starken Rückhalt.[3]

Geschichte

Wachstum der vietnamesischen Volksarmee 1945–1985[4]
ZeitGesamtstärkeOffiziere
194540.0002.500
1955210.00020.000
1965400.00050.000
1975650.000110.000
19851.000.000170.000

Die Ursprünge der Vietnamesischen Streitkräfte liegen in der Việt Minh Ho Chi Minhs, die seit 1941 die französische Kolonialmacht in Vietnam bekämpfte. Zunächst wurde am 22. Dezember 1944 eine Propaganda-Einheit gebildet, die im Mai 1945 in Vietnamesische Befreiungsarmee umbenannt wurde. Im September 1945 wurde die Armee erneut in Vietnamesische Nationale Verteidigungsarmee umbenannt. Seit 1950 trägt sie den heutigen Namen.[5] Die Volksarmee kämpfte im Indochinakrieg für die Unabhängigkeit unter kommunistischer Führung. Zu Ende des Krieges umfasste sie fünf Infanterie- und eine schwere Division nach dem Modell der sowjetischen Artilleriedivision.[6] Gegen Ende des Krieges konnte die Volksarmee mit chinesischer Hilfe ein Luftverteidigungskorps aufbauen, das mit leichten Flugabwehrgeschützen gegen die französische Luftwaffe vorging.[7] 1959 bildete die Vietnamesische Volksarmee ihr erstes Panzerregiment, das mit 35 T-34-Panzern und 16 SU-76-Selbstfahrlafetten ausgerüstet war.[8] Im selben Jahr begann der Aufbau einer Luftwaffe, die zunächst auf erbeutete französische Transportflugzeuge US-amerikanischer Bauart zurückgriff.[9]

Im Vietnamkrieg waren neben im Süden des Landes ausgehobenen Guerillas Soldaten der Volksarmee maßgeblich beteiligt. Gegen Ende 1965 waren die regulären Truppen der Volksarmee auf rund 400.000 Mann angewachsen. Diese waren in 10 Divisionen, 6 unabhängigen Regimentern und einer ungenannten Zahl von unabhängigen Bataillonen organisiert. Die Stärke der Artillerietruppe wurde verdoppelt. Ebenso wurde ein zweites Panzerregiment geschaffen. Die Luftverteidigungsartillerie wurde auf 21 Regimenter und 41 Bataillone aufgestockt. Im Sommer 1965 wurden die ersten raketenbestückten Luftabwehreinheiten aufgestellt.[10]

1975 führte eine Offensive konventionell ausgerüsteter Volksarmeetruppen zum Zusammenbruch Südvietnams und damit zum Ende des Krieges.[11] Die im Indochinakrieg aufgebauten lokalen Guerillaverbände wurden während des Vietnamkriegs auf ganz Nordvietnam ausgedehnt. So verfügte jedes Dorf über rund 100 Teilzeitguerillas. Insgesamt waren nach offiziellen Angaben rund 1,4 Millionen Menschen in diesem Milizsystem erfasst.[12] Zum Ausbau und zur Regularisierung der Streitkräfte erhielt Vietnam massive Militärhilfe aus dem Ostblock.[13] Die Luftabwehrkräfte wurden während des Vietnamkriegs deutlich ausgebaut und um sowjetische Luftabwehrraketensysteme erweitert. Ihnen gelangen nach US-Angaben 1096 Abschüsse von US-Flugzeugen. Die Luftwaffe wurde während des Vietnamkriegs mit sowjetischer und chinesischer Hilfe aufgebaut und erzielte 1965 ihren ersten Luftsieg. Nach dem Ende des Vietnamkriegs 1975 übernahmen die Luftstreitkräfte der Volksarmee rund 1500 Flugzeuge westlicher Bauart aus dem Bestand der südvietnamesischen Luftwaffe.[14]

1978 intervenierte Vietnam in Kampuchea und beendete im Januar 1979 das Regime von Pol Pot. Bis zum Ende der 1980er-Jahre blieben rund 150.000 vietnamesische Soldaten im Nachbarland stationiert.

1979 wurde eine chinesische Invasion an der Nordgrenze abgewehrt.

Nach dem Ende des Kalten Kriegs wurde die Personalstärke der Armee verringert.[15]

Ausrüstung (Auszug)

Landstreitkräfte

  • 64 T-90S/SK – Kampfpanzer
  • Typ 59 – Kampfpanzer
  • BMP-2 – Schützenpanzer
  • BMP-1 – Schützenpanzer

Luftstreitkräfte

Stand: Ende 2022[16]

Seestreitkräfte

  • Seefahrzeuge
    • 9 Fregatten
    • 19 Korvetten
    • 25 Patrouillenboote
    • 6 U-Boote
    • 8 Minenabwehrboote
    • 10 Landungsschiffe

Weblinks

Commons: Vietnamesische Volksarmee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Military expenditure by country in US$ 2001-2017. (PDF) Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI), 2018, abgerufen am 10. Juli 2019 (englisch).
  2. Military expenditure by country as percentage of gross domestic product 2001-2017. (PDF) Stockholm International Peace Research Institute, 2018, abgerufen am 10. Juli 2019 (englisch).
  3. Library of Congress: Federal Research Division: Vietnam country profile. Washington, Dezember 2005. Download (PDF; 162 kB)
  4. Douglas Pike: PAVN – People's Army of Vietnam. New York, 1996, S. 190.
  5. Early Day: The Development of the Viet Minh Military Machine.
  6. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina. 1945–1954, Lexingtion, 2015, S. 46–48.
  7. Douglas Pike: PAVN – People's Army of Vietnam. New York, 1986, S. 106.
  8. William J. Duiker (Vorwort), Merle L. Pribbenow (Übersetzer): Victory in Vietnam – The Official History of the People's Army of Vietnam 1954–1975. Lawrence, 2002, S. 29f, Originalpublikation in vietnamesischer Sprache General Hoàng Văn Thái (Herausgeber): Geschichte der Volksarmee von Vietnam Band II: Der Reifungsprozess der Volksarmee während des Widerstandskrieges zur Rettung der Nation gegen die Amerikaner (1954–1975). Hanoi, 1994.
  9. Douglas Pike: PAVN – People's Army of Vietnam. New York, 1986, S. 113f.
  10. William J. Duiker (Vorwort), Merle L. Pribbenow (Übersetzer): Victory in Vietnam – The Official History of the People's Army of Vietnam 1954–1975. Lawrence, 2002, S. 164f, Originalpublikation in vietnamesischer Sprache General Hoàng Văn Thái (Herausgeber): Geschichte der Volksarmee von Vietnam Band II: Der Reifungsprozess der Volksarmee während des Widerstandskrieges zur Rettung der Nation gegen die Amerikaner (1954–1975). Hanoi, 1994.
  11. Bruce Lockhart, William J. Duiker: Historical Dictionary of Vietnam. Lanham, 2006, S. 299f.
  12. William J. Duiker (Vorwort), Merle L. Pribbenow (Übersetzer): Victory in Vietnam – The Official History of the People's Army of Vietnam 1954–1975. Lawrence, 2002, S. 93, Originalpublikation in vietnamesischer Sprache General Hoàng Văn Thái (Herausgeber): Geschichte der Volksarmee von Vietnam Band II: Der Reifungsprozess der Volksarmee während des Widerstandskrieges zur Rettung der Nation gegen die Amerikaner (1954–1975). Hanoi, 1994.
  13. Bruce Lockhart, William J. Duiker: Historical Dictionary of Vietnam. Lanham, 2006, S. 299f.
  14. Douglas Pike: PAVN – People's Army of Vietnam. New York, 1986, S. 107, S. 113–116.
  15. Bruce Lockhart, William J. Duiker: Historical Dictionary of Vietnam. Lanham, 2006, S. 299f.
  16. a b World Air Force 2023. Flight International, 2022, abgerufen am 25. Februar 2023 (englisch).

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