Victor Margueritte

Victor Margueritte um 1900

Victor Margueritte (* 1. Dezember 1866 in Blida, Algerien; † 23. März 1942 in Monestier, Département Allier, Frankreich) war ein französischer Schriftsteller.

Leben und Werk

Sein Vater war der General Jean-Auguste Margueritte (1823–1870), sein Bruder der Schriftsteller Paul Margueritte (1860–1918), mit dem Victor Margueritte eng zusammenarbeitete. Er schrieb verschiedene Theater-„Charaden“ und schuf mit seinem Bruder die Pantomime La peur.[1]

Victor Margueritte setzte sich seit der Jahrhundertwende für die sozialen und politischen Ziele der feministischen Bewegung ein. Mit seinem Roman La Garçonne von 1922 schuf er eine Titelheldin, die zum epocheprägenden Symbol weiblicher Emanzipation und sexueller Befreiung der Zwanziger Jahre wurde. Er stellt den ersten Teil einer Trilogie unter dem Titel La Femme en chemin dar. Das Buch wurde als derart schockierend empfunden, dass Margueritte aus der Légion d’honneur entlassen wurde. Kurz nach dem Erscheinen des Romans realisierte der belgische Regisseur Arman Du Plessy (1883–1924) eine Verfilmung, die von der Zensur sofort verboten wurde. Der Roman wurde in zwölf Sprachen übersetzt und war einer der größten Bucherfolge in der Zwischenkriegszeit; 1927 hatten die verkauften Exemplare eine Million überschritten. In der Presse wurde der Roman von den zeitgenössischen Intellektuellen besprochen. Paul Colin schrieb 1923 in Europe, einer der führenden Literaturzeitschriften jener Zeit, La Garçonne sei ein literarisches Nachkriegsereignis.[2] 1926 arbeitete Margueritte seinen Roman für das Theater um. Das Stück wurde am 6. Juli im Théâtre de Paris uraufgeführt. Es folgten Verfilmungen in den Jahren 1936 und 1957.[3]

Literatur

  • Edmond Pilon: Paul et Victor Margueritte. E. Sansot & Cie, Paris 1905, (Digitalisat).
  • Patrick de Villepin: Victor Margueritte. La vie scandaleuse de l'auteur de La garçonne. Bourin, Paris 1991, ISBN 2-87686-098-8.
  • Eve Margueritte, Lucie Paul Margueritte: Deux frères, deux soeurs. Deux époques littéraires. s. n., Paris 1951.
  • Gian Francesco Malipiero: Cinq mélodies. Senart, Paris 1918.
  • Jean Guirec: Victor Margueritte. Son oeuvre. Portrait et autographe. Document pour l'histoire de la littérature française. (= Collection Critique. Célébrités Contemporaines. Série 1, 6). Editions de la Nouvelle Revue Critique, Paris 1929.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul und Victor Margueritte: Nos Tréteaux: Charades de Victor Margueritte, pantomimes de Paul Margueritte (Paris: Les Bibliophiles Fantaisistes, 1910).
  2. französisch: „un événement, et même événement littéraire d'après-guerre.“
  3. Julia Drost: La Garçonne. Wandlungen einer literarischen Figur, Wallstein Verlag, 2003, ISBN 978-3-89244-681-1, S. 31, S. 7f.

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