Verdugado

Darstellung von sichtbaren Verdugados, Detail aus dem Retabel des Hl. Johannes des Täufers von Pedro García de Benabarre, ca. 1470–1480.
Verdugado: Isabella Clara Eugenia (1566–1633), Gemälde von Frans Pourbus dem Jüngeren

Verdugado, auch als Vertugade,[1] oder Vertugadin bekannt,[2] ist die historische spanische Bezeichnung eines Unterrockes, der ursprünglich aus Korbgeflecht hergestellt wurde. Auch wenn die Form den neumodischen Reifröcken optisch gleicht, so ist die Bauweise doch eine andere.

Geschichte

Der Name “Verdugado” kommt von “verdugo” („grünes Holz“), ein grüner Baumtrieb des ausgewachsenen Pfahlrohres, mit dem die flexibleren jungen Triebe dieser Pflanze bezeichnet werden.

Der Ursprung liegt in Spanien um 1470, wo der sogenannte “Verdugado” als Teil unter der Oberbekleidung getragen wurde. Zur Stütze wurden zunächst Ringe aus dem subtropischen Pfahlrohr oder auch dem spanischen Schilf verwendet und später durch Weidenruten und Drahtgestelle ersetzt. Dieser Ur-Reifrock wurde teilweise mit Rosshaar aufpolstert.

Der Verdugado wurde sehr schnell ein fester Bestandteil der spanischen Damenmode. In der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigen zahlreiche Gemälde aus der Zeit der Renaissance und des spanischen Barocks Frauen in der typisch spanischen, kegelförmigen Hoftracht. Der sogenannte „Verdugado“ stützte das Kleidungsstück, um Falten zu verhindern.

Aufgrund von Spaniens großem Einfluss in Politik und Wirtschaft während des 16. Jahrhunderts verbreitete sich die Mode in ganz Europa. Andere europäische Herrscher orientierten sich bald am modischen Vorbild des spanischen Königshauses. Spanische Schneider genossen einen ausgezeichneten Ruf und waren überall gefragt.

Von Kind an mussten die Damen von Stand und Adel das Tragen solcher Röcke erlernen. Der französische Hof übernahm den spanischen Verdugado bald, und auch andere Höfe folgten dem Vorbild. Selbst Königin Elisabeth I. von England trug die spanische Mode trotz der legendären spanisch-englischen Modefeindschaft.

In Frankreich wurde die ursprüngliche Kegelform in einen fassförmigen Vertugadin verändert, der von der Taille aus breit und waagerecht abstand und dann senkrecht herabfiel.[3]

Galerie

Literatur

  • Max von Boehn: Die Mode: Menschen und Moden im sechzehnten Jahrhundert, 1908
  • Bert Bilzer: Meister malen Mode; Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1961, S. 27
  • Janet Arnold: Queen Elizabeth's Wardrobe Unlock'd, W S Maney and Son Ltd, Leeds 1988, ISBN 0-901286-20-6
  • Janet Arnold: Patterns of Fashion: the cut and construction of clothes for men and women 1560–1620, Macmillan 1985, ISBN 0-89676-083-9

Einzelnachweise

  1. Vertugade auf zeno.org 1905
  2. Ludmila Kybalová, Olga Herbenová, Milena Lamarová: Das große Bilderlexikon der Mode - Vom Altertum zur Gegenwart, übersetzt v. Joachim Wachtel, Bertelsmann, 1967 /1977: S. 166 + 466.
  3. Ludmila Kybalová, Olga Herbenová, Milena Lamarová: Das große Bilderlexikon der Mode - Vom Altertum zur Gegenwart, übersetzt v. Joachim Wachtel, Bertelsmann, 1967 /1977: S. 166 + 466.

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Pedro García de Benabarre St John Retable Detail.jpg
Retable of St. John the Baptist - detail of Salome and ladies wearing early verdugados (farthingales) or hoop skirts
Isabella van Spanje, landvoogdes der Nederlanden.jpg
The sitter here was the daughter of Philip II of Spain who in 1599 married her second cousin, the Archduke Albert; the couple, known as ‘the Archdukes’, ruled the Spanish Netherlands as representatives of the Spanish crown, but with the power to establish a dynasty there. Unfortunately the couple were childless and the hopes engendered by their enlightened rule proved groundless. This portrait was given to Anne of Denmark (James I’s Queen) in 1603 by the Ambassador of the Spanish Netherlands, Charles de Ligne, princely count Arenberg, along with one (now lost) of the Archduke Albert. This occurred at a time when James I was seeking accommodation with those regarded as the enemy by Queen Elizabeth. The portrait was recorded in 1649 with a varied and important set of foreign and British royal portraits in the Cross Gallery at Somerset House, the Queen’s London residence. Soon after this it came to be described as Anne Boleyn with Princess Elizabeth and Catherine of Aragon with Princess Mary. The costume is clearly that of the Spanish and not the English court and the small figure is not a child but a dwarf. Though the identity of the sitter and circumstances of the acquisition are well documented the attribution to Frans Pourbus the Younger remains conjectural. This may be the portrait (or at least a version of the portrait) for which Frans Pourbus was paid in 27 June 1600. It seems to match his style better than that of the other names suggested in connection with it: Pantoja della Cruz, Otto van Veen and Gysbrecht van Veen.