Venne (hessisches Adelsgeschlecht)

Venne ist der Name eines vom 13. bis ins frühe 15. Jahrhundert in Nordhessen ansässigen ritterbürtigen Adelsgeschlechts.

Die Familie ist zu unterscheiden von den rheinländischen Venne und den niederländisch-bayerischen Venne.[1]

Geschichte

Das nordhessische Geschlecht Venne ist 1266 erstmals urkundlich fassbar und zu seiner Geschichte sind nur wenige Einzelheiten übermittelt. Es verarmte im Laufe der Zeit, verlor seine Bedeutung und erlosch in der männlichen Linie um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert.[2][3]

Seinen Stammsitz hatte es wahrscheinlich in Rittervenne, einem im frühen 15. Jahrhundert wüst gefallenen Ort in der heutigen Gemarkung von Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis. Der Ort, in dem die Herren von Venne auch die Ortsgerichtsbarkeit ausübten, ist erstmals um 1209 verbürgt, als „Reithvenne“ im Zehntenverzeichnis des Fritzlarer St. Petri-Stifts erwähnt wird.[4]

Zeittafel und Mitglieder

13. Jahrhundert

14. Jahrhundert

  • Im Jahre 1303 verkauften die von Venne dem Kloster Merxhausen eine Hufe in Gleichen.[11]
  • 1309 verkaufte Eberhard von Venne, mit Zustimmung seines Sohns Johannes, zwei namentlich nicht genannter Töchter und seines Vetters namens Heinrich von Venne, dem Augustinerinnenkloster Fritzlar seine Rechte am Zehnten und sonstigen Besitz und Rechte in Berningshausen.[12][13]
  • Im Jahre 1314 sind Johann von Venne (Vennehe) und seine Kinder Johann und Irmgard als Grundeigentümer in Rittervenne beurkundet.[14]
  • Hermann von Grone, Kantor des St.-Petri-Stifts zu Fritzlar, kaufte 1314 von Gunther von Venne und dessen Ehefrau und auch von Johann von Venne deren Güter in Unseligendissen.
  • 1323 verkaufte Johann von Venne dem Kloster Hasungen seine Güter zu Niedernhausen (Husen inferior).
  • Der Knappe Gunthard von Venne verzichtete 1325 gegenüber dem Kloster Hardehausen auf Ansprüche an Gütern zu Gleichen.[15]
  • Aus einer im April 1329 gefertigten Urkunde des Klosters Hasungen geht hervor, dass ein Sohn des Johann von Venne namens Heidenrich, der als Zeuge auf der Urkunde erscheint, dem Kloster einen halben Hof in Wichdorf verkauft hatte.[16]
  • 1335 verkauften die Brüder Heinrich und Konrad von Venne dem Kloster Breitenau ihren Erbhof in Wolferode an den Abt und den Konvent des Klosters Breitenau. Die Zustimmung ihres Vaters Gunther von Venne stand noch aus, und sollte diese ausbleiben, würde der Verkauf erst nach dem Tode des Vaters verwirklicht. Die Kaufsumme von 50 Mark reinen Silbers war an die Stadt Fritzlar zu zahlen, offensichtlich um dortige Schulden zu begleichen.[17]
  • 1369 ist Gunthard von Venne einer der Zeugen auf der Urkunde, mit der Zweck und Betrieb des 1365 gestifteten Gudensberger Siechenhauses und seine und des dortigen Pfarrers Ausstattung mit Gütern und Einkünften festgelegt wurden.[18]
  • 1373 wies Gunthart von Venne dem Landgrafen Heinrich II. eine Gülte zu Wehren an.[19]
  • 1375 verkauften der Knappe Gunthard von Venne und sein Sohn Gunthard ihren Hof zu Dorla mit Zustimmung des Lehnsherren, des Grafen Gottfried VIII. von Ziegenhain, an einen Gudensberger Bürger.[20]
  • 1383 verkaufte Eckhard von Venne sein Gut in Mutslar dem Kloster Merxhausen.[21]
  • 1387 ist Gunthard von Venne als Schultheiß zu Gudensberg bekundet.[22]
  • Die letzte bekannte Beurkundung eines Mitglieds des Geschlechts erfolgte 1425, als Else (auch Ilse) von Venne als Priorin des Klosters Weißenstein bei Kassel erscheint.[23]

Einzelnachweise

  1. Gustav Adelbert Seyler: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 1. Abt., T. 3: Abgestorbener Bayerischer Adel, 3. Teil, Nürnberg 1911, S. 119 und Tfl. 79.
  2. Magistrat der Stadt Gudensberg (Hrsg.): Gudensberg: Gesichter einer Stadt. 3. Auflage, Olten Verlag, Homberg (Efze), 2000, S. 28
  3. Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten. Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg. A. Bernecker Verlag, Melsungen, 1971, S. 372.
  4. Karl Ernst Demandt: Der Besitz des Fritzlarer Petersstiftes im 13. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Band 61, 1936, S. 35–120 (hier u. a. S. 105–106)
  5. Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 26, 241
  6. Landgrafen-Regesten online Nr. 175
  7. Stadt Fritzlar (Hrsg.): Geismar 723-1998; Geschichte eines kurhessischen Dorfes. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen, 1998, S. 509
  8. HStAM Fonds Urk. 27 No 77
  9. Johannes Schultze: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein: Regesten und Urkunden. (Elektronische Reproduktion). Elwert, Marburg, 1913, S. 527
  10. https://www.archivportal-d.de/item/FSTPXMKIN4GQYBSBUIELR4XORD7YJ7N6?rows=20&offset=100&viewType=list&hitNumber=115 Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 15, 35
  11. Gleichen (Obergleichen), Schwalm-Eder-Kreis, im Historischen Ortslexikon Hessen (LAGIS)
  12. Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten. Bernecker, Melsungen 1972, S. 30
  13. NN Weber: Ueber die Wüstung Berningshausen, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Neue Folge, Sechster Band, Kassel, 1877, S. 350–359 (hier S. 355)
  14. HStAM Fonds Urk. 26 No 643
  15. Helmut Müller (Bearb.): Urkunden des Klosters Hardehausen, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, mentis Verlag, Paderborn, 2002, ISBN 3-8978-5294-2, S. 462
  16. Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 27, 161
  17. HStAM Fonds Urk. 16 No 124
  18. Landeskirchliches Archiv Kassel, U 1 Gudensberg 22b
  19. Wehren, Schwalm-Eder-Kreis, im Historischen Ortslexikon Hessen (LAGIS)
  20. HStAM Fonds Urk. 16 No 201
  21. Weber: Ueber die Wüstung Berningshausen, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Neue Folge, Sechster Band, Kassel, 1877, S. 350–359 (hier S. 357)
  22. Georg Landau: Beschreibung des Hessengaues, 2. Ausgabe, Barthel, Halle, 1866, S. 62
  23. Johannes Schultze (Bearb.): Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein; Regesten und Urkunden. Elwert, Marburg, 1913, S. 584