Varnhorn/Siedenbögen

Varnhorn/Siedenbögen
Gemeinde Visbek
Koordinaten: 52° 51′ 44″ N, 8° 19′ 29″ O
Höhe: 52-25 m ü. NN
Einwohner:327 (Dez. 2021)
Postleitzahl:49429
Vorwahl:04445
Varnhorn/Siedenbögen (Niedersachsen)

Lage von Varnhorn/Siedenbögen in Niedersachsen

Auenlandschaft im Naturschutzgebiet
Die Hubertusmühle in Siedenbögen

Varnhorn/Siedenbögen ist eine etwa 330 Einwohner zählende[1] Bauerschaft und der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Visbek im südoldenburgischen Landkreis Vechta in Niedersachsen. Die Bauerschaft besteht aus dem drei Kilometer nordnordöstlich des Visbeker Ortskerns liegenden Dorf Varnhorn nebst dem weiter südlich zwischen Varnhorn und Visbek an der Twillbäke gelegenen Weiler Siedenbögen samt dem (ehemals adeligen) Gut Bullmühle und dem Einzelgehöft Hubertusmühle.[2] Das Bild der Bauerschaft wird von in Fachwerk errichteten Bauernhöfen mit altem Eichenbestand entlang der hufeisenförmigen Dorfstraße bestimmt. Neben der in Varnhorn allgemein vorherrschenden Land- und Viehwirtschaft finden sich im Ortsteil Siedenbögen als Wirtschaftsbetriebe eine Waldgaststätte mit Mühlenteich, eine Spedition, eine Dachdeckerei, ein Fischzuchtbetrieb mit Räucherei und Restaurant, eine Wassermühle mit Ferienwohnungen und ein Reit- und Ponyhof.

Geografie, Topografie, Geschichte

Die Ortschaft Varnhorn liegt auf etwa 48 m, der Weiler Siedenbögen auf etwa 38 m über NHN. Der niedrigste Punkt Varnhorns (25 m ü. NHN) ist zugleich der niedrigste und nördlichste Punkt des Visbeker Gemeindegebietes und liegt am sandgeprägten Tieflandbach Aue, nördlich der Flur Mühlenhöhe.

Die Autobahn A1 verläuft in etwa drei Kilometern nordnordwestlicher Entfernung. Die westliche Ortsgrenze der Bauerschaft verläuft hauptsächlich entlang des löss-lehmgeprägten Tieflandbachs Twillbäke, einem Nebenfluss der Aue, während die Aue selber die nördliche Ortsgrenze darstellt. Nach Osten hin grenzt Varnhorn an die Wildeshauser Bauerschaft Thölstedt, und nach Süden an die Visbeker Bauerschaft Hogenbögen. Dort wird die Grenze durch den der Twillbäke zufließenden Wasserlauf Langenesch (Lienebäke) gebildet, der südlich der und parallel zur Landesstraße L873 in etwa einem dreiviertel Kilometer Entfernung verläuft.[3]

Die von der Twillbäke, der Aue und dem Varnhorner Wasserzug durchflossenen naturnahen feuchten Niederungen liegen im Naturschutzgebiet Bäken der Endeler und Holzhauser Heide.[4]

Zu den Namen der Bauerschaft ist anzumerken, dass Varnhorn dem in der Wildeshauser Stiftungsurkunde von 872[5] genannten Farnthorpe entsprechen mag; während Siedenbögen um das Jahr 1000 als Nordbaginny erwähnt wurde, später bis zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges Middelbögen und zuletzt Siedenbögen genannt wurde, wegen der niedrigen Lage im Verhältnis zu dem höher gelegenen Hogenbögen.[6][2]

Seit Frühjahr 2014 steht Varnhorn/Siedenbögen durch die Planung eines Industriegebietes auf dem Gebiet der Bauerschaft und dem seitdem anhaltenden Protest und Widerstand der Anwohner dagegen im regionalen öffentlichen Interesse.[7]

Verwaltung

Bezirksvorsteher der Bauerschaft ist Georg Hermes jr. (Stand 10. Februar 2021) [8]

Öffentlicher Personennahverkehr

Im Rahmen der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Vechta ist Varnhorn/Siedenbögen durch die Buslinien von Moobilplus Landkreis Vechta (moobil+)[9] in den ÖPNV des Oldenburger Münsterlandes eingebunden.

Sehenswürdigkeiten

Im Wald nördlich Varnhorns Richtung Aue befinden sich zwei neolithische Grabanlagen, das Großsteingrab Schmeersteine[10] und das Großsteingrab Mühlensteine.[11] Beide stammen aus der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur (3500–2800 v. Chr.).

Nahe der Grabanlage Schmeersteine befindet sich eine Gedenkstätte für sechs Schuljungen aus Varnhorn, die an dieser Stelle am 12. Mai 1945 durch eine bei Räumarbeiten nach zurückgelassener Munition gefundene Panzerfaust tödlich verunglückten.[12][13]

Eine Randnotiz der Geschichte ist die Übernachtung Kaiser Napoleons I. in einem im Jahre 1811 erbauten Schafstall in Varnhorn.[14] Der Kaiser soll auf einem seiner Feldzüge in der sogenannten Franzosenzeit (1811–1813) – während welcher Visbek dem französischen Hanseatischen Département de l’Ems-Supérieur (Departement der Oberen Ems) zugehörte – wegen eines Radschadens an seiner Kalesche dort genächtigt haben. Auf diese Episode bezieht sich auch das Varnhorner Ortswappen, das einen Schafstall abbildet. Ob dem tatsächlich so war, ist jedoch nicht verbürgt.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Bauerschaften Gemeinde Visbek, abgerufen am 10. Feb. 2021.
  2. a b Die Bauernhöfe im Amte Vechta Koch: Vechta, 1908. S. 214.
  3. Landkarte Ortschaftsgrenzen_50000.pdf, Herausgeber: Gemeinde Visbek, Amt für Bau-, Planungs- und Umweltangelegenheiten, Rathausplatz 1, 49429 Visbek
  4. Naturschutzgebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
  5. Library of Princeton University Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, 1896/1900, I. Heft, Amt Wildeshausen, S. 29/18/, Großherzogliches Staatsministerium, abgerufen am 19. April 2021.
  6. Library of Princeton University Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, 1896/1900, II. Heft, Amt Vechta, S. 377/197/, Großherzogliches Staatsministerium, abgerufen am 24. Februar 2021.
  7. Kreiszeitung Syke vom 12. März 2014 – Demo gegen Industriegebiet, Abgerufen am 4. Januar 2015.
  8. https://www.visbek.de/gemeinde Gemeinde Visbek, Die Gemeinde, Bezirksvorsteher
  9. https://www.moobilplus.de/fahrplan-netz/ Moobilplus Vechta, Fahrplan/Netz
  10. strahlen.org: Großsteingrab Schmeersteine. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  11. strahlen.org: Großsteingrab Mühlensteine. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  12. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler. Abgerufen am 24. Januar 2021.
  13. Der Krieg war vorbei und forderte doch Opfer. OM Online. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  14. visbek.de: Die Gemeinde, Freizeit & Kultur, Sehenswürdigkeiten, Schafstall Varnhorn. Abgerufen am 10. Februar 2021.

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Naturschutzgebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“
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Twillbäke bei der Bullmühle (Gemeinde Visbek, Landkreis Vechta, Niedersachsen)
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Twillbäke nördlich der Hubertusmühle in Visbek (Niedersachsen)
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Großsteingrab Mühlensteine
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Neubau anstelle der ehemaligen Hubertusmühle in Visbek
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Aufgestaute Twillbäke im Naturschutzgebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ bei der Bullmühle (Gemeinde Visbek, Landkreis Vechta, Niedersachsen)
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Mühlenteich der nicht mehr vorhandenen Bullmühle in Visbek