Valerie Hackl

Valerie Hackl (2009)

Valerie Hackl (* 29. August 1982[1] in Wien) ist eine österreichische Managerin, Politikerin (parteilos) und ehemalige rhythmische Gymnastin. Seit 1. Jänner 2025 ist sie Geschäftsführerin der Gas Connect Austria. Zuvor war sie von 2015 bis 2018 Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG und von 2019 bis 2024 Geschäftsführerin der Austro Control.[2] Von 22. Mai bis 3. Juni 2019 war sie vorübergehend Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie.

Leben

Hackl war von 1996 bis 1998 mehrfache Österreichische Staatsmeisterin in Rhythmischer Gymnastik und nahm auch an Europa- und Weltmeisterschaften teil.[3][4] 2000 begann sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien, das sie 2005 mit den Spezialisierungen Unternehmensführung und Entrepreneurship abschloss. Ihre Diplomarbeit widmete sie der Luftfahrtbranche.[5][6] Ein Auslandssemester absolvierte sie an der University of British Columbia.[3][7]

An der Universität St. Gallen wurde sie 2009 mit einer Dissertation zum Thema Social Franchising – Social Entrepreneurship: Aktivitäten multiplizieren zur Doktorin der Wirtschaftswissenschaften promoviert.[3]

2005 begann sie ihre berufliche Laufbahn bei der Unternehmensberatung Bain & Company.[7][2] 2012 wurde sie Assistentin des damaligen Vorstandsvorsitzenden der ÖBB-Holding AG Christian Kern, 2014 übernahm sie die Leitung der Konzernstrategie- und Unternehmensentwicklung der ÖBB.[2] Von Dezember 2015 bis Juli 2018 war sie neben Evelyn Palla Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG,[8] wo sie die Bereiche Marketing, Fernverkehr und Digitale Mobilität verantwortete.[9] 2016 erfolgte mit HELLÖ der Einstieg in das Geschäft mit Fernbussen.[10][11] 2016 konzipierte sie anlässlich des Ausstiegs der DB aus dem Nachtzuggeschäft den ÖBB Nightjet und brachte ihn 2017 zur Umsetzung.[12]

Von ihrem Vorgänger als Infrastrukturminister, Norbert Hofer (FPÖ), wurde sie zur Geschäftsführerin der Austro Control berufen, wo sie seit 1. Jänner 2019 aktuell mit Philipp Piber den Vorstand bildet.[1][13]

Am 22. Mai 2019 wurde sie im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre als parteifreie Expertin in die Bundesregierung Kurz I berufen, in der sie in Norbert Hofers Nachfolge mit den Agenden des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie betraut wurde.[13][14][15][16] Am 27. Mai 2019 sprach eine Mehrheit des österreichischen Nationalrates der gesamten Regierung Kurz das Misstrauen aus, so dass Hackl in der einstweiligen Bundesregierung Löger noch bis zur Angelobung des neuen Verkehrsministers Andreas Reichhardt mit den Amtsgeschäften betraut blieb.

Für die Dauer ihrer Ministertätigkeit war sie bei der Austro Control karenziert, wohin sie nach Ende ihrer Ministertätigkeit als Geschäftsführerin zurückkehrte.[17][18] Am 1. Juli 2019 übernahm sie den Vorsitz im zentraleuropäischen Funktionalen Luftraumblock (FAB CE).[19][20] Im Rahmen der 143. Generalversammlung wurde sie im Juli 2019 in den Vorstand des Kreditschutzverbandes von 1870 gewählt.[21] Ihr Vertrag als Geschäftsführerin der Austro Control wurde bis Ende 2023 verlängert.[22] Mit Mai 2024 folgte ihr Elisabeth Landrichter als Geschäftsführerin der Austro Control nach.[23] 2024 wurde Hackl Aufsichtsratsmitglied von Ankerbrot, Strabag[24] und der APK Pensionskasse.[25] Im November 2024 wurde bekanntgegeben, dass sie mit 1. Jänner 2025 Harald Stindl als Geschäftsführerin der Gas Connect Austria nachfolgen soll.[26]

Hackl soll den Namen der politischen Partei NEOS erfunden haben.[18][27]

Kritik

Gegenüber der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat der ehemalige Generalsekretär des Bundesministeriums für Finanzen, Thomas Schmid, ausgesagt, Hackl habe die Position bei der Austro Control durch Intervention von Sebastian Kurz bekommen. Kurz hätte damit gute Stimmung bei ihrem Lebensgefährten Rainer Nowak, dem Herausgeber der Tageszeitung Die Presse, machen wollen.[28] Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelte auch aufgrund einer anonymen Anzeige zu diesen Vorwürfen und erstellte einen ausführlichen Bericht, der im November 2022 publik wurde. Die Behauptungen ließen sich nicht belegen, die Ermittlungen wurden eingestellt. Weil sich der Anfangsverdacht nicht erhärtete, führte die Staatsanwaltschaft Nowak oder Hackl auch nie als Verdächtige oder Beschuldigte. Die veröffentlichte Chat-Kommunikation zwischen Schmid und Nowak führte zum freiwilligen Rückzug Nowaks als Herausgeber und Chefredakteur.[29] Die Recherchen des "Standard" lieferten zu Hackls Jobrochade von der ÖBB zur Austro Control eine weitere (von Kritikern als sexistisch angesehene) Facette: Ex-FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer wurde gefragt, warum er Hackl von der ÖBB zur Austrocontrol versetzte. Dazu war im Standard folgendes zu lesen: "Hofer erklärte am Dienstag auf Anfrage, Hackl habe aus seiner Sicht als ressortzuständiger Infrastrukturminister nicht so gut in die "hemdsärmelige" ÖBB gepasst; er habe ihr in einem Gespräch die Austro Control vorgeschlagen; das Angebot habe sie nach einer Bedenkzeit angenommen."[30] Die Regierung wechselte 2019 in Österreich wieder. Aus Türkis-Blau wurde Türkis-Grün. Die dann für das Ressort zuständige Grüne Infrastrukturministerin Leonore Gewessler bestätigte Hackl in ihrer Funktion. Ihre auf FPÖ-Ticket bei der ÖBB eingesetzte Nachfolgerin Michaela Huber wurde als Vorständin nicht verlängert und degradiert.[31]

Commons: Valerie Hackl – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Amtsblatt: Firmenbuch, Änderungen und Zusätze. In: Wiener Zeitung, 22. Februar 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.
  2. a b c Leadersnet: Valerie Hackl. (Memento vom 23. Mai 2019 im Internet Archive) In: Leadersnet, abgerufen am 21. Mai 2019.
  3. a b c Valerie Hackl: Social Franchising – Social Entrepreneurship: Aktivitäten multiplizieren. Dissertation an der Universität St. Gallen, 2009 (Volltext Online (PDF) auf der Website der Universität St. Gallen, abgerufen am 21. Mai 2019). Hier insbesondere S. 197: Lebenslauf Valerie Hackl.
  4. ÖBB: Valerie Hackl: Mitglied des Vorstandes. In: Winquadrat, 11. April 2017, abgerufen am 23. Mai 2019.
  5. Valerie Hackl: Die Bedeutung strategischer Kooperationen in der Luftverkehrsbranche. Ausgewählte, langfristige Handlungsoptionen für die Austrian Airlines Group unter Berücksichtigung der Star Alliance. Diplomarbeit. Wirtschaftsuniversität Wien, 2005.
  6. Verbundkatalog: Die Bedeutung strategischer Kooperationen in der Luftverkehrsbranche. Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien, 2005.
  7. a b Valerie Hackl: Lebenslauf auf Hackls Account auf LinkedIn, abgerufen am 21. Mai 2019.
  8. Michaela Huber zieht in ÖBB-Personenverkehr-Vorstand ein. In: Der Standard, 28. Juni 2018, abgerufen am 21. Mai 2019.
  9. Jetzt kommt Bewegung in die ÖBB-Postenbesetzungen. In: Der Standard, 18. April 2018, abgerufen am 21. Mai 2019.
  10. ÖBB beenden vorzeitig ihr Fernbus-Abenteuer. In: diepresse.com, 22. Mai 2017, abgerufen am 21. Mai 2019.
  11. Ab 15 Euro: ÖBB-Fernbus „Hellö“ fährt Mitte Juli los. In: Der Standard, 3. Juni 2016, abgerufen am 21. Mai 2019.
  12. ÖBB-Nachtzüge: Flotten-Modernisierung und Neukauf geplant. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
  13. a b Kurz legt Ministerliste vor: Ex-Gerichtspräsident wird Innenminister, Austro-Control-Chefin Infrastrukturministerin. In: Salzburger Nachrichten, 22. Mai 2019, abgerufen am 22. Mai 2019.
  14. Diese Personen dürften Minister werden. In: diepresse.com, 21. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.
  15. Neue Minister bestätigt. 22. Mai 2019, abgerufen am 22. Mai 2019.
  16. Krise in Österreich: Vier Experten als neue Minister. In: tagesschau.de. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  17. Infrastrukturministerin Hackl hat Rückkehrrecht. In: ORF.at, 25. Mai 2019, abgerufen am 25. Mai 2019.
  18. a b Es war ein Risiko dabei. In: Profil, Heft 24/2019, S. 37 (Artikel Online, Anmeldung erforderlich).
  19. Austro Control Geschäftsführerin Valerie Hackl übernimmt Vorsitz im zentraleuropäischen Luftraumblock FAB CE. Abgerufen am 28. Juni 2019.
  20. ACG-Chefin Hackl übernimmt FAB-CE-Vorsitz. Abgerufen am 28. Juni 2019.
  21. KSV1870 holt Valerie Hackl und Sophie Karmasin in den Vorstand. 23. Juli 2019, abgerufen am 23. Juli 2019.
  22. Austro-Control verlängert nicht mit Geschäftsführer Schwarz. In: Die Presse. 14. September 2021, abgerufen am 14. September 2021.
  23. Neue Geschäftsführung für Austro Control. In: Die Presse. 22. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  24. Warum Haselsteiner und Grossnigg eine Ex-Ministerin an Bord holen. In: Kurier.at. 22. April 2024, abgerufen am 22. April 2024.
  25. Ex-Austro-Control-Chefin besetzt erneut einen Aufsichtsratsposten. In: Kurier.at. 19. Juni 2024, abgerufen am 20. Juni 2024.
  26. Valerie Hackl wird neue Geschäftsführerin der Gas Connect Austria. In: Die Presse. 27. November 2024, abgerufen am 28. November 2024.
  27. David Baldinger: Wahltag in der Neosphäre. In: Schottengasse. Journal der Katholischen Medien Akademie (KMA). Ausgabe 2, 2013, S. 25 (PDF).
  28. Michael Nikbakhsh, Stefan Melichar: Kronzeuge gegen Kurz & Co.: Thomas Schmid packt aus. 18. Oktober 2022, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  29. "Presse"-Herausgeber Rainer Nowak 2019 an Thomas Schmid: "Jetzt musst du mir beim ORF helfen". Abgerufen am 7. Dezember 2022 (österreichisches Deutsch).
  30. "Presse"-Herausgeber Rainer Nowak 2019 an Thomas Schmid: "Jetzt musst du mir beim ORF helfen". Abgerufen am 7. Dezember 2022 (österreichisches Deutsch).
  31. ÖBB: Management-Team in den Teilgesellschaften ist komplett. Abgerufen am 7. Dezember 2022.

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

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