Oberkruste

Als Oberkruste (auch kontinentale Kruste) wird die obere Hälfte der Erdkruste bezeichnet, die überwiegend aus granitischen Gesteinen besteht. Sie existiert im Wesentlichen nur auf den Kontinenten, während sie unter dem Meeresboden meist fehlt oder (in Küstennähe) nur sehr dünn ist. Die Oberkruste mit ihrer örtlich wechselnden Gesteins- und Masseverteilung ist hauptverantwortlich für lokale und regionale Schwereanomalien.

Beachte:
Die Begriffe Ober- bzw. Unterkruste werden seit längerem auch in einer
etwas anderen Bedeutung verwendet, nämlich als zwei ungefähr gleich dicke
Teile (nur) der kontinentalen Kruste -- siehe die nächsten zwei Absätze.

Typisch für die obere Erdkruste sind ihre überwiegend "sauren" Minerale (Feldspäte und Quarz) mit hohem Gehalt an Kieselsäure SiO2 und das mineralbildende Aluminium, weshalb sie früher auch SiAl genannt wurde. Die oberen 10–20 km haben relativ sprödes Gestein, während es darunter durch die höhere Temperatur duktil (etwas kriechfähig) wird. Die Trennschicht heißt Conrad-Diskontinuität, welche die Oberkruste neueren Sprachgebrauchs von der Unterkruste scheidet. Diese seismisch nicht immer klar feststellbare Grenzschicht wurde erst in den 1920er-Jahren entdeckt, an ihr steigt die Geschwindigkeit seismischer Stoßwellen um etwa 10 % an.

Unter der Oberkruste liegt der basaltische Teil der Erdkruste, der überwiegend aus basischen Gesteinen mit größerem Magnesiumgehalt besteht und deshalb mit SiMa abgekürzt wird. Früher wurde sie auch als Unterkruste bezeichnet, heute meist als Ozeanische Kruste, da sie nicht nur unter den Kontinenten, sondern auch unter den Meeresböden verläuft.

Die obere Erdkruste hat eine durchschnittliche Gesteinsdichte von 2,7 g/cm³, was dem Mittelwert von Graniten entspricht. Andere Festgesteine liegen zwischen 2,5 (z. B. kompaktierter Sandstein), 2,7 (Kalk, viele Metamorphite) und etwa 2,9 g/cm³, tragen aber mengenmäßig nur wenig zum Durchschnittswert bei. Demgegenüber hat die ozeanische Kruste eine mittlere Dichte von 3,0 g/cm³ und damit eine noch höhere seismische Geschwindigkeit der Erdbebenwellen.

Unter diesen 1–2 Schichten aus Festgestein -- siehe Lithosphäre -- beginnt der etwas plastischere Obere Mantel, dessen Dichte nach unten kontinuierlich von etwa 3,3 auf 4 g/cm³ steigt. Die Trennfläche zwischen Erdkruste und Erdmantel wurde schon 1910 entdeckt und heißt nach ihrem Entdecker Mohorovičić-Diskontinuität oder abgekürzt Moho-Fläche. Die Kontinentalplatten "schwimmen" durch ihr geringeres Raumgewicht auf dem Erdmantel und können sich langsam (einige Zentimeter pro Jahr) gegeneinander bewegen, was Forschungsgegenstand der Plattentektonik ist.

Im Durchschnitt ist die gesamte Erdkruste unter den Kontinenten etwa 30 km mächtig, unter Hochgebirgen etwa 50 bis 65 km. Davon macht die ozeanische Kruste nur etwa 10 km aus. Wie Kontinentale Tiefbohrungen (z. B. KTB im Bayerischen Wald oder auf der Halbinsel Kola) zeigen, dürften die obersten 20 km trotz Conrad-Diskontinuität petrografisch relativ einheitlich sein.

Literatur

  • Dieter Richter, Allgemeine Geologie, 3. Auflage. Verlag de Gruyter, Berlin – New York 1985