Katholische Universität vom Heiligen Herzen

Università Cattolica del Sacro Cuore
MottoNel cuore della realtà
Gründung1921[1]
Trägerschaftkirchlich
OrtMailand
LandItalien Italien
RektorFranco Anelli[2]
Studierende41.439 (2018/19)[3]
Professoren1327 (2018/19)[3]
NetzwerkeAARC[4], FIUC[5] IAU[6]
Websitewww.unicattolica.it

Die Katholische Universität vom Heiligen Herzen (italienisch: Università Cattolica del Sacro Cuore; latein: Universitas Catholica Sacri Cordis Jesu) ist mit sechs Standorten, Fachbereichen, Instituten sowie Zentren und ca. 42.000 immatrikulierten Studenten die größte private Universität Europas[7] und die größte und eine der bedeutendsten Katholischen Universitäten weltweit.[8] Neben dem Hauptsitz Mailand bestehen Abteilungen in Brescia, Piacenza, Cremona, Rom und Campobasso.

Geschichte

Das Campus-Areal in Mailand
Einer der beiden Innenhöfe des Mailänder Campus mit den von Donato Bramante entworfenen Säulengängen
Die Aula magna des Mailänder Campus

Eine Gruppe katholischer italienischer Intellektueller unter Führung des renommierten Mediziners, Publizisten und Franziskaners Agostino Gemelli entwickelte 1919 den Gedanken, eine katholische Universität zu gründen, um nach dem Niedergang infolge des Ersten Weltkriegs am Aufbau von Kultur und Bildung in Italien aus einer dezidiert katholischen Perspektive mitzuwirken und antikirchliche Bestrebungen des italienischen Liberalismus zu bekämpfen. 1920 wurde aus dieser Initiative heraus zunächst das Istituto Giuseppe Toniolo di Studi Superiori gegründet, das als Vorgängerinstitution der Universität betrachtet werden kann. Am 24. Juni 1921 wurde das Institut durch das italienische Ministerium für Bildung anerkannt.

Erster Rektor wurde Agostino Gemelli und die Vorlesungen begannen im Dezember 1921 mit 100 Studienanfängern der beiden Fakultäten für Sozialwissenschaften und Philosophie. Die staatliche Anerkennung als öffentliche Universität erhielt sie am 2. Oktober 1925, seit dieser Zeit heißt sie Università Cattolica del Sacro Cuore.

Mit einem Gottesdienst am 7. Dezember 1921 wurde die Universität ihrer Weihung und Bestimmung übergeben. Die Messe wurde vom Mailänder Erzbischof Kardinal Achille Ratti zelebriert, der drei Monate später zum Papst gewählt wurde und den Namen Pius XI. führte.

1924 erhielt die Universität vom italienischen Staat das Recht, akademische Grade zu vergeben; dieses Recht wurde in den Statuten vom 2. Oktober 1924 mit einem königlichen Dekret bekräftigt. Hiernach erfolgte die Ausweitung der Studienangebote und die Gründung mehrerer Institute, der Ausbau und die Weiterentwicklung an mehreren Standorten, und die Schaffung neuer Studiengänge und Examina.

Am 4. August 1958 gab der Staat die Zustimmung zur Errichtung einer medizinischen Fakultät in Rom, 1959 begann die Errichtung zusätzlicher Institute und der Bau einer Poliklinik. Papst Johannes XXIII. vollzog 1961 die feierliche Grundsteinlegung zur medizinischen Hochschule für Allgemeinmedizin und Zahnmedizin (die heutige Gemelli-Klinik), 1964 übergab Papst Paul VI. die Klinik ihrer Bestimmung.

Zwischenzeitlich wurden mehrere Erweiterungen zum Abschluss gebracht und regelmäßig akademische Jahre gefeiert:

  • 1956 Fakultät für Erziehungswissenschaften (Brescia)
  • 1971 Fakultät für Mathematik, Physik und Naturwissenschaften in (Brescia)
  • 1990 Fakultät für Wirtschaft und Finanzen sowie Versicherungswesen (Mailand)
  • 1991 Fakultät für Fremdsprachen und Literatur (Mailand)
  • 1997 Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Mailand; später Piacenza)
  • 1999 Fakultät für Psychologie (Mailand)
  • 2000 Fakultät für Rechtswissenschaften (Piacenza)
  • Im Jahre 2000 war die Universität mit 13 Zentren in ganz Italien präsent, diese verfügen über Satellitenverbindungen, mit denen Kurse organisiert werden und bei denen Fernstudien angeboten werden. Die Zentren fördern Ausbildungsinitiativen.
  • Am 13. April 2000 hielt Papst Johannes Paul II. eine Ansprache in der Universität
  • Während des akademischen Jahres 2001–2002 wurde in Mailand die Fakultät für Soziologie eröffnet.
  • Papst Benedikt XVI. eröffnete das akademische Jahr 2005–2006 mit einer Ansprache.
  • Seit 2010 erfolgt eine strukturelle Anpassung an die Universitätsreform in Italien durch die Gelmini-Reform, wodurch die Fakultäten durch Fachbereiche (dipartimenti) ersetzt wurden.

Zielsetzung

„Die katholische Universität ist eine akademische Einrichtung, sie dient der Entwicklung des besonderen Studiums, der wissenschaftliche Forschung und der Vorbereitung junger Erwachsenen für die Arbeit und dem Dienst in Forschung, Lehrberufe und soll zur Arbeit in den öffentlichen und privaten Lehrbereichen beitragen. Dieses Ziel soll mit einer vorbildlichen akademischen Ausbildung erlangt werden, welche mit den Grundzügen der Christlichkeit verbunden ist.“

Statuten der Universität, Artikel 1[9]

Im katholischen Verständnis und mit der Treue zur katholischen Kirche widmet sich die Universität der Forschung, der Lehre und des Studiums in allen Fächern der Wissenschaften. Bei all diesen Bestrebungen soll der Mensch im Zentrum der gesellschaftlichen Ordnung seinen Platz haben. Es gelten die folgenden Prinzipien: Wissenschaftliche Forschung, Unterrichtung, gute Vorbereitung und eine Ausbildung, die im Wesentlichen der charakterlichen Entwicklung des Menschen entspricht.

Organisation

  • 4 Campi mit den Fachbereichen (dipartimenti)[10]
  • dreijährige Hauptstudiengänge
  • 241 Studiengänge[11]

Rektoren

  1. Agostino Gemelli, Gründer der Universität
  2. Francesco Vito
  3. Ezio Franceschini
  4. Giuseppe Lazzati
  5. Adriano Bausola
  6. Sergio Zaninelli
  7. Lorenzo Ornaghi
  8. Franco Anelli, seit 2012[12]

Persönlichkeiten

  • Armida Barelli (1882–1952), italienische Mitbegründerin der Università Cattolica del Sacro Cuore
  • Giacomo Violardo (1898–1978), italienischer Kurienkardinal
  • Sergio Pignedoli (1910–1980), italienischer Kurienkardinal
  • Roberto Busa SJ (1913–2011), italienischer Geisteswissenschaftler und Linguist, Erfinder des Index Thomisticus
  • Luigi Gui (1914–2010), italienischer Politiker
  • Luigi Mengoni (1922–2001), italienischer Rechtswissenschaftler und Richter am italienischen Verfassungsgericht
  • Elio Sgreccia (1928–2019), Bioethiker und Kurienkardinal
  • Emanuele Severino (1929–2020), italienischer Philosoph
  • Silvio Cesare Bonicelli (1932–2009), Bischof von Parma
  • Jorge Brovetto (1933–2019), uruguayischer Politiker
  • Carlo Ghidelli (* 1934), Erzbischof von Lanciano-Ortona
  • Francesco Conz (1935–2010), italienischer Verleger
  • Alberto Quadrio-Curzio (* 1937), italienischer Politikwissenschaftler
  • Luisa Muraro (* 1940), italienische Philosophin
  • Giovanni Maria Flick (* 1940), italienischer Jurist und Politiker
  • Ettore Gotti Tedeschi (1945), italienischer Bankmanager und 2009–2012 Präsident des Istituto per le Opere di Religione (IOR)
  • Raffaello Martinelli (* 1948), italienischer Bischof von Frascati
  • Lorenzo Ornaghi (* 1948), italienischer Politikwissenschaftler, Rektor der Università Cattolica del Sacro Cuore (seit 2006) und italienischer Kulturminister (2011–13)
  • Ioan Petru Culianu (1950–1991), rumänischer Religionswissenschaftler, Kulturhistoriker, Philosoph und Essayist
  • Enrico dal Covolo SDB (* 1950), italienischer Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität
  • Mario Toso SDB (* 1950), italienischer Kurienbischof und Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden
  • Helga Thaler Ausserhofer (* 1952), italienische Politikerin
  • Paul Dembinski (* 1955), polnisch-schweizerischer Ökonom
  • Giovanni Marseguerra (* 1962), italienischer Ökonom
  • Silvia Pellegrini (* 1965), italienische Theologin und Professorin für biblische Theologie der Universität Vechta
  • Michela Vittoria Brambilla (* 1967), italienische Unternehmerin und Politikerin sowie Ministerin
  • Angelino Alfano (* 1970), italienischer Politiker, ehemaliger Justizminister, ehemaliger Innenminister und ehemaliger Außenminister
  • Lara Comi (* 1983), italienische Politikerin und Mitglied des Europäischen Parlaments

Siehe auch

Weblinks

Commons: Università Cattolica (Milan) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ucsc.it
  2. unicatt.it
  3. a b Oltre 41 mila studenti e 93 corsi, numeri record per la Cattolica. In: adnkronos.com. 18. Januar 2019, abgerufen am 21. Januar 2021 (italienisch).
  4. Members of AARC. In: www.alps-adriatic.net. Rector's Conference of the Universities of the Alpes Adriatic Region, abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
  5. Members. In: www.fiuc.org. International Federation of Catholic Universities, abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  6. List of IAU Members. In: iau-aiu.net. International Association of Universities, abgerufen am 2. August 2019 (englisch).
  7. La Cattolica - I numeri (Memento vom 23. September 2012 im Internet Archive), auf: www.unicattolica.it (ital.)
  8. Inaugurazione dell’anno accademico 2003-2004 (Memento vom 22. Juli 2011 im Internet Archive), auf www.unicatt.it (ital.; PDF)
  9. unicatt.it
  10. Dipartimenti. Abgerufen am 15. Juli 2023 (italienisch).
  11. Master universitari post laurea | Università Cattolica. Abgerufen am 15. Juli 2023 (italienisch).
  12. unicatt.it

Koordinaten: 45° 27′ 47,2″ N, 9° 10′ 36,9″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Chiostro Unicatt.jpg
Autor/Urheber: Scruch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Chiostro of the Catholic University of the Sacred Heart
HDR - Lesson in Aula Magna.jpg
Autor/Urheber: Gabriele Barni from Monza, Italy, Lizenz: CC BY 2.0

Work in progress - Aula Magna dell'università Cattolica del Sacro Cuore (milano)

(bracketing exp -2 , 0 , + 1,9) + layer colorize + warm filters

See also the Crypta of the Aula Magna : www.flickr.com/photos/scruch/3295400207/
Cattolica Campus Aerial Photo.jpg
Autor/Urheber: Urbanfile, Lizenz: CC BY-SA 3.0
This is an aerial photograph of UCSC' campus in Milan (it.: Milano).