Ungarische Rauke

Ungarische Rauke

Ungarische Rauke (Sisymbrium altissimum), Illustration

Systematik
Eurosiden II
Ordnung:Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie:Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus:Sisymbrieae
Gattung:Rauken (Sisymbrium)
Art:Ungarische Rauke
Wissenschaftlicher Name
Sisymbrium altissimum
L.

Die Ungarische Rauke (Sisymbrium altissimum), auch Hohe Rauke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Rauken (Sisymbrium) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie ist in Eurasien weitverbreitet und in Nordamerika ein Neophyt.

Beschreibung

Grundständige Blattrosette
Stängel mit Laubblättern: die unteren sind von den oberen deutlich verschieden.
Ungarische Rauke (Sisymbrium altissimum)

Die Ungarische Rauke wächst als einjährig-überwinternde oder sommeranuelle krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimeter erreicht. Sie ist am Grunde borstig behaart (Trichome 1,5 bis 3 mm lang).[1][2]

Die Laubblätter sind anfangs in einer grundständigen Blattrosette und später wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Die Grundblätter sind schrotsägeförmig, mit vier bis neun lanzettlichen bis dreieckigen Abschnitten pro Seite. Die meist sitzenden oberen und mittleren Stängelblätter sind fiederteilig, mit jederseits zwei bis sechs linealischen Blattabschnitten.[1][2]

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die während der Anthese weit abstehenden Kelchblätter sind 4 bis 6 mm lang, die zwei äußeren an der Spitze gehörnt. Die vier Kronblätter sind hellgelb.[1]

Die Schoten sind 6 bis 10 cm lang und stehen auf gleichdicken 5 bis 12 mm langen Stielen.[1]

Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 14[3].

Ökologie

Die Ungarische Rauke ist ein Hemikryptophyt und Therophyt.[1]

Die zur Fruchtzeit starre und leichte Pflanze kann als Ganzes aus dem Boden gerissen und dann als Steppenläufer ausgebreitet werden. Die zahlreichen Samen sind in Mulden der Schoten eingebettet und fallen bei Erschütterung nach und nach heraus.

Vorkommen

Die Ungarische Rauke ist ein kontinentales Florenelement. Ihre ursprüngliche Verbreitung reicht von Innerasien, Indien und Pakistan bis nach Ost- und Südosteuropa. Sie wurde in vielen Ländern ein Neophyt wie in Nordamerika, in Neuseeland oder in Hawaii, aber erst in neuerer Zeit. Die Ungarische Rauke ist nach Mitteleuropa aus dem kontinentalen Osteuropa zu uns eingewandert. In Brandenburg wurde sie seit etwa 1830 nachgewiesen. Eine besonders starke Ausbreitung erfolgte mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes.

Die Ungarische Rauke besiedelt in Mitteleuropa Schuttplätze, Wege und Dämme, vor allem im nordöstlichen Teil des Tieflands, im Nordteil der Mittelgebirge, im Rhein-Main-Gebiet, in der Fränkischen Alb und ihrem Vorland, in der Westschweiz und im Wiener Becken. An ihren Standorten ist sie selten und meist unbeständig. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Weg von Nesselwängle zum Gimpelhaus bis zu 1200 m Meereshöhe auf.[4]

Die Ungarische Rauke gedeiht meist auf lockeren Sand- oder Kiesböden, die aber nährstoffreich und vor allem stickstoffhaltig sein sollte. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Lactuco-Sisymbrietum altissimi aus dem Verband Sisymbrion[3].

Inhaltsstoffe

Die Samen enthalten reichlich Erucasäure.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Sisymbrium altissimum erfolgte durch Carl von Linné. Synonyme für Sisymbrium altissimumL. sind: Sisymbrium sinapistrumCr., Sisymbrium pannonicumJacq. Das Artepitheton altissimum bedeutet sehr hoch.[5]

Literatur

  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. 2. erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3323-7.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ungarische Rauke. FloraWeb.de
  2. a b Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011 ISBN 978-3-8274-1606-3, Seite 547
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 475. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 571.
  5. Datenblatt mit Fotos.

Weblinks

Commons: Ungarische Rauke (Sisymbrium altissimum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Sisymbrium altissimum sl2.jpg
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Habitus

Taxon: Pannonien-Rauke, Sisymbrium altissimum (sensu Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9; det. M. A. Fischer 2014-05-04)
Fundort: Ringelsdorf, Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich - ca. 150 msm

Standort: Wegrand
Sisymbrium pannonicum — Flora Batava — Volume v17.jpg
Sisymbrium altissimum L. (Syn. Sisymbrium pannonicum Jacq.)
Sisymbrium altissimum (5006628634).jpg
Autor/Urheber: Matt Lavin from Bozeman, Montana, USA, Lizenz: CC BY-SA 2.0
The leaf rosette forms the first year and may send up a flowering stalk the following year if not in the current year.
Sisymbrium altissimum sl8.jpg
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Stängel mit Laubblättern

Taxonym: Sisymbrium altissimum ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: bei den Kogelsteinen, Straning-Grafenberg, Bezirk Horn, Niederösterreich - ca. 320 m ü. A.

Standort: Böschung