Ugo Dossi

Ugo Dossi (* 1. November 1943 in München) ist ein deutscher Maler und Objektkünstler.

Leben

Skulptur (Künstler-Nekropole in Kassel)

Dossi studierte von 1962 bis 1965 an der Akademie der Bildenden Künste München bei dem Monumentalmaler Franz Nagel und an der Accademia di Brera in Mailand. Von 1965 bis 1976 war er freischaffend in Mailand als Künstler tätig. Dort wurde Ugo Dossi von der dem Surrealismus zugewandten „Galleria Arturo Schwarz“ betreut. Zeitweise arbeitete er in Mailand als Bühnenmaler. Von 1975 bis 1976 unterhielt er ein Atelier in Paris, 1976 zunächst in Zürich und anschließend in München. Er nahm 1977 an der Documenta 6 und 1987 an der Documenta 8 in Kassel teil. Ugo Dossi beteiligte sich an den Biennalen in Venedig, Paris, Mailand und Buenos Aires.

Lehraufträge

Ugo Dossi erhielt von 1986 bis 1994 einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste München, 1987 an der TU Berlin und im gleichen Jahr von der Internationalen Sommer-Akademie Salzburg. 1991 lehrte er an der Somaya Universität in Bombay und 1992 an der University of South Florida in Tampa. Weitere Lehraufträge nahm Ugo Dossi 1992 am Bauhaus in Dessau, von 1992 bis 1994 an der Kunstakademie Münster, 1993 an der Hochschule der Künste Berlin, von 1993 bis 1994 an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken, 1995 an der Academie de Artǎ Bukarest und im gleichen Jahr an der Akademie Belgrad an. Von 1997 bis 1999 war er zum Professor an die Akademie der Bildenden Künste in München berufen.

Werk

Ugo Dossis Interesse gilt dem Unterbewussten, der Über-Realität sowie dem Bestreben, die universale Bildwelt des Unterbewussten sichtbar zu machen. Dabei nutzt er die Fähigkeit des Gehirns, Bilder zu speichern und wieder abrufen zu können. Angeregt wurde er sowohl durch die Lehren von Wilhelm Reich als auch von Sigmund Freud. Zudem inspirierte ihn die Fluxus-Bewegung, vor allem die Arbeiten von George Brecht und Robert Filliou, aber auch die neo-surrealistische Objektkunst von Edward Kienholz sowie die Arbeiten des Nouveau Realisme von Daniel Spoerri. Ugo Dossi stellte zunächst Räume aus bedruckten, seriellen Teilen her, die den Blick in imaginäre Innenräume des Unterbewussten sichtbar machen sollten. Nach ersten Versuchen mit Sprache in Form von Assoziationen und Farbe in den „Schlieren-Bildern“ von 1969, entwickelte Ugo Dossi seine „Funktions-Skulpturen“ und „Hilfsmittel“, wie den „Sensograph“, mit dem unbewusste Sensomotorik in Zeichnungen umgesetzt werden konnte. 1999 schuf er die „Fluidum Maschine“. Die Form der automatischen Zeichnungen, mit denen Bilder aus dem Unterbewussten sichtbar gemacht werden, erinnert stark an den surrealistischen Automatismus. Mit Hypnose und Trance bringt Ugo Dossi in Arbeitsgruppen seine Helfer dazu, Bilder aus ihrem Unterbewussten offenzulegen. Seine benutzten Hilfsmittel wie die „Funktions-Skulptur“ werden schließlich zu eigenständigen Plastiken. Mithilfe von Installationen aus Licht, Laser, Video und mit subliminalen Projektionen, wie kurzen, kaum wahrnehmbaren Einblendungen, die sich im Unterbewusstsein einlagern, reproduzierte er Bilder, um mit ihnen erneut ins Unterbewusste des Betrachters vorzudringen. Ugo Dossis wichtigste künstlerische Elemente sind Installationen, die mit den Medien Video und Projektion arbeiten. Er beschäftigt sich stark mit den Themen Kunst/Wissenschaft, Unterbewusstsein und Kunst/Schach. 1987 nahm er an der Documenta 8 in Kassel teil. 1987 zeigte auf der Documenta 8 in Kassel die Installation „Brennender Busch“, 1987 (Installation mit Bildprojektion, ca. 5 m × 8 m), die der Künstler „Wahrnehmungsexperiment“ nannte. Ein realer Busch diente in dunkler Umgebung als Projektionkörper für extrem kurzzeitige, nur wenige hundertstel Sekunden dauernde Bildprojektionen („strotoskopische Bildinjektionen“), die „für das Auge unsichtbar bleiben, vom Unterbewußtsein aber wahrgenommen und gespeichert werden. […] Die Installation ‚brennender Busch‘ ist Trägerkörper für Dossis subliminale Projektionen und Aktionsrahmen für die angesteuerten archaischen Assoziationen.“[1]

Dossi lebt und arbeitet in München und Berlin.

Auszeichnungen

Ausstellungen

  • 1974 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
  • 1975 Städtisches Museum Schloß Morsbroich, Leverkusen
  • 1981 Form Kunst, Rottweil
  • 1985 Künstlerhaus, Stuttgart
  • 1991 Märkisches Museum, Witten
  • 1994 Städtisches Museum, Ratingen
  • 1995 Studentski Kulturan Centar, Belgrad
  • 1996 Städtisches Kunstmuseum, Augsburg
  • 1996 Sommer-Palais Harrach, Wien
  • 1997 Zeppelin-Museum, Friedrichshafen

Literatur

  • Andrea Hofmann u. a.: Ugo Dossi. Ultra-Marin. Fink, Lindenberg 1997, ISBN 3-931820-40-8.
  • Manfred Schneckenburger: Ugo Dossi. Reset. Museums- und Kunstverein Osnabrück, Osnabrück 2007, ISBN 978-3-926235-29-9.
  • Ulrike Fuchs: Dossi, Ugo. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 29, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22769-8, S. 157.
  • Manfred Schneckenburger, Ugo Dossi u. a.: Dem höheren Zweck. Retrospektive Ugo Dossi 1965–1990. Hagen Verlag, München 1990, ISBN 3-928114-01-8.
  • Susanne Wedewer, Ugo Dossi: Heraldik des Unterbewussten. In: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Ausgabe 28. WB-Verlag, München 1994, ISSN 0934-1730.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Roger Pontecorvo, in: documenta 8, Kassel, 1887, Band 2, S. 58
  2. Ugo Dossi: Salz der Erde. Katalog anlässlich der Verleihung des Erich-Hauser-Preises 2008.

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Grabanlage von Ugo Dossi, aufgenommen auf einem öffentlichem Friedhof in Kassel