Udo Grashoff

Udo Grashoff (* 4. Januar 1966 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Schriftsteller und Historiker.

Leben

Grashoff studierte zunächst Biochemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und nach der Friedlichen Revolution in der DDR Geschichte und Literaturwissenschaft. 2006 wurde er promoviert. Seit 2019 ist er Privatdozent. Er lebt in Leipzig und lehrt und forscht an der dortigen Universität, vor allem zur DDR-Geschichte. Von 2014 bis 2020 war Grashoff als DAAD-Lecturer am University College London tätig.[1] Momentan arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung.

Werk

Grashoff veröffentlichte Lyrik,[2] darunter bisher zwei Gedichtbände. In seinen Sachbüchern befasst er sich mit DDR-Geschichte und der Halleschen Regionalgeschichte, unter anderem mit dem Schwarzwohnen. Besondere Beachtung fanden seine Publikationen über den Umgang mit Suiziden in der DDR. Die von ihm herausgegebene und kommentierte Sammlung von Abschiedsbriefen Ich möchte jetzt schließen war in Deutschland ein „unerwarteter Bestseller“,[3] wurde in mehrere Sprachen übersetzt[4] und fand besonders im englischsprachigen Raum Beachtung.[5]

Veröffentlichungen

  • Ein Stück Schnee verteidigen. Gedichte. Stekovics, Halle an der Saale 2001, ISBN 3-932863-60-7.
  • In einem Anfall von Depression… Selbsttötungen in der DDR. Links, Berlin 2006, ISBN 978-3-86153-420-4.
  • Hallesche Originale: Aus tausendzweihundert Jahren. Hasenverlag, Halle 2006, ISBN 978-3-939468-03-5.
  • Johann Friedrich Struensee: Arzt, Staatsmann, Geliebter der Königin. Hasenverlag, Halle 2008, ISBN 978-3-939468-15-8.
  • Angezweifelte Selbsttötungen politischer Häftlinge in der DDR. In: Horch und Guck. 1/2008 sowie weitere Beiträge in dieser Zeitschrift.
  • Schwarzwohnen. Die Unterwanderung der staatlichen Wohnraumlenkung in der DDR. V&R unipress, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-826-3.
  • Leben im Abriss: Schwarzwohnen in Halle an der Saale. Hasenverlag, Halle 2011, ISBN 978-3-939468-58-5.
  • Erst rot, dann braun? Überläufer von der KPD zu NS-Organisationen im Jahr 1933. In: Günther Heydemann, Jan Erik Schulte, Francesca Weil (Hrsg.): Sachsen und der Nationalsozialismus (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Band 53). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, ISBN 3-525-36964-6, S. 215–236.
  • Schiefe Menhire. Verlagshaus Berlin, Berlin 2015, ISBN 978-3-945832-01-1.
  • Opportunismus und Überläufertum im Konzentrationslager Sachsenburg im Jahr 1933. In: Bert Pampel, Mike Schmeitzner (Hrsg.): Konzentrationslager Sachsenburg (1933–1937) (= Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Band 16). Sandstein, Dresden 2018, ISBN 978-3-95498-382-7, S. 262–276.
  • Studenten im Aufbruch. – Unabhängige studentische Interessenvertretung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1987–1992. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2019, ISBN 978-3-96311-208-9.
  • Die DDR im Jahr 1977. Zwischen Routine und Resignation. Landeszentrale für politische Bildung Erfurt 2019, ISBN 978-3-946939-54-2.
  • Die DDR im Jahr 1990. Zwischen Anarchie und Westintegration. Landeszentrale für politische Bildung Erfurt 2021, ISBN 978-3-948643-20-1.
  • Gefahr von innen. Verrat im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Wallstein-Verlag, Göttingen 2021, ISBN 978-3-8353-3950-7.
  • »Raumschiff Erde« Geschichte des Umweltbewusstseins in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Landeszentrale für politische Bildung Erfurt 2021, ISBN 9783948643614.
als Herausgeber
  • Ich möchte jetzt schließen. Briefe vor dem Freitod. Reclam, Leipzig 2004, ISBN 3-379-20109-X.
  • Das vergessene Lager. Eine Dokumentation zum Außenkommando des KZ Buchenwald in Halle/Saale 1944/45. Hasenverlag, Halle 2010, ISBN 978-3-939468-33-2.
  • mit Uta Franke, Heidi Bohley, Falco Werkentin: Verhängnisvoll verstrickt: Richard Hesse und Leo Hirsch – zwei jüdische Funktionäre und ihre Lebenswege in zwei Diktaturen. Hasenverlag, Halle 2014, ISBN 978-3-945377-01-7.
  • Comparative Approaches to Informal Housing Around the Globe. UCL Press, London 2020, ISBN 978-1-78735-523-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.ucl.ac.uk/ssees/people/udo-grashoff
  2. Carl-Christian Elze: Neuer Wort Schatz II: Udo Grashoff. In: Titel-Kulturmagazin vom 28. September 2009. (Rezension des Gedichtes „Zoo“ von Udo Grashoff.) Abgerufen am 8. Juli 2018
  3. Roger Boyes: Suicide notes become a bestseller. In: „The Times“ vom 8. Dezember 2004. (Über den Erfolg von Ich möchte jetzt schließen in Deutschland.)
  4. Übersetzungen von Ich möchte jetzt schließen erschienen bisher auf:
    • Koreanisch: 「이제 그만 생을 마치려 합니다.」, 해토, 2005.
    • Englisch: Let me finish. Headline Review, London 2006.
    • Niederländisch: Ik sluit nu maar af : zelfmoordbrieven. De Arbeiderspers, Amsterdam 2006.
    • Portugiesisch: Vou-me embora cartas de suicidas. Quetzal, Lissabon 2006.
    • Schwedisch: Nu måste jag sluta : avskedsbrev. Svenska förlaget, Stockholm 2006.
  5. Josh Lacey: No Way Out. Rezension, in: The Guardian, 28. Januar 2006