Toni Ebel

Toni Ebel (* 10. November 1881 in Berlin; † 9. Juni 1961 ebenda) war eine deutsche Malerin.

Leben und Werk

Toni Ebel wurde als Hugo Otto Arno Ebel als ältestes von elf Kindern geboren. Wegen seiner Homosexualität verließ er das Elternhaus und arbeitete als Frau in einem Damenkleiderladen, während er in München Malerei studierte. Anschließend reiste sie mit einem älteren Mann ins Ausland. 1911 ging Ebel nach Berlin zurück und fühlte sich wieder als Mann. Er heiratete und bekam einen Sohn. In seiner Rolle als Mann fühlte sich Ebel nicht wohl und er versuchte mehrmals aus dem Leben zu scheiden. 1916 wurde er in die Armee eingezogen. Nach dem Krieg war Ebel zeitweilig Mitglied der USPD. Seine Frau erkrankte und starb 1928. Ebel lebt und arbeitete zunächst in Berlin-Steglitz, dann im Wedding, arbeitete als Maler, der im Umfeld von Käthe Kollwitz zu einigem Renommee kam, befand sich aber in einer tiefen Lebenskrise. Auf seinen Antrag erhielt er eine damals erforderliche Transvestie-Genehmigung und konnte wieder als Frau leben. Über seine Freundin Charlotte Charlaque (Kurt Scharlach) erhielt er Kontakt zu Magnus Hirschfeld, der sich seiner annahm und auch einige Bilder Ebels erwarb. Von 1929 bis 1933 lebte Toni Ebel ärmlich im Souterrain dessen Instituts für Sexualwissenschaft und half dem Hauspersonal. Sie stellte einen formellen Antrag auf eine rechtliche Namensänderung und führte ab 1930 offiziell den Vornamen Toni[1]. Bis 1932 unterzog sie sich mit Unterstützung Hirschfelds einer geschlechtsangleichenden Operation durch Erwin Gohrbandt, Felix Abraham und Ludwig Levy-Lenz. Es war dies die zweite Operation dieser Art.

Ab 1932 verband die Jüdin Charlotte Charlaque und Toni Ebel eine Liebesbeziehung. 1933 konvertierte Toni Ebel zum Judentum. Beide lebten in bescheidenen Verhältnissen zur Untermiete in der Nollendorfstraße 24 in Berlin-Schöneberg. Toni Ebel bezog eine kleine Rente und hatte durch den Verkauf von Bildern etwas Zuverdienst. Von Nachbarn wurden sie wiederholt belästigt, und 1942 waren sie gezwungen, sich zu trennen. Nach einer Warnung durch die Halbschwester Ebels floh Toni Ebel mit Charlotte Charlaque 1934 in die Tschechoslowakei. Bis 1935 lebten sie in Karlsbad-Fischern (Rybáře), wo Ebel Bilder für Karlsbader Kurgäste malte. Dann zogen sie nach Prag und 1937 nach Brünn. In Prag lebte Ebel unter dem Namen Antonia Ebelova und arbeitete als Malerin. 1942 wurde Charlotte Charlaque von der Fremdenpolizei inhaftiert. Es gelang ihr später, in die USA zu kommen.

Nach Kriegsende ging Toni Ebel nach Ostdeutschland, wo sie als Opfer des Nationalsozialismus eine kleine Rente erhielt und sich als Malerin betätigte. Sie schuf vor allem Landschaftsbilder und Porträts und erhielt seit den fünfziger Jahren in der DDR Beachtung. Sie war Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und erhielt 1960 dessen Ehrenmitgliedschaft.[2]

Der Medizinhistoriker Rainer Herrn weist in dem Buch Der Liebe und dem Leid. Das Institut für Sexualwissenschaften 1919 – 1933 (Suhrkamp Verlag, 2022) darauf hin, dass es von Toni Ebel zwei biografische Selbstzeugnisse gibt, die erheblich voneinander abweichen.[3]

Darstellung der Künstlerin in der bildenden Kunst

  • Josef Brück: Porträt der Malerin Toni Ebel (Tafelbild, 1952)[4]
  • Fritz Dähn: Porträt von Toni Ebel (Graphit auf Papier, 1954)[5]

Werke (Auswahl)

  • Selbstporträt (Tafelbild, Öl, 60 × 50 cm; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[6]
  • Fallobst (Tafelbild, Öl; um 1958)[7]
  • Arbeiterveteran (Tafelbild, Öl; ausgestellt 1962/1963 auf der Fünften Deutschen Kunstausstellung)[8]
  • Bildnis meiner Schwester (Pastell; ausgestellt 1962/1963 auf der Fünften Deutschen Kunstausstellung)[9]
  • Wissen ist Macht (Tafelbild, Öl; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[10]

Ausstellungen (mutmaßlich unvollständig)

Einzelausstellungen

Ausstellungsbeteiligungen

  • 1951/1952: Berlin, Museumsbau am Kupfergraben („Künstler schaffen für den Frieden“)
  • 1953, 1958/1959 und 1962/1963: Dresden, Dritte bis Fünfte Deutsche Kunstausstellung
  • 1954, 1958 und 1960: Berlin, Bezirkskunstausstellungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Notiz auf Geburtsurkunde Nr. 5380/1881, Standesamt Berlin VII a
  2. Bildende Kunst, Berlin, Heft 2/1960, S. 136
  3. (dazu dort Fußnote 54)
  4. Porträt auf deutschefotothek.de
  5. Perspektiven – Toni Ebel [hier Tafel 60]. Abgerufen am 8. Oktober 2022 (deutsch).
  6. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30126932/df_hauptkatalog_0212044_003
  7. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30125278/df_hauptkatalog_0211847_002_030
  8. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30126930/df_hauptkatalog_0212042_028
  9. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30126931/df_hauptkatalog_0212044_016
  10. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30125279/df_hauptkatalog_0211847_002_032