Tiberias
Tiberias | ||
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Basisdaten | ||
hebräisch: | טבריה | |
arabisch: | طبرية | |
Staat: | Israel | |
Bezirk: | Nord | |
Gegründet: | im Jahre 17 der Zeitrechnung | |
Koordinaten: | 32° 48′ N, 35° 32′ O | |
Höhe: | 200 m unter dem Meeresspiegel | |
Fläche: | 10,872 km² | |
Einwohner: | 44.234 (Stand: 2018)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 4.069 Einwohner je km² | |
Gemeindecode: | 6700 | |
Zeitzone: | UTC+2 | |
Postleitzahl: | 14000–15106 | |
Gemeindeart: | Stadt | |
Bürgermeister: | Josi Nabaa[2] | |
Website: | ||
Tiberias (hebräisch טְבֶרְיָהṬverjah ['tvɛrja], arabisch طبرية, DMG Ṭabariyya, auch طبريا, DMG Ṭabariyā; teilweise auch Tiberius) ist eine Stadt in Galiläa im Staat Israel (Nordbezirk) am Westufer des Sees Genezareth, der nach der Stadt auch „See von Tiberias“ genannt wird. Tiberias ist eine der vier Heiligen Städte im Judentum, zusammen mit Jerusalem, Hebron und Safed.[3]
Tiberias ist mit 44.234 (Stand 2018)[4] Einwohnern die größte Stadt im Jordantal.
Geschichte
Die Stadt wurde von Herodes Antipas ab dem Jahr 17 erbaut und löste Sepphoris als Hauptstadt der Tetrarchie Galiläa und Peräa im Jahr 19 ab. Das Gründungsdatum geht aus datierten Münzen hervor, welche die Aufschrift Tiberias tragen.[5] Den Namen wählte Herodes zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius. Die Stadt wurde im römisch-griechischen Stil mit Palästen und typisch römischen Bauten wie Forum, Theater und Rennbahn erbaut. Dabei wurde der jüdische Friedhof des Nachbarorts Hammat überbaut, weswegen die Stadt von gläubigen Juden zunächst als „unrein“ gemieden wurde. Nach urchristlichen Quellen wurde Johannes der Täufer vor dem Jahr 30 in Tiberias hingerichtet.
Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 wurde die Stadt bald das geistige und religiöse Zentrum der Juden. Ende des 2. Jahrhunderts erklärte Schimon ben Jochai die Stadt für „rein“, und mit Anfang des 3. Jahrhunderts nahm Tiberias mit dem Sitz des Sanhedrin und einer berühmten Jeschiwa einen weiteren Aufschwung.[6] Hier wurde gegen 210 die Mischna fertiggestellt, bis um 400 entstand die Gemara und bis ca. 450 wurde hier der Palästinische Talmud vollendet sowie der masoretische Text des Alten Testaments festgelegt.
Zu Beginn der islamischen Expansion wurde die Stadt im Jahr 637 von den muslimischen Arabern erobert. Sie war jedoch auch weiterhin von Juden bewohnt. 1099 eroberten die Kreuzritter die Stadt, die sie, nach der Befestigung durch eine Stadtmauer, als Stützpunkt nutzten. Tiberias bildete das Zentrum des Fürstentums Galiläa innerhalb des Königreichs Jerusalem. Am 2. Juli 1187 wurde die Stadt nach kurzer Belagerung von Sultan Saladin erobert, allein die Zitadelle von Tiberias leistete noch Widerstand. Am 4. Juli 1187 wurde das vereinte Heer der Kreuzritter, das Tiberias zu entsetzen versuchte, in der Schlacht beim nahegelegenen Hattin vernichtend geschlagen, so dass die Stadt erneut an die Muslime fiel. Der jüdische Gelehrte Maimonides, der 1204 in Kairo starb, wurde entsprechend seinem Wunsch in Tiberias bestattet. 1240 wurde die Stadt auf diplomatischen Druck des Kreuzzugs Theobalds IV. von Champagne vom Sultan as-Salih Ismail von Damaskus an die Christen abgetreten, der sich im Gegenzug ein Bündnis mit den Kreuzfahrern gegen Sultan as-Salih Ayyub von Ägypten erhoffte. Choresmische Söldner des Sultans von Ägypten plünderten Tiberias 1244. 1247 zerstörte ein ägyptisches Heer unter dem späteren Mamluken-Sultan Baibars die Stadt, die erst unter osmanischer Herrschaft (seit 1517) wieder besiedelt wurde.
1561 erhielt Joseph Nasi, Herzog von Naxos, ein aus Portugal vor der Inquisition geflüchteter sephardischer Jude, vom Sultan Süleyman I. Tiberias und sieben kleinere Orte in dessen Umgebung. Durch einen Ferman des Sultan unterstützt und mit dem Geld seiner Tante Dona Gracia Nasi stellte er die Stadtmauern wieder her.
Die heutige am See gelegene Altstadt wurde um 1738 unter der Herrschaft von Dhaher al-Omar errichtet, und die heute noch teilweise erhaltene Stadtmauer auf den Resten der alten Stadtmauern aus der Kreuzfahrerzeit erbaut. Bei einem Erdbeben im Jahr 1837 wurde die Stadtmauer zerstört und nur teilweise wieder aufgebaut.
Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung als jüdische Siedlung wegen der verstärkten jüdischen Einwanderung (Alija) wieder zu. Erleichtert wurde sie durch die Fertigstellung der Jesre'eltalbahn 1904. Von deren Bahnhof Sammach am See Genezareth verkehrte regelmäßig ein Anschlussdampfschiff nach Tiberias.[7] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Wohnviertel außerhalb der Stadtmauer angelegt. Bei der großen Flut 1934 wurde die Altstadt am Ufer und die Stadtmauern erneut zerstört. Die Stadtmauer wurde in der Folge nicht wieder aufgebaut, die Wohngebiete wurden vermehrt an höheren Stellen gebaut. 1940 hatte die Stadt 12.000 Einwohner, je zur Hälfte Araber und Juden. Im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 flohen die Araber aus der Stadt bzw. wurden aus ihr vertrieben, die Altstadt wurde im Krieg abermals zerstört und danach größtenteils wieder aufgebaut. In der Zeit nach der Staatsgründung hatte Tiberias den Status einer Entwicklungsstadt.
Seit Jahren finden archäologische Ausgrabungen statt. Das antike Amphitheater soll in der Zukunft wieder für das Publikum geöffnet werden.[8]
Tiberias | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geographie
Tiberias liegt im Jordantal und erstreckt sich am Westufer des Sees Genezareth, der 212 m unter dem Meeresniveau liegt, bis zu einer Höhe von 457 m über dem Wasserspiegel des Sees (245 m über Meeresniveau).
Wirtschaft
Tiberias ist das Zentrum des landwirtschaftlich intensiv genutzten Umlandes. Hier werden Gemüse und Obst, hauptsächlich Bananen, Datteln und Trauben angebaut. Aufgrund des milden Winterklimas kann auch Frühgemüse für den Export angebaut werden.
Die Stadt ist außerdem ein bedeutender Touristenort. Das liegt einerseits am milden Klima und an den schwefel- und radonhaltigen Thermalquellen, andererseits an den vielen christlichen und jüdischen Stätten im Bereich des See Genezareth. Christen besuchen vor allem Tabgha, den Berg der Seligpreisungen, Kafarnaum und die christliche Taufstelle Jardenit, Ziele der Juden sind vor allem die Gräber der jüdischen Erzmütter, aber auch die Gräber der bekannten Rabbinen Maimonides, Jochanan ben Sakkai und Akiba, der nach dem jüdischen Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer hingerichtet worden war, sowie das Grab seines Schülers Rabbi Meir. Das im Jahr 1990 entdeckte Amphitheater stammt nach Erkenntnissen aus dem Jahr 2010 nicht wie ursprünglich angenommen aus dem 2. oder 3. nachchristlichen Jahrhundert, sondern wurde bereits kurz nach der Stadtgründung erbaut.
Persönlichkeiten
Söhne der Stadt
Diese Aufstellung enthält eine Übersicht im heutigen Tiberias geborener Persönlichkeiten. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Tiberias hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Viele sind nach ihrer Geburt weggezogen und andernorts bekannt geworden. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- Michael Gross (1920–2004), Designer, Bildhauer und Konzeptkünstler
- Menahem Golan (1929–2014), israelischer Regisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor
- Jacob Ziv (1931–2023), israelischer Elektroingenieur
- Yoram Globus (* 1941), israelischer Filmproduzent
- Yossi Abolafia (* 1944), Autor und Illustrator
- Jamie Heaslip (* 1983), irischer Rugbyspieler
Personen mit Beziehung zur Stadt
- Moses Maimonides (zwischen 1135 und 1138–1204), jüdischer Philosoph, Rechtsgelehrter und Arzt, bedeutender Gelehrter des Mittelalters, gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten überhaupt, wurde seinem Wunsch entsprechend in Tiberias bestattet
- Waleri Nikolajewski (* 1939), russischer Schriftsteller und Poet, zog 1991 für einige Jahre nach Tiberias
Städtepartnerschaften
- Montecatini, Italien (1979)
- Montpellier, Frankreich (1983)
- Worms, Deutschland (1986)
- Tulsa, Vereinigte Staaten (1990)
- Milwaukee, Vereinigte Staaten (2000)
- Great Neck, Vereinigte Staaten (2002)
- Saint-Raphaël, Frankreich (2006)
- Wuxi, Volksrepublik China (2006)
Literatur
- Michael Avi-Yonah: The Foundation of Tiberias. In: IEJ 1 (1950/51), S. 160–169.
Quellen
- Antike: Flavius Josephus: Antiquitates 18,36
- Isidore Singer, Max Schloessinger: Nasi, Joseph, Duke of Naxos. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls, New York 1901–1906.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ תוצאות הבחירות המקומיות 2024. In: www.themarker.com. 3. März 2024, abgerufen am 7. Mai 2024 (hebräisch).
- ↑ Joseph Jacobs, Judah David Eisenstein: PALESTINE, HOLINESS OF:. Jewish Encyclopedia, abgerufen am 18. November 2018 (englisch).
- ↑ אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Amphitheater in Tiberias ausgegraben; in Welt und Umwelt der Bibel, Archäologie - Kunst - Geschichte, Band 1/2010, Katholisches Bibelwerk e. V., Stuttgart, S. 70
- ↑ Martin Beck: Baedeker Allianz Reiseführer Israel Palästina mit großer Reisekarte, 2008, Seite 410
- ↑ Ernst Schmitz: Das kathol. Deutschtum in Palästina. Caritasverband für das katholische Deutschland, Freiburg im Breisgau 1913, S. 25.
- ↑ Matti Friedman: Long neglected, ancient Tiberias comes back to life. timesofisrael.com vom 19. Februar 2012, abgerufen am 19. Februar 2012
Auf dieser Seite verwendete Medien
Tiberias (Israel) from the air.
Autor/Urheber: de:Benutzer:Hoheit, Lizenz: CC BY 2.5
Grave of Moses Maimonides in Tiberias
(c) Datafox, CC BY-SA 3.0
Tiberias (Tverya) am See Genezareth (Yam Kinneret), Israel. Blick auf die Promenade am Hafen.
Northern views. Near view of Tiberias
Autor/Urheber: Юкатан, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wappen von der Stadt Tiberias
Tiberias vom See aus gesehen
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Israel