Thunau am Kamp

Thunau am Kamp (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Thunau am Kamp
Thunau am Kamp (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, BundeslandHorn (HO), Niederösterreich
GerichtsbezirkHorn
Pol. GemeindeGars am Kamp
Koordinaten48° 35′ 40″ N, 15° 39′ 21″ Of1
Höhe298 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft417 (1. Jän. 2023)
Fläche d. KG5,89 km²
Postleitzahl3571f1
Vorwahl+43/02985f1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer03946
Katastralgemeinde-Nummer10062
Zählsprengel/ -bezirkThunau am Kamp (31106 007)
Bild
Blick von der Hamerlingwarte auf die Burgruine Gars sowie die Kirche St. Gertrud und den Friedhof in Thunau am Kamp
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
417

Thunau am Kamp ist ein Ort und eine Katastralgemeinde der Marktgemeinde Gars am Kamp im Bezirk Horn in Niederösterreich.

Geografie

Der Ort liegt im Kamptal am rechten Flussufer gegenüber von Gars am Kamp. Die Seehöhe in der Ortsmitte beträgt 298 Meter. Die Fläche der Katastralgemeinde umfasst 5,89 km². Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 417 Einwohner (Stand: 1. Jänner 2023[1]).

Postleitzahl

In der Marktgemeinde Gars am Kamp finden mehrere Postleitzahlen Verwendung. Thunau am Kamp hat die Postleitzahl 3571.

Bevölkerungsentwicklung

Anzahl Einwohner
(Quelle: Ortslexikon Niederösterreich[2])
Jahr18301890192319511961197119912001
Einwohner319568723756643597502464

Geschichte

Thunau am Kamp, Ansichtskarte um 1910

Thunau am Kamp war bereits während der Jungsteinzeit besiedelt.[3] Die auf dem Schanzberg in der La-Tène-Zeit entstandene und zwischen 1965 und 1990 untersuchte Höhensiedlung ist eine der wichtigsten Fundstellen dieser Epoche in Österreich.[4] Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die Geschichte des Ortes eng mit jener der Festung Thunau verbunden. Mit der Inbetriebnahme der Kamptalbahn entwickelte sich Thunau am Kamp, wo seit 1899 das „Hotel Šimunek“ bestand, zu einer bedeutenden Sommerfrische. Nach 1945 konnte der Ort nicht mehr an die Tradition der Sommerfrische anschließen. Veränderte Reisegewohnheiten, aber auch der Bau der Kamptal-Stauseen, der zu einem starken Temperaturrückgang des von zahlreichen Badeanstalten gesäumten Kamps führte, entzogen dem Tourismus im Kamptal seine wichtigsten Grundlagen.[5]
1938 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde der Gemeinde Gars am Kamp angeschlossen,[6] 1945 wurde sie wieder selbstständig. 1971 wurde sie im Zuge der Gemeindezusammenlegungen zu einem Ortsteil der Marktgemeinde Gars am Kamp.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ehemalige Pfarrkirche hl. Getrud am Südosthang des Burgberges
Warenhaus Georg Obenaus“ am heimlichen Hauptplatz von Thunau
Burgruine Gars sowie die Kirche St. Gertrud in Thunau am Kamp
  • Burgruine Gars am Kamp: Die Burg wurde in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts als Residenz der Babenberger errichtet. Im 12. Jahrhundert von einem Zweig der Kuenringer genutzt, kam es im Mittelalter und in der Neuzeit zu zahlreichen Besitzwechseln. Im ausgehenden 17. Jahrhundert wurde sie schlossartig ausgebaut. Der Verfall zur Ruine begann im ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Ruine ist frei zugänglich und wird kulturell, unter anderem für Opernfestspiele genutzt.[7]
  • Burgruine Schimmelsprung
  • Katholische Pfarrkirche Thunau am Kamp hl. Gertrud: Die neben der Festung gelegene Kirche St. Gertrud besteht vermutlich schon seit dem 10. Jahrhundert. Der Bau mit seinem spätromanischen Langschiff enthält zahlreiche bedeutende Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.[8]
  • Befestigte Höhensiedlung Thunau am Kamp: An der Fundstelle Schanzberg wurde das Südtor der „Schanze“, einer slawischen Befestigungsanlage aus dem 9. Jahrhundert rekonstruiert. Der archäologische Park ist frei zugänglich.

Wirtschaft und Infrastruktur

Brandschutz

  • Freiwillige Feuerwehr Thunau

Verkehr

Bahnhof Gars-Thunau

Thunau am Kamp ist durch zwei Straßenbrücken an Gars am Kamp und die Kamptalstraße (B34) angebunden. Der Ort liegt an der Kamptalbahn. Die ÖBB betreiben den Bahnhof Gars-Thunau, der sich auf Thunauer Ortsgebiet befindet. Das Linienbusunternehmen PostBus fährt die Haltestelle Thunau Schlossberg an der Linie 1310 (HornSt. Leonhard am Hornerwald) an. Der 115,6 Kilometer lange Kamptalradweg mit seinem Ausgangspunkt in Altenwörth und seinem Zielpunkt in Zwettl führt durch Thunau.

Seit 1995 fährt der Garser Bus, eine Initiative des Wirtschaftsvereins „Gars Innovativ“, jeweils freitags an Werktagen Thunau am Kamp, alle anderen Ortsteilen und weitere Orte der Umgebung an, um Personen, die keinen PKW besitzen und keinen Anschluss an den ÖPNV haben, Einkäufe und Erledigungen in Gars am Kamp zu ermöglichen.[9][10]

Bedeutende in Thunau am Kamp geborene oder hier wirkende Menschen

Heimito von Doderer lebte und arbeitete im August 1956 eine Woche im „Hotel Blauensteiner“ seines Freundes und Lieblingswirtes Franz Blauensteiner in Gars-Thunau.

Literatur

  • Herwig Friesinger: Die Befestigungsanlagen in Thunau. 5000 Jahre Siedlung im Garser Raum. Eggenburg 1975.
  • Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 8. Aufl., Salzburg 1984, S. 219–220. ISBN 3-900173-01-X
  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel Ober-Manhardsberg. 6 von 34 Bänden. 4. Band: Gars bis Drosendorf. Anton Benko, Wien 1840, S. 28 (ThunauInternet Archive).
  • Julius Kiennast: Chronik des Marktes Gars in Nieder-Oesterreich. Horn 1920, S. 148–150.
  • Andreas Weigel: Die Sommerfrische im Wandel der Zeiten. In: Bettina Marchart und Markus Holzweber (Hrsg.): Garser Geschichte'’n’'. Gars am Kamp. Tausende Jahre Kulturlandschaft (2014). S. 521–588. ISBN 978-3-9503541-3-3
  • Ilse Schopf: St. Gertrud, die mittelalterliche Pfarrkirche von Gars/Thunau. In: Das Waldviertel. 51. Jg., H. 4 (2002), S. 377–396.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. Historisches Ortslexikon Niederösterreich (Memento desOriginals vom 5. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oeaw.ac.at (PDF; 1,2 MB), Teil 2, S. 42.
  3. Elisabeth Ruttkay: Zwei endneolithische Brandgräber aus Gars am Kamp, Thunau, VB Horn, Niederösterreich. Beitrag zur Gräberkunde des Endneolithikums. Belgrad 1992, S. 281–197
  4. Maciej Karwowski: Thunau am Kamp – Eine befestigte Höhensiedlung. Wien 2006. ISBN 978-3-7001-3603-3
  5. Susanne Hawlik: Sommerfrische im Kamptal. Der Zauber einer Flusslandschaft. Wien-Köln-Weimar 1995. ISBN 978-3-205-98315-6.
  6. Michael Rademacher: Kreis Horn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Eintrag zu Thunau am Kamp in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  8. Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 8. Aufl., Salzburg 1984, S. 220. ISBN 3-900173-01-X
  9. Artikel zum Garser Bus im Magazin „Raum und Ordnung“ der NÖ Landesregierung (PDF; 14 kB)
  10. Fahrplan Garser Bus 2019. Abgerufen am 19. April 2019.
  11. Die Hundertwasser-Jahre in Gars und Horn. (Memento desOriginals vom 27. August 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gars.at (PDF; 3,8 MB) Als Friedensreich noch Friedrich war. In: Garser Gemeindenachrichten. September 2011. S. 10.

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Positionskarte von Österreich
Gars 2003 File4357.jpg
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Badeanlage Freibad Thunau, dahinter die Burgruine und die Pfarrkirche hl. Gertrud, Thunau
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Thunau am Kamp, von der Hamerlingwarte aus gesehen
  Dieses Bild zeigt das in Österreich unter der Nummer 33797 denkmalgeschützte Objekt. (Commons, de, Wikidata)
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Bahnhof Gars-Thunau
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Thunau am Kamp, Niederösterreich, Österreich. Ansichtskarte, um 1910
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Das Garser Hotel und Terrassen-Café Blauensteiner von Heimito von Doderers Freund und Lieblingswirt Franz Blauensteiner, wo Doderer 1956 eine Woche lebte und arbeitete. Andreas Weigel: Heimito von Doderers Gars-Woche. Gedruckt (zusätzlich mit der Erstveröffentlichung einer Fotografie, die Doderer mit dem Ehepaar Blauensteiner in ihrem Gasthaus „Zur Stadt Paris“ zeigt,) in: Andreas Weigel: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Reich bebilderte Geschichte der Sommerfrische Gars-Thunau von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. In: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Künstler in der Sommerfrische. Herausgegeben vom Museumsverein Gars, Zeitbrücke-Museum Gars (Gars 2017) S. 9–174, hier S. 133–136. ISBN 978-3-9504427-0-0.
Georg-Obenaus-Thunau.JPG
(c) Popmuseum in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Der Bereich, der in Thunau am Kamp entlang der Babenbergerstraße und Sankt-Leonhard-Straße sowie zwischen Villengasse und Taborgasse liegt, war Jahrzehnte lang gleichsam der Thunauer Hauptplatz. Dort hat sich rund ein Jahrhundert lang das Warenhaus von Georg Obenaus befunden, der als Thunauer Konkurrent von Julius Kiennast die gesamte Produktpalette des täglichen Lebens angeboten hat: Lebensmittel, Schulsachen, Bekleidung etc.
AUT Gars am Kamp COA.jpg
Coat of arms of Gars am Kamp, Lower Austria
Thunau am Kamp - Kirche.JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Südsüdwestansicht der ehemaligen röm.-kath. Pfarrkirche hl. Gertrud in Thunau am Kamp, ein Ortsteil der niederösterreichischen Marktgemeinde Gars am Kamp.
Mit dem Bau der Kirche am südöstlichen Abhang des Burgberges begann der Babenberger Markgraf Leopold II. (1050–1095). In drei Bauphasen entstand durch Erweiterungen aus der spätromanischen dreischiffigen Basilika bis ins 14 Jahrhundert eine Kirche von 35 m Länge, einer Breite von 17 m und einer Höhe von 12 m mit drei Chören: [1]. Ende des 17. Jahrhunderts erhöhte man den Turm und schloss ihn mit einer markanten Steinkuppel ab. Die Kirche ist von einem Friedhof umgeben. Der Karner südöstlich der Kirche, ein Rundbau mit Halbkreisapsis, stammt aus der romanische Zeit und ist seit 1876 die Begräbnisstätte der Familie Croy.