Theo van Doesburg

Theo van Doesburg in der Aubette, 1927

Theo van Doesburg (* 30. August 1883 in Utrecht; † 7. März 1931 in Davos, Schweiz), eigentlich Christian Emil Marie Küpper, war ein niederländischer Maler, Schriftsteller, Architekt, Bildhauer, Typograf und Kunsttheoretiker.

Van Doesburg schuf geometrisch aufgebaute Gemälde und gehörte somit zu den Mitbegründern der abstrakten Malerei. Er war 1917 Mitbegründer der Künstlervereinigung De Stijl. Später schloss er sich für kurze Zeit dem Dadaismus an. 1924 wurde von ihm der Begriff Konkrete Kunst eingeführt.

Leben und Werk

Theo van Doesburg, um 1915
Mädchen mit Hahnenfuß, 1914
Theo van Doesburg mit Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp: „Cinébal“ der Aubette, Straßburg, nach der Wiederherstellung 2006
Kontra-Komposition XIII, 1925/26

Van Doesburg prägte den Begriff konkrete Kunst und gründete zusammen mit Piet Mondrian, Georges Vantongerloo, Robert van ’t Hoff, J. J. P. Oud, Jan Wils, Bart van der Leck und anderen im Jahr 1917 die Künstlerbewegung De Stijl.

Van Doesburg wollte ursprünglich Schauspieler werden, studierte aber ab 1899 Malerei. Im Jahr 1908 stellte er erstmals aus. Wie Mondrian schuf er geometrisch-flächig aufgebaute Gemälde. Er lernte Walter Gropius und Bruno Taut kennen und übte von 1921 bis 1922 eine Lehrtätigkeit in Privatkursen über architektonische Gestaltung am Weimarer Bauhaus aus. Eine Festanstellung als Meister hatte Gropius abgelehnt, jedoch beeinflusste Doesburg andere Lehrer des Bauhauses.[1]

1922 gehörte von Doesburg zu den Autoren der von El Lissitzky und Ilja Ehrenburg konzipierten kurzlebigen Zeitschrift „Gegenstand“, die sich dem Dialog von Künstlern verschiedener Nationalitäten verschrieben hatte.[2] Im gleichen Jahr führte er den Dadaismus in den Niederlanden ein und veröffentlichte – unter dem Pseudonym I. K. Bonset – die dadaistische Zeitschrift Mecano. Am 10. Januar 1923 initiierte er den „Dada-Feldzug“ in den Niederlanden mit dem ersten Dada-Abend in Den Haag. Die letzte Dada-Soirée fand am 13. April im friesischen Drachten statt. In diesem Jahr 1923 endeten die Aktionen des Dadaismus endgültig.

Für das Café und Tanzlokal Aubette am Kléberplatz in Straßburg entwarf er 1927/28 mit Sophie Taeuber-Arp und deren Mann Hans Arp als Gesamtkunstwerk der De-Stijl-Bewegung folgend die Umgestaltung der Innendekoration. Sie wurde Ende der 1930er Jahre zerstört, da sie dem Publikumsgeschmack nicht entsprach, und von 1989 bis 1994 wiederhergestellt.

1930 veröffentlichte van Doesburg zusammen mit den künstlerischen Weggefährten Otto Gustav Carlsund, Jean Hélion, Léon Tutundjian und Marcel Wantz die 16 Seiten umfassende Zeitschrift „AC“ [„ART CONCRET“]. Diese Zeitschrift, die als Reihe angelegt war, dann aber doch nur mit einer einzigen Nummer erschien, führte den Begriff „Konkrete Kunst“ nachwirkend in die Kunsttheorie ein.[3] Mit ihren verschiedenen Beiträgen war die Zeitschrift zugleich als ein Manifest angelegt, das die Wesensmerkmale der Konkreten Kunst kurz und knapp beschrieb. Zugleich sollte sie die Konkrete Kunst erklären und über die Gattung der Kunsttheorie als kanonisch legitimieren. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Abgrenzung zur figürlich-gegenständlichen Kunst. Van Doesburg schrieb: „Das Kunstwerk muss vor seiner Ausführung vollständig im Geist entworfen und ausgestaltet worden sein. Von der Natur, von Sinnlichkeit oder Gefühl vorgegebene Formen darf es nicht enthalten. Lyrik, Dramatik, Symbolismus usw. sind zu vermeiden. […] Das Gemälde muss ausschließlich aus rein bildnerischen Elementen konstruiert werden, d. h. aus Flächen und Farben. Ein Bildelement bedeutet nichts anderes als »sich selbst«, folglich bedeutet auch das Gemälde nichts anderes als »sich selbst«“[4]

Im Jahr 1931 war er in Paris zusammen mit Antoine Pevsner, Naum Gabo, Auguste Herbin und Georges Vantongerloo Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Abstraction-Création in Paris, die 1946 vom Salon des Réalités Nouvelles abgelöst wurde.

1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Provinzial-Museum Hannover sein Ölgemälde „Abstrakte Komposition“ und seine Zeichnung „Entwurf für ein Fenster“ beschlagnahmt und vernichtet.[5]

1947 fand eine Retrospektive seiner Werke in Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century in New York statt.

1955 waren seine Werke posthum auf der Documenta 1 in Kassel vertreten.

Ausstellungen

  • 1908 in Den Haag.
  • 1922 I. Internationale Kunstausstellung Düsseldorf 1922[6]
  • 1923 Ausstellung von Architekturmodellen von van Doesburg und van Eesteren in der „Galerie de l’Effort“, Paris.
  • 1947 (posthum) Retrospektive, Art of This Century, New York.
  • 1955 (posthum) Documenta 1, Kassel.
  • 1968 (posthum) Theo van Doesburg 1883–1931, Stedelijk van Abbe Museum.
  • 1976 (posthum) Malewitsch bis Mondrian und ihre Kreise. Aus der Sammlung Wilhelm Hack Köln / Ludwigshafen am Rhein. Kölnischer Kunstverein.

Werke (Auswahl)

Architektur

  • 1918 mit J.J.P. Oud: Ferienheim „De Vonk“, Noordwijkerhout
  • 1923 mit Cornelis van Eesteren: Huis van Zessen, Alblasserdam
  • 1927/28 mit Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp: „Cinébal“ der Aubette, Straßburg (zerstört, rekonstruiert)
  • 1930 Haus des Architekten, Meudon-Val-Fleury

Malerei

  • 1914 Mädchen mit Hahnenfuß
  • 1918 Rhythmus eines russischen Tanzes
  • 1925/26 Kontra-Komposition XIII

Fotogalerie Dada

Fotogalerie Konstruktivistische Werke

Fotogalerie Design

Ehrungen

Literatur

  • Nina Gülicher, Reinhard Spieler (Hg.): hackstücke #3. Theo van Doesburg. Komposition. Wienand Verlag, Köln 2012. ISBN 978-3-86832-098-5.
  • Matthias Noell: Im Laboratorium der Moderne. das Atelierwohnhaus von Theo van Doesburg in Meudon. gta Verlag Zürich 2010, ISBN 978-3-85676-246-9.
  • Sören Fischer, Konkrete Kunst. Streifzüge durch eine Welt der Ungegenständlichkeit. Teil I: László Moholy-Nagy, Theo van Doesburg und Max Bill, in: Konkret Kunst, bearbeitet von Sören Fischer und Dieter Scheid, mit Beiträgen von Reinhard Ermen, Sören Fischer und Annette Reich sowie einem Vorwort von Steffen Egle, Ausst.-Kat. Kaiserslautern, Kaiserslautern 2023, S. 8–25.
  • Jo-Anne Danzker: Theo van Doesburg. Maler, Architekt. Prestel Verlag, München 2000, ISBN 3-7913-2404-7.

Weblinks

Commons: Theo van Doesburg – Sammlung von Bildern
Wikisource: Theo van Doesburg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. tu-dresden.de: Bauhaus
  2. Hiltrud Ebert: El Lissitzky: Den Kopf voller Ideen. In: Berliner Begegnungen. Ausländische Künstler in Berlin 1918–1933. Dietz Verlag Berlin, 1987, S. 258
  3. Sören Fischer, Konkrete Kunst. Streifzüge durch eine Welt der Ungegenständlichkeit. Teil I: László Moholy-Nagy, Theo van Doesburg und Max Bill, in: Konkret Kunst, bearbeitet von Sören Fischer und Dieter Scheid, mit Beiträgen von Reinhard Ermen, Sören Fischer und Annette Reich sowie einem Vorwort von Steffen Egle, Ausst.-Kat. Kaiserslautern, Kaiserslautern 2023, S. 8–25.
  4. zitiert nach: Margit Weinberg Staber (Hrsg.): Konkrete Kunst. Manifeste und Künstlertexte, (=Studienbuch 1, Stiftung für Konstruktive und Konkrete Kunst Zürich), Zürich 2001, 25–28.
  5. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  6. Katalog der Ersten Internationalen Kunstausstellung Düsseldorf 1922, Vom 28. Mai bis 3. Juli 1922 im Hause Leonhard Tietz, A. G., Veranstalter: „Das Junge Rheinland“, Düsseldorf 1922.

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Ciné-dancing Strasbourg - Theo van Doesburg060611 006.jpg
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Ciné-dancing (cinema-dance hall; also called Grande Salle or Ciné-bal) in L'Aubette, Place Kléber, Strasbourg, designed by Theo van Doesburg 1926-1927 and executed 1927-1928, destroyed by 1938 and restored 1989-1994. Photo by Jean-Claude Hatterer.
Theo van Doesburg 031.jpg
Theo van Doesburg (ontwerper). Leunstoel, Atelierwoning, Meudon-Val-Fleury. 1930. Metaal en leer. 61 × 55.5 × 57.5 cm. Leiden, Stedelijk Museum De Lakenhal (?).
Strasbourg-Rue Théo-Van-Doesburg-Plaque.jpg
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Strasbourg : rue Théo-Van-Doesburg
Gedenksteen Theo van Doesburg, Teelingstraat 13 te Utrecht.jpg
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Op 30 augustus 2019 werd bij de Teelingstraat nr. 13 in Utrecht een gedenksteen onthuld voor Theo van Doesburg, waar hij op 30 augustus 1883 geboren was. Theo van Doesburg heeft veel invloed gehad op de kunstbeweging De Stijl en op de aanverwante kunstbeweging Bauhaus In Duitsland. Van Doesburg was een markante kunstenaar, architect, schilder, dichter en interieurontwerper.

Niels Bokhove en Marije Lieuwens hebben het initiatief genomen voor de gedenksteen. Deze onthulden zij samen met wethouder Anke Klein en Marischka Verbeek. Acteur en voordrachtskunstenaar Boris van den Wijngaard droeg het gedicht “Nacht” van Theo van Doesburg voor.

De gedenksteen is mogelijk gemaakt door de werkgroep Directe Voorzieningen van de gemeente Utrecht die zich inzet voor het aanbrengen en behoud van historische en karakteristieke elementen in het Utrechtse straatbeeld. Tekst op de gedenksteen:

Theo van Doesburg (1883-1931)
oprichter van De Stijl
In dit huis als Emil Küpper geboren op 30-8-1883
Waar eerst mijn lichaam d'aarde
zag, ziet nu mijn geest slechts
licht
Theo van Doesburg- Contra-Composition XIII.jpg
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Theo van Doesburg (1883–1931)

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Theo van Doesburg: Contra-Composition XIII, Öl auf Leinwand

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Theo van Doesburg Postcard.jpg
Theo van Doesburg. Postcard to Thijs and Evert Rinsema (verso of postcard Kurt Schwitters). 1923.