Thüga

Thüga Holding GmbH & Co. KGaA

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RechtsformGmbH & Co. KGaA
Gründung1867
SitzMünchen, Deutschland
LeitungMatthias Cord stv. Vorstandsvorsitzender
Wolfgang Kalsbach
(Aufsichtsratsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl760 (2018)[1]
Umsatz4.041 Mio. Euro (2018)[1]
BrancheEnergiewirtschaft
Websitewww.thuega.de

Die Thüga Holding GmbH & Co. KGaA mit Sitz in München ist ein kommunaler Energie- und Wasserdienstleistungskonzern, der aus der 1867 in Gotha gegründeten Thüringer Gasgesellschaft (Thüringer Gas) hervorging und heute mit rund 100 Stadtwerken das größte Netzwerk kommunaler Dienstleister in Deutschland ist. Städte und Gemeinden halten die Mehrheit an der Gruppe, die 2018 einen Konzernumsatz von 4 Mrd. Euro erwirtschaftete; mit seinen assoziierten Unternehmen[2] wurde ein Gesamtumsatz von rund 20 Mrd. Euro erzielt und etwa 1,9 Mio. Kunden wurden mit Gas und 4,0 Mio. mit Strom versorgt.

Geschichte

Gründung und frühe Jahre

Die Thüga geht zurück auf die 1867 in Gotha (Thüringen) von Theodor Weigel gegründete Thüringer Gasgesellschaft (ThGG). Zunächst erwarb das Unternehmen zwei Gaswerke in Aschersleben und Bitterfeld.[3] Es begann mit der Gasversorgung der im Zuge der Industrialisierung aufstrebenden sächsischen Großstadt. Bald schon wurde der Unternehmenssitz nach Leipzig verlegt, von wo der weitere Ausbau der Gasversorgung in Sachsen vollzogen wurde.

Um 1900 zählte die Thüga zu den größten Gasversorgern im damaligen Deutschen Reich mit Schwerpunkt auf Sachsen und Thüringen. 1913 wurde mit Aufnahme der Versorgungstätigkeit im bayerischen Raum der Grundstein für die reichsweite Expansion gelegt. Ab den 1920er Jahren dehnte die Thüga ihre Tätigkeit nach Baden-Württemberg aus. Im Harz und in Niedersachsen entstanden mit Werken in Bad Harzburg (später Goslar), Osterode, Kassel und Sarstedt neue Schwerpunkte. Einige Jahre später erwarb die ThGG die Mehrheit an der Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, sowie Anteile an der Rheinische Wasserwerks Gesellschaft. 1930 erwarben die Preussische Elektrizitäts AG und die Elektra AG, Dresden (ab 1918: Aktiengesellschaft Sächsische Werke, ASW), zu gleichen Teilen die Mehrheit an der ThGG.

In den Jahren 1930 bis 1939 dehnten sich die energiewirtschaftlichen Aktivitäten vom Rhein bis nach Ostpreußen und von der Nordsee bis über die südlichen Landesgrenzen hinaus aus. 1948 wurde das gesamte Vermögen der ThGG außerhalb der neu entstehenden Bundesrepublik enteignet. Köln wurde neuer Firmensitz. In der Folgezeit wurde die schwer beschädigte Gasinfrastruktur zügig wieder aufgebaut. Einen Schwerpunkt bildete nun Bayern, wo sich die Thüga an zahlreichen regionalen Energieversorgern und Stadtwerken beteiligte. 1972 übernahm Thüga erstmals eine Minderheitsbeteiligung an einem größeren deutschen Stadtwerk, der Freiburger Energie- und Wasserversorgungs-AG (heute badenova), seit den 1970ern folgten weitere Anteilskäufe nach diesem Muster. 1979 fusionierte das Unternehmen mit seiner Tochter LUK, verlegte seinen Unternehmenssitz nach München und firmierte fortan unter Thüringer Gas Aktiengesellschaft (Thüga).

Aktie über 50 DM der Thüga AG vom September 1986

Mitte der 1980er Jahre bestand der Konzern aus 27 Beteiligungen an regionalen Versorgern, das eigene Gasgeschäft rückte zunehmend in den Hintergrund. 1986 wurde der Unternehmensname auch offiziell in die bereits gebräuchliche Abkürzung Thüga AG umbenannt, wodurch auch die Abkehr vom einstigen Kerngeschäft Gas verdeutlicht werden sollte. Zwischen 1991 und 1996 investierte die Thüga rund 1,1 Mrd. DM in ehemals staatliche ostdeutsche Energieversorger, vornehmlich im einstigen Stammgebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 1998 erwarb die Thüga zusätzliche Anteile an der aus dem Zusammenschluss der Versorgungsbetriebe der Stadtwerke Frankfurt am Main GmbH und der Maingas AG, Frankfurt, hervorgegangenen Mainova Aktiengesellschaft und war damit zu 24,0 Prozent beteiligt. Eine breit angelegte Akquisition von Stadtwerken in Rheinland-Pfalz begann.

Im Jahr 2000 schlossen sich große und kleine Stadtwerke in ganz Deutschland, insbesondere in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Niedersachsen, der Thüga-Gruppe an. Gleichzeitig entwickelten sich in der Thüga-Gruppe unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit wie Fusionen und Zusammenführungen.

Neuordnung unter dem Dach der E.ON

2001 kam es infolge kartellrechtlicher Auflagen im Zusammenhang mit den Fusionen VEBA/VIAG und RWE/VEW zur Realteilung der rhenag AG (alt), Köln. An der neu gegründeten Thüga Beteiligungen Aktiengesellschaft (ThüBet) hielt die Thüga die Mehrheit der Stimmen. Der ThüBet wurden 18 Beteiligungen der ehemaligen rhenag in Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen zugeordnet. Die CONTIGAS gliederte wesentliche Teile des Geschäftsbetriebs in die Thüga aus und wurde Gesellschafter der Thüga. Die Thüga-Gruppe stellte damit das bundesweit größte Netzwerk lokaler und regionaler Energieversorger dar, an denen kommunale Partner die Mehrheit halten. Nachdem sie zunächst als Beteiligung der E.ON AG gehalten wurde, gehörte die Thüga AG seit Dezember 2004 über die hundertprozentige E.ON-Tochter E.ON Ruhrgas Thüga Holding GmbH zu E.ON Ruhrgas, einem Teilbereich des E.ON-Konzerns.

Kauf durch Integra/Kom9

Kommunale Unternehmen, organisiert in den Konsortien Integra und Kom9 GmbH & Co. KG, kauften 2009 die bis dahin von E.ON gehaltenen Anteile an der Thüga Holding GmbH & Co. KGaA. Der Kauf wurde zum 1. Dezember 2009 wirksam. Die Integra-Konsorten enercity (heute enercity Aktiengesellschaft), Mainova AG (Frankfurt) und N-ERGIE AG (Nürnberg) kauften jeweils 20,53 Prozent der Thüga-Anteile; die Stadtwerkegruppe Kom9 kaufte 38,41 Prozent der Anteile.[4] Diese hält 81,10 Prozent an der Thüga Aktiengesellschaft sowie weitere 18,90 Prozent über die 100-prozentige Tochtergesellschaft CONTIGAS Deutsche Energie-Aktiengesellschaft.

Die Thüga-Beteiligungen an der GASAG, an der HEAG Südhessische Energie, an den Stadtwerken Duisburg und an den Stadtwerken Karlsruhe wurden gemäß Kaufvertrag an die E.ON Ruhrgas übertragen.

Weitere Entwicklung

Mit Wirkung zum 1. Januar 2009 übertrug die Thüga eigentumsrechtlich ihre Gas- und Stromversorgungsnetze an die Thüga Energienetze GmbH und bündelte die Vertriebsaktivitäten in der Thüga Energie GmbH. Mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 2010 beteiligte sich Thüga mit 25,1 Prozent an dem in Schwerin ansässigen Regionalversorger WEMAG AG. Die Thüga erwarb 24,9 Prozent an der Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel, sowie 20,0 Prozent an der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH. 2011 erwarb Thüga 20,0 Prozent an der Stadtwerke Freudenstadt GmbH & Co. KG.

Im Dezember 2012 beteiligte sich Thüga mittelbar über die 57,5%ige Beteiligung an der EKO2 GmbH an der Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-AG. In Thüringen verstärkte Thüga im Jahr 2013 ihr Engagement und übernahm 15,2 Prozent der Aktien an der TEAG Thüringer Energie AG. Nach der Verschmelzung der Energieversorgung Mittelrhein GmbH auf die Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-AG ist Thüga mittelbar über die EKO2 GmbH mit 39,97 Prozent an der heutigen Energieversorgung Mittelrhein AG beteiligt. Die von Thüga gehaltenen Anteile in Höhe von 10,0 Prozent an der Frankengas GmbH wurden im Jahr 2014 an die N-ERGIE Aktiengesellschaft veräußert.

Erstmals beteiligte sich Thüga Anfang 2016 mit 49,9 Prozent an einem Start-up-Unternehmen, und zwar an der eness GmbH. Gegenstand des Unternehmens ist der Vertrieb von Solaranlagen mit Speicher über Stadtwerke an Endkunden. Seit Ende März 2016 hält Thüga 100,0 Prozent der Anteile an der Syneco Trading. Die beiden Tochtergesellschaften Thüga SmartService GmbH (vormals Thüga MeteringService GmbH) und Thüga Energieeffizienz GmbH wurden zum 1. Januar 2017 verschmolzen.

Thüga hat im Jahr 2017 die Investitionstätigkeit auf innovative Start-up-Unternehmen konzentriert und sich außerdem an der High-Tech Gründerfonds III GmbH & Co. KG beteiligt. Bereits Anfang 2017 hat sich Thüga gemeinsam mit der KIC InnoEnergy SE und der badenova AG & Co. KG an der homeandsmart GmbH in Karlsruhe beteiligt. Die Gesellschaft hat das Ziel, unter der Domain „homeandsmart.de“ ein herstellerunabhängiges Internetportal zum Thema Smart Home in Deutschland aufzubauen und zu betreiben. Im zweiten Quartal 2017 hat Thüga Anteile an der smartlab Innovationsgesellschaft mbH aus Aachen erworben. Die Gesellschaft betreibt mit ladenetz.de und E-clearing.net zwei der führenden Abrechnungsplattformen für Elektromobilität in Deutschland bzw. Europa. Im Jahr 2018 führte die Beteiligung an HTGF zu einer gemeinsamen Investition in das Start-up-Unternehmen Geospin GmbH. Das junge Unternehmen aus Freiburg im Breisgau bietet Softwarelösungen für die Analyse von Geodaten an, mit denen Unternehmen und Kommunen geografische Erfolgsfaktoren objektiv identifizieren und ihre Produkt- und Dienstleistungsangebote erfolgreich positionieren können.

Geschäftstätigkeit

Thüga ist als Minderheitspartner Kern des bundesweit größten Netzwerks kommunaler Energie- und Wasserversorger. Ihre Aufgaben umfassen Beratung und Dienstleistungen der Partnerunternehmen. Gemeinsames Ziel ist, die unternehmerische Entwicklung der Thüga-Gruppe zu stärken, die Wertsicherung und -entwicklung der einzelnen Unternehmen voranzutreiben, gemeinsame Projekte zu initiieren sowie die Zusammenarbeit in der Gruppe zu fördern.

Aufsichtsrat

  • Ulrich Maly, Oberbürgermeister a. D. der Stadt Nürnberg, Vorsitzender des Aufsichtsrates
  • Ralf Claus, Oberbürgermeister der Stadt Ingelheim, 1. stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates
  • Michael Bauta, Freigestellter Betriebsratsvorsitzender der Thüga Aktiengesellschaft, 2. stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates
  • Peter Feldmann, Oberbürgermeister a. D. der Stadt Frankfurt am Main
  • Kerstin Grass, Ingenieurin im Kompetenzteam Netzstrategie der Thüga Aktiengesellschaft
  • Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda GmbH
  • Bernd Laubmann, Projektleiter Breitband/Dienstleistungen bei der Thüga SmartService GmbH
  • Gert-Uwe Mende Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden
  • Axel von der Ohe, Stadtkämmerer der Landeshauptstadt Hannover
  • Harald Riedel, Finanzreferent der Stadt Nürnberg
  • Anja Rietschel, Dezernentin für Wirtschaft und Umwelt der Landeshauptstadt Hannover
  • Frank Teubert, Dispatcher, Thüga Energienetze GmbH

Stand: 22. Mai 2023[5]

Geschäftsführung

Die Geschäftsführung erfolgt durch die Komplementärin, die Thüga Management GmbH.

  • Matthias Cord, stellvertretender Vorsitzender, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft
  • Christof Schulte, zugleich Mitglied des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft

(Stand: 1. Dezember 2023)

Kritik

Über die Tochter Thüga Energie GmbH ist die Thüga Holding ein Mitglied im Lobbyverein Zukunft Gas.[6]

Weblinks

Commons: Thüga – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Konzernjahresabschluss 2018, einsehbar bei www.unternehmensregister.de
  2. Anm.: Summe aller Einzeldaten der Thüga und ihrer Beteiligungsgesellschaften, an denen Thüga mit mindestens 20 Prozent beteiligt ist.
  3. Webseite www.thuega.de (Abgerufen am 30. September 2021)
  4. Anteilseigner- und Beteiligungsstruktur der Thüga Holding GmbH & Co. KGaA sowie der Thüga Aktiengesellschaft auf cdn-thuega.trurnit.de
  5. Daten und Fakten zu Struktur und Kennzahlen der Thüga
  6. „Zukunft Gas“: Wie ein PR-Lobbyverband der Gasindustrie die deutsche Klimapolitik verwässert

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Aktie über 50 DM der Thüga AG vom September 1986