Tauchschein

Nitrox-Brevet von NAUI

Ein Tauchschein oder Tauchabzeichen, auch Brevet genannt, ist der Nachweis einer erfolgreich absolvierten Tauchausbildung. Taucher dokumentieren durchgeführte Tauchgänge in einem Logbuch. Tauchschein und Logbuch dienen dazu, den Ausbildungsstand und die Erfahrung eines Tauchers zu dokumentieren.

Anerkennung

Übersicht der PADI-Brevets.
Übersicht der CMAS-Brevets.
Übersicht der SSI-Brevets (bis 2018).

Die Brevetierung oder Zertifizierung wird üblicherweise durch den unterrichtenden Tauchlehrer vorgenommen und danach von einer Tauchorganisation, Tauchschule oder einem Tauchverein ausgestellt. Die wichtigsten weltweit agierenden Ausbildungsorganisationen sind PADI, SSI, CMAS und NAUI sowie der International Aquanautic Club (i.a.c.). Die Ausbildungen aller international bedeutenden Tauchorganisationen erfüllen die Vorgaben der internationalen Normen ISO 24801 und 24802, weshalb die Tauchscheine der jeweils anderen Organisationen anerkannt werden und ein Tauchschüler eine Weiterbildung problemlos bei einer anderen Tauchorganisation beginnen kann. Es kann jedoch durchaus zu Problemen mit der Anerkennung von Brevets kommen, welche durch kleinere lokale oder nationale Organisationen ausgestellten wurden.[1]

Tauch-Brevets dienen Tauch-Basen, -Lehrern, -Führern oder -Buddys zur Einschätzung, ob ein Taucher in der Lage ist, an einem geplanten Tauchgang teilzunehmen. Tauchbasen machen meistens das Ausleihen von Tauchausrüstung und die Teilnahme an Tauchausflügen und Tauchgängen davon abhängig, dass ein Tauchschein, ein Logbuch und ein ärztliches Attest über die Tauchtauglichkeit vorgelegt wird.

Neben den zivilen Tauchscheinen gibt es auch militärische, die teilweise mit den zivilen Ausbildungen vergleichbar sind oder weit über sie hinausgehen.

Rechtliches

Tauch-Brevets bescheinigen einem Taucher – zur Zeit der Brevertierung – über ausreichendes Wissen und Fähigkeiten zu verfügen, um z. B. ohne die Begleitung eines Tauchlehrers zu tauchen, bestimmte Tiefen zu unterschreiten oder selbst ganze Tauchgruppen anzuführen. Da es sich bei den Tauchscheinen um keine amtlichen Dokumente handelt, haben sie lediglich Empfehlungscharakter. In einigen Ländern kann es jedoch zusätzliche rechtliche Regelungen geben, beispielsweise hinsichtlich einer verpflichtenden Ausbildung und Tauchtauglichkeitsuntersuchung für Berufstaucher.

Brevet-Vergleich

Fast jede Tauchorganisationen hat eigene Bezeichnungen für die verschiedenen Brevetierungsstufen. Neben der Benennung können sich deren Inhalte und damit verbundenen Voraussetzungen sowie Empfehlungen erheblich unterscheiden. Ein direkter Vergleich zwischen den verschiedenen Organisationen und deren Brevets ist somit nur bedingt möglich. Als Referenz werden im Folgenden die ISO-Normen[2] verwendet.

Die folgende Tabelle[3] stellt ein Hilfsmittel und keine Grundlage dar für die Ausstellung von äquivalenten Brevets. Ein solches kann nur nach einer Beurteilung des Tauchers durch einen Tauchlehrer erfolgen. Dieser kann falls erforderlich ein auffrischende oder ergänzende Ausbildung von einem Taucher fordern und durchführen.

ISO[2]CMAS[4]i.a.c.[5]NAUI[6][7]PADI[8][9][10]SSI[11][12][13]
ISO 11121[14]
Introductory training programs to scuba diving
(übersetzt aus dem Englischen: Einführungsprogramme ins Gerätetauchen)
 i.a.c. Discover Scuba DivingNAUI Skin Diver
  • Bubblemaker
  • Discover Scuba Diving
  • Try Scuba
  • Try Scuba Diving
ISO 24801-1[15] (DIN EN 14153-1)
Supervised Diver
(übersetzt aus dem Englischen: Beaufsichtigter Taucher)
i.a.c. Scuba DiverNAUI Passport DiverPADI Scuba Diver[16]SSI Scuba Diver
ISO 24801-2[17] (DIN EN 14153-2)
Autonomous Diver
(übersetzt aus dem Englischen: Selbstständiger Taucher)
CMAS * Diveri.a.c. Open Water DiverNAUI Scuba DiverPADI Open Water DiverSSI Open Water Diver
PADI Adventure Diver
  NAUI Advanced Scuba DiverPADI Advanced Open Water DiverSSI Advanced Adventurer
    SSI Specialty Diver
 i.a.c. Advanced Open Water DiverSSI Advanced Open Water Diver
 CMAS ** DiverPADI Rescue DiverSSI Diver Stress and Rescue
 i.a.c. Master DiverNAUI Master Scuba DiverPADI Master Scuba DiverSSI Master Diver
ISO 24801-3[18] (DIN EN 14153-3)
Dive Leader
(übersetzt aus dem Englischen: Tauchführer)
CMAS *** Diveri.a.c. Dive LeaderPADI DivemasterSSI Dive Guide[19]
 i.a.c. Dive Leader ProfessionalNAUI Training AssistantSSI Divemaster[19]
ISO 24802-1[20] (DIN EN 14413-1)
Scuba Instructor Level 1
(übersetzt aus dem Englischen: Tauchlehrer Stufe 1)
i.a.c. Scuba InstructorNAUI DivemasterPADI Assistant InstructorSSI Assistant Instructor[21]
(auch SSI Dive Control Specialist.[19] Wird oft als "DiveCon" abgekürzt.")
ISO 24802-2[22] (DIN EN 14413-2)
Scuba Instructor Level 2
(übersetzt aus dem Englischen: Tauchlehrer Stufe 2)
CMAS Tauchlehrer *i.a.c. Open Water InstructorNAUI Assistant InstructorPADI Open Water Scuba InstructorSSI Open Water Instructor[23]
 CMAS Tauchlehrer **i.a.c. Master InstructorNAUI InstructorPADI Master Scuba Diver TrainerSSI Advanced Open Water Instructor
  NAUI Staff InstructorPADI IDC Staff InstructorSSI Divemaster Instructor (Anerkennungslevel) /
SSI Assistant Instructor Trainer[24]
   PADI Master InstructorSSI Master Instructor
 CMAS Tauchlehrer ***i.a.c. Instructor TrainerNAUI Instructor TrainerPADI Course DirectorSSI Instructor Trainer
 CMAS Tauchlehrer ****i.a.c. Course DirectorNAUI Course Director / ExaminerPADI ExaminerSSI Instructor Certifier
Taucher-Ausbildungslevel

Die Brevetierungen von manchen CMAS-Unterverbänden (z. B. VDST) können von den Vorgaben von CMAS International erheblich abweichen, da die einzelnen Unter-Verbände die Möglichkeit haben, abweichende Ausbildungen anzubieten.

Spezialkurse

Die meisten Tauchorganisationen bieten Spezialkurse (engl. Specialties) an um spezielle Fertigkeiten oder Unterwasseraktivitäten zu erlernen. Beispiele für solche Kurs-Module sind das Nachttauchen, Tieftauchen, Orientierungstauchen, Trockentauchen, Höhlentauchen, Eistauchen, Tauchen mit Nitrox, mit Rebreather, Solotauchen, Behindertentauchen, Kindertauchen, Strömungstauchen oder Bergseetauchen. Zudem werden Interessen von Tauchern wie z. B. Unterwasserfotografie, Unterwasservideografie, Süßwasserbiologie oder Meeresbiologie durch entsprechende Kurse abgedeckt. Der erfolgreiche Abschluss von Spezialkursen kann die Voraussetzung für den Erwerb höherer Brevets sein.

Apnoe-Brevets

Im Gegensatz zum Gerätetauchen sind Tauchscheine für das Apnoetauchen weniger verbreitet.

Die CMAS bietet drei Ausbildungsstufen (CMAS Level 1, 2 und 3) an. Auch hier können die einzelnen Unterorganisationen von CMAS selbst von abweichen.

Bei PADI gibt es vier Brevets für Taucher (Basic Freediver, Freediver, Advanced Freediver und Master Freediver), drei Brevets für Tauchlehrer (Freediver Instructor, Advanced Freediver Instructor und Master Freediver Instructor) sowie ein Brevet für die Tauchlehrer-Ausbildung (Freediver Instructor Trainer).[25]

Von SSI gibt es vier Stufen für Taucher (Freediving Basic und Freediving Level 1, 2 und 3), sowie drei Stufen für Tauchlehrer (Freediving Instructor 1, 2 und 3).[26]

Beim International Aquanautic Club gibt es im Bereich des Freedivings vier Stufen im Bereich der Freitauchschüler und Schülerinnen Ausbildung:[27]

  • i.a.c. Basic Freediver
  • i.a.c. Advanced Freediver
  • i.a.c. Freediving Leader
  • i.a.c. Freediving Leader Pro

Im Bereich der Instruktoren gibt es die Gliederung zwischen:[28]

  • i.a.c. Freediving BasiInstructor
  • i.a.c. Freediving Instructor
  • i.a.c. Freediving Master Instructor
  • i.a.c. Freediving Instructor Trainer
  • i.a.c. Freediving Course Director

Kritik

Kritiker werfen insbesondere den kommerziellen Ausbildungsorganisationen vor, mit der Ausgabe zahlreicher verschiedener Brevetierungstufen in erster Linie materielle Interessen zu verfolgen. Es werde besonders in den unteren Stufen dem Tauchschüler die Illusion vermittelt, er könne bereits gut tauchen, indem die Bedeutung von Kursen und Prüfungen gegenüber der Tauchpraxis und ständiger Übung herausgehoben wird.[29][30]

Demgegenüber vertreten kommerzielle Ausbildungsorganisationen die Ansicht, dass es vor allem darum geht, das Erlebnis der Unterwasserwelt einer breiten Masse zugänglich zu machen, um u. a. auch das Interesse für den Schutz und den Erhalt derselben zu stärken. Eine geringere Hemmschwelle zum Einstieg in den Sport wird hier dadurch realisiert, dass gerade in den Einstiegskursen nur das Nötigste gelehrt wird, um unter entsprechenden Bedingungen sicher tauchen zu können. Durch die modulare Ausrichtung gerade der Verbände amerikanischen Ursprungs (z. B. PADI, SSI) wird immer nur derjenige Stoff gelehrt, der für die entsprechende Stufe bzw. die entsprechende Art des Tauchens (z. B. Tieftauchen) nötig ist. Anfänger werden darauf hingewiesen (und die Tauchlehrer werden dazu angehalten, dies besonders zu betonen), dass sie nicht unter Bedingungen tauchen sollen, die herausfordernder sind als jene, unter denen sie gelernt haben.

Dieser Logik schließen sich letztlich auch viele andere nicht kommerziell ausgerichtete Verbände (z. B. VDST und andere Mitglieder der CMAS) in Teilen an, indem sie entsprechende Spezialkurse anbieten, die sich intensiver mit den jeweiligen Teilgebieten beschäftigen.

Einzelnachweise

  1. Taucher FAQ. Es gibt so viele Tauchorganisationen. Welche ist die Beste? dive.steha.ch, abgerufen am 17. April 2020: „Weil heute die meisten gemäss der Norm ISO 24801 arbeiten, können Taucher problemlos die Tauchorganisation wechseln. Will man weltweit tauchen können, lohnt es sich sicherlich, Tauchkurse bei einer Tauchschule zu absolvieren, die einer der fünf grossen internationalen Tauchorganisationen angeschlossen ist.“
  2. a b Relevant Standards for the certification of Trainings Organisations/System. EUF, abgerufen am 4. Oktober 2017 (englisch).
  3. Dive agency Crossovers BSAC, CMAS, SSI, NAUI & SAA to PADI, (englisch) James Brabyn, IDC Guide, Zugriff am 1. Oktober 2012
  4. "CMAS International Diver Training Standards and Procedures Manual". Abgerufen am 29. Mai 2012.
  5. Tauchen lernen in Deutschland oder weltweit | Dive i.a.c. Abgerufen am 8. Dezember 2022 (deutsch).
  6. CE and Iso Certification (Memento desOriginals vom 22. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naui-europe.com, (englisch) Naui Europe, zugefriffend: 21. Oktober 2010
  7. Certificate. (PDF) Nr. EUF - CB 2007 004. EUF, abgerufen am 2. Dezember 2013.
  8. PADI Education System. PADI, abgerufen am 19. November 2012.
  9. Tauchverband PADI - Professional Association of Diving Instructors (Memento vom 24. April 2008 im Internet Archive), Petra & Rolf Groß GbR, Offenbach, zugegriffen: 26. Oktober 2010
  10. Sebastian Rott: PADI erhält weltweit die ISO-Zertifizierung. Best-Soft, 1. Dezember 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Januar 2016; abgerufen am 2. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tauchwissen.de
  11. SSI Ausbildungssystem - Taucher. SSI International, abgerufen am 19. November 2012.
  12. SSI Ausbildungssystem - Dive Professional. SSI International, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Oktober 2012; abgerufen am 19. November 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.divessi.com
  13. SSI Equivalence Chart. SSI, abgerufen am 15. Juni 2017 (englisch).
  14. Recreational diving services – Requirements for introductory training programmes to scuba diving (ISO 11121). ISO, abgerufen am 29. April 2015 (englisch).
  15. Recreational diving services – Requirements for the training of recreational scuba divers – Part 1: Level 1 – Supervised diver (ISO 24801-1). ISO, abgerufen am 29. April 2015 (englisch).
  16. PADI erhält weltweit die ISO-Zertifizierung. EUF, archiviert vom Original am 27. September 2013; abgerufen am 20. November 2012.
  17. Recreational diving services – Requirements for the training of recreational scuba divers – Part 2: Level 2 – Autonomous diver (ISO 24801-2). ISO, abgerufen am 29. April 2015 (englisch).
  18. Recreational diving services – Requirements for the training of recreational scuba divers – Part 3: Level 3 – Dive leader (ISO 24801-3). ISO, abgerufen am 29. April 2015 (englisch).
  19. a b c SSI Äquivalenzen (PDF). (PDF; 19 kB) SSI International, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. September 2013; abgerufen am 5. September 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tauchturm.com
  20. Recreational diving services – Requirements for the training of scuba instructors – Part 1: Level 1(ISO 24802-1). ISO, abgerufen am 29. April 2015 (englisch).
  21. SSI: SSI Assistant Instructor. Abgerufen am 1. Januar 2022.
  22. Recreational diving services – Requirements for the training of scuba instructors – Part 2: Level 2 (ISO 24802-2). ISO, abgerufen am 29. April 2015 (englisch).
  23. SSI: SSI Open Water Instructor. Abgerufen am 1. Januar 2022.
  24. SSI: SSI Assistant Instructor Trainer. Abgerufen am 1. Januar 2022.
  25. PADI COURSE CATALOG. Abgerufen am 5. April 2017 (englisch).
  26. Freediving Program (Memento desOriginals vom 7. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.divessi.com
  27. Freediving | Dive i.a.c. 5. Januar 2022, abgerufen am 8. Dezember 2022 (deutsch).
  28. i.a.c. Instructor Freitauchen | Dive i.a.c. 18. Februar 2022, abgerufen am 8. Dezember 2022 (deutsch).
  29. Stanford Suzuki: Unsafe at any Depth: PADI Scuba Diver. CDNN - Cyber Diver News Network, archiviert vom Original am 6. Januar 2006; abgerufen am 1. April 2014 (englisch): „In the meantime, we urge divers and PADI diving professionals to just say "No" to the PADI "Scuba Diver" course.“
  30. Shane E. Paterson: SCUBA Diving. Agencies. University of Georgia, Athens, archiviert vom Original am 28. Oktober 2006; abgerufen am 3. April 2014 (englisch).

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