Tallink

AS Tallink Grupp

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RechtsformAktiengesellschaft
ISINEE3100004466
Gründung2002
SitzTallinn, Estland
Leitung
Mitarbeiterzahl7270[1]
Umsatz949 Millionen Euro (2019)[1]
BrancheTransport und Tourismus
Websitewww.tallink.com
Stand: 2019

Die AS Tallink Grupp ist ein estnisches Schifffahrt­sunternehmen, das außerdem vier Hotels in Tallinn und ein Handelsunternehmen, das den On-Board-Verkauf von Lebens- und Luxusmitteln organisiert und durchführt, betreibt. Tallink ist eine der größten Fährgesellschaften in der Ostsee. Außerdem unterhält Tallink in der estnischen Hauptstadt Tallinn ein Taxiunternehmen mit dem Namen „Tallink Takso“.

Die Fährschiffe bedienen verschiedene Routen, insbesondere die Strecke TallinnHelsinki. Zur Tallink Grupp gehört auch die Marke „Silja Line“ (betrieben durch Tallink Silja Oy). AS Tallink Grupp ist seit Dezember 2005 an der Tallinner Börse gelistet. Größter Anteilseigner ist die im Besitz von Enn Pant, Kalev Järvelill und Ain Hanschmidt befindliche Investmentgesellschaft 'Infortar'.

Geschichte

Die Geschichte der heutigen Tallink geht zurück auf das Jahr 1965. In diesem Jahr startete die ESCO den Schiffstransfer von Passagieren zwischen Helsinki und Tallinn mit der Vanemuine. Ein regulärer, ganzjähriger Verkehr wurde im Jahr 1968 mit dem Schiff Tallinn etabliert, mit dem die Route bis zu dessen Ersetzung durch die Georg Ots im Jahr 1980 bedient wurde.

Im Mai 1989 gründete ESCO mit der finnischen Palkkiyhtymä Oy die estnische Tochtergesellschaft Laevandusühisettevõte Tallink. Im folgenden Dezember kaufte das neue Unternehmen das Schiff Scandinavian Sky von SeaEscape und nahm den Verkehr zwischen Helsinki und Tallinn im Januar 1990 mit dem in Tallink umbenannten Schiff auf. Im gleichen Jahr kam der Frachter Transestonia auf dieser Route hinzu. ESCO bediente zur gleichen Zeit die Route weiterhin mit ihrem Schiff Georg Ots. Der Konkurrenzkampf zwischen der Konzernmutter ESCO und der Tochtergesellschaft Tallink wurde im September 1991 gelöst, als ESCO die Georg Ots an Tallink vercharterte. In den frühen 1990er Jahren nahm die Zahl der Passagiere auf der Route Helsinki–Tallinn kontinuierlich zu, sodass Tallink zwischen Dezember 1992 und Dezember 1995 die Saint Patrick II von Irish Ferries charterte und somit die Kapazität auf der Route erweiterte.

Tallink-Zentrale bei Nacht

Im Jahr 1993 wurde Tallink ein rein estnisches Unternehmen: Palkkiyhtymä verkaufte die Anteile an der Firma Tallink und am Schiff Tallink an ESCO. Zur gleichen Zeit etablierten sich weitere Firmen auf der Strecke Helsinki – Tallinn, wie die „Estonian New Line“ der in Tallinn ansässigen Firma Inreko. Im Januar 1994 fusionierten die Firmen Tallink und Inreko Laeva AS zur AS Ermine. Der Name „Tallink“ wurde als Markenname für die Flotte beibehalten.

Im selben Jahr kaufte Inreko die Nord Estonia von EstLine (einer Tochtergesellschaft von ESCO und der schwedischen Nordström & Thulin AB), benannte sie in Vana Tallinn um und nahm sie für Tallink auf der Route Helsinki – Tallinn in Betrieb. Gleichzeitig kaufte Inreko zwei schnelle Tragflächenboote, die Liisa und die Laura, die sie unter dem Markennamen „Tallink Express“ auf der Strecke in Dienst stellten. 1994 versuchte Tallink mit den gecharterten Fähren Balanga Queen und Ambassador II einen Verkehr nach Deutschland (Route Helsinki – Tallinn – Travemünde) aufzubauen.

Im September 1994 wurden die Aktivitäten von AS Ermine in zwei Firmen aufgeteilt. Eine war für den Deutschlandverkehr zuständig, wurde allerdings bald darauf geschlossen. Die andere war die AS Hansatee, die den Helsinki–Tallinn-Verkehr und die Marke Tallink übernahm. 45 % von AS Hansatee wurden von ESCO kontrolliert, Inreko besaß 12,75 % der Anteile, weitere 42,25 % gehörten der Estnischen Bank Ühispank. Die erste Großfähre wurde 1995 auf der Strecke in Betrieb genommen: AS Hansatee charterte die Mare Baltikum von EstLine und benannte sie in Meloodia um. Infolge einiger Streitigkeiten zwischen Inreko und ESCO (zumeist über die Charterpreise für die Vana Tallinn) verkaufte Inreko seine Anteile an ESCO im Dezember 1996. Gleichzeitig verkaufte Inreko die Tallink-Express-Tragflächenboote an Linda Lines (Estland) und bediente die Route Helsinki – Tallinn mit der Vana Tallinn unter der Marke „TH Ferries“.

1997 charterte das Unternehmen die zweite Großfähre, die Normandy von Stena Line. Um die verlorenen Tragflächenboote zu ersetzen, kaufte AS Hansatee im Mai 1997 einen neuen Express-Katamaran, den sie auf Tallink Express taufte.

Die Passagierzahlen machten klar, dass zwei Großfähren für den Verkehr nötig waren, und so kaufte Tallink im Dezember 1997 mit dem Auslaufen des Chartervertrages für die Normandy die Lion King von Stena Line, die im Februar 1998 als Fantaasia für Tallink in Dienst gestellt wurde. Im Juli desselben Jahres kaufte Tallink den Frachter Kapella, mit dem die Strecke von Paldiski nach Kapellskär eröffnet wurde, die erste schwedische Strecke des estnischen Unternehmens. Im Oktober 1998 musste die Tallink verkauft werden, da sie den neuen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr genügte. Zwei Monate später kaufte AS Hansatee die erste Schnellfähre, die in der Lage war, auch Fahrzeuge zu befördern, die Tallink AutoExpress.

In der Zwischenzeit wurde EstLine von ESCO komplett übernommen und im Dezember 2000 wurden beide Schiffe von EstLine, die Regina Baltica und die Baltic Kristina, an AS Hansatee verchartert; die Schiffe bedienten weiterhin die Strecke zwischen Tallinn und Stockholm, jetzt aber unter der Marke Tallink. Bereits im August 2000 bestellte AS Hansatee ihren ersten Schiffsneubau bei der finnischen Firma Aker Finnyards. Im Juni 2001 kaufte Tallink die Tallink AutoExpress II, während im Juli 2001 EstLine für bankrott erklärt wurde.

2002 benannte sich die AS Hansatee in AS Tallink Grupp um. Im Mai 2002 übernahm die Firma die neue Kreuzfahrtfähre Romantika (Kapazität: 2500 Passagiere), die sie auf der Strecke Helsinki – Tallinn in Dienst stellte. Im November 2002 wurde die Georg Ots an die russische Regierung verkauft.

2004 kamen weitere Schiffe zur Tallink-Flotte hinzu, die Tallink AutoExpress 3 und die Tallink AutoExpress 4[2] (Tallinn – Helsinki) sowie das Schwesterschiff der Romantika, die Victoria I, die auf der Strecke Tallinn – Stockholm die Fantaasia ablöste. Diese wiederum übernahm die Route Helsinki – Tallinn – Sankt Petersburg, die aber im Januar 2005 wegen Unrentabilität eingestellt wurde.

2004 bestellte Tallink die Galaxy bei den Aker Finnyards sowie 2005 das Schwesterschiff Baltic Princess. 2005 wurde zudem die Superstar bei Fincantieri in Italien bestellt.

Am 9. Dezember 2005 wurde Tallink zum ersten Mal an der Börse in Tallinn gelistet. Mittlerweile sind die Aktien auch an deutschen Börsen erhältlich (Wertpapierkennnummer: A0HNKY).

2006 kaufte Tallink das Baltikum-Geschäft der Superfast Ferries. Die Schiffe wurden in Lizenz weiterhin unter der Make Superfast Ferries betrieben. Zudem eröffnete Tallink 2006 eine Route von Riga nach Stockholm, die zunächst von der Fantasia, später von der Regina Baltica bedient wurde. 2006 wurde außerdem die Galaxy abgeliefert und ersetzte die Romantika, während diese die Route Tallinn – Stockholm übernahm.

Weiterhin übernahm Tallink den Konkurrenten Silja Line von Sea Containers Ltd. Im Oktober 2006 äußerte die Firma Interesse an den staatlich subventionierten Strecken zwischen Gotland und dem schwedischen Festland für den Zeitraum 2009 bis 2015.

2007 wurden die ehemaligen Superfast-Fähren unter die Marke Tallink gestellt und ihre Route wurde erweitert (Tallinn – Helsinki – Rostock). Außerdem wurde die Meloodia für zehn Monate an Balearia (Spanien) verchartert.

Im August 2011 stellte Tallink die Route Tallinn – Helsinki – Rostock ein und vercharterte die ehemaligen Superfast-Fähren fortan an die Stena Line.[3] 2017 wurden beide Schiffe an Stena Line verkauft.[4]

Am 24. Januar 2017 wurde von Meyer Turku die Megastar abgeliefert, die die Superstar auf der Route TallinnHelsinki ablöste.

Im Oktober 2018 bestellte Tallink bei Rauma Marine Constructions unter Vorbehalt ein Schwesterschiff der Megastar. Die Bestellung wurde im März 2019 in eine Festbestellung umgewandelt. Die Kosten für das Schiff, das den Namen MyStar bekam, sollten 250 Millionen Euro betragen. Am 12. August 2021 schwamm der Neubau im Baudock auf. Das Schiff wurde im Dezember 2022 abgeliefert.[5]

Im Jahr 2019 wurden insgesamt 9,763 Millionen Fahrgäste befördert (2018: 9,757 Mio.; 2017: 9,756 Mio.), der Umsatz betrug 949,1 Millionen Euro (2018: 949,7 Mio. Euro; 2017: 967,0 Mio. Euro[6]).

Strecken und Flotte

Die Romantika im Hafen von Sète am 17. September 2021

Routen und eingesetzte Schiffe

Baltic Princess in Mariehamn 2022

Tallinn - Helsinki (Tallink)

StockholmMariehamn - Helsinki (Silja Line)

TallinnMariehamnStockholm (Tallink)

  • Baltic Queen

Stockholm/KapellskärMariehamn/LångnäsTurku (Silja Line)

  • Baltic Princess

PaldiskiKapellskär (Tallink)

  • Regal Star
  • Sailor

Vercharterte Schiffe

  • Galaxy (seit September 2022 als Flüchtlingsunterkunft in den Niederlanden genutzt)
  • Silja Europa (seit September 2022 als Flüchtlingsunterkunft in den Niederlanden genutzt)
  • Star (langfristig an Irish Ferries verchartert und als Oscar Wilde eingesetzt)

Schiffe ohne Einsatz

  • Romantika (April 2022 bis August 2023 an Holland Norway Lines verchartert; im September 2023 vorzeitige Beendigung des Chartervertrags[8])

Ehemalige Schiffe

Die Tallink von 1972
  • Ambassador II, neuer Eigner: International Shipping Partners
  • AutoExpress, jetzt Alcantara Dos, neuer Eigner: Acciona Trasmediterranea
  • AutoExpress 2, verchartert an Consolidada de Ferrys (CONFERRYS)
  • AutoExpress 3, neuer Eigner: Arab Bridge Maritime Company als Queen Neferititi
  • AutoExpress 4, verkauft an Agean Speed Lines
  • Baltic Kristina, fährt als Rigel I für die Reederei Ventouris Ferries zwischen Italien und Albanien[9]
  • Balanga Queen, 2012 in Chittagong abgewrackt[10]
  • Corbiere, jetzt Apollo, neuer Eigner: Labrador Marine, Route: St. BarbeBlanc-Sablon
  • Fantaasia, verkauft an Kystlink
  • Georg Ots, verkauft an: russische Regierung, abgewrackt
  • Meloodia, verkauft an Equinox Offshore Accommodation, umfassender Umbau zum Versorger[11]
  • Normandy, neuer Eigner: Equinox Offshore Accommodation, umfassender Umbau zum Versorger
  • Regina Baltica, Hotelschiff im Windpark vor Borkum von SWE Offshore Maritime
  • Saint Patrick II, jetzt C.T.M.A. Vacancier, neuer Eigner: kanadische Regierung, Route: MontrealCap-aux-Meules
  • Superfast VII, verchartert an Stena Line, auf der Route BelfastCairnryan (Stranraer) eingesetzt
  • Superfast VIII, verchartert an Stena Line, ebenfalls auf der Route Belfast – Cairnryan (Stranraer) eingesetzt
  • Superfast IX, verchartert an Marine Atlantic in Kanada als Atlantic Vision
  • Tallink, Verschrottung in Alang, Indien (2005)
  • Tallink Express I, jetzt Panormitis bei A.N.E.S. High Speed
  • Transestonia, jetzt Trans, neuer Eigner: Sigma Marine
  • Vana Tallinn, jetzt Adriatica Queen im Mittelmeer
  • Kapella, als Uls Ferrs 1 in Dienst
  • Sea Wind[12]
  • Silja Festival:[13] zunächst verchartert als Hotelschiff in Vancouver[14], jetzt Mega Andrea bei Corsica Ferries & Sardinia Ferries
  • Superstar: Verkauft an Corsica Ferries
  • Isabelle: Verkauf an Bridgemans[15]

Unternehmensleitung

Aufsichtsrat

  • Toivo Ninnas, Vorsitzender, * 1940, Mitglied seit 1997
  • Eve Pant, * 1968, Mitglied seit 1998
  • Lauri Kustaa Äimä, * 1971, Mitglied seit 2002
  • Sunil Kumar Nair, * 1966, Mitglied seit 2004
  • Ain Hanschmidt, * 1961, Mitglied seit 2005
  • Kalev Järvelill, * 1965, Mitglied seit 2007

Vorstand

  • Enn Pant, Vorsitzender, * 1965, Mitglied seit 1996
  • Keijo Mehtonen, * 1949, Mitglied seit 1998
  • Andres Hunt, * 1966, Mitglied seit 2002
  • Lembit Kitter, Mitglied seit 2006

Weblinks

Commons: Tallink – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b AS Tallink Grupp Key Information 2019. In: tallink.com. Abgerufen am 21. Mai 2020 (englisch).
  2. HSC Pegasus One. Abgerufen am 9. August 2018.
  3. Tallink Silja schliesst Mitte August 2011 Deutschland-Finnland-Route. In: dfg-ev.de. Abgerufen am 14. Januar 2018.
  4. Verkauf von Superfast-Einheiten abgeschlossen. 14. Dezember 2017, abgerufen am 15. Dezember 2017.
  5. Delivery of MyStar. 7. Dezember 2022, abgerufen am 8. Oktober 2022 (englisch).
  6. Tallink Grupp Yearbook 2019, abgerufen am 7. August 2020
  7. Tallink Grupp adds vessel Victoria I to Tallinn-Helsinki route from 12 October 2023. In: www.tallink.com. Abgerufen am 6. September 2023.
  8. Early termination of charter agreement. Abgerufen am 6. September 2023.
  9. M/S BORE I (1973). In: faktaomfartyg.se. Abgerufen am 14. Januar 2018 (schwedisch).
  10. M/S FREEPORT (1968). In: faktaomfartyg.se. Abgerufen am 14. Januar 2018 (schwedisch).
  11. M/S DIANA II AV SLITE (1979). In: faktaomfartyg.se. Abgerufen am 14. Januar 2018 (schwedisch).
  12. M/S SVEALAND (1972) (Memento vom 29. Oktober 2022 im Internet Archive), Fakta om Fartyg.
  13. Tallink erwirbt die RoPax-Fähre „Isabella“. In: Täglicher Hafenbericht vom 15. April 2013, S. 1
  14. Kitimat Cruise Ship To House Workers. In: Huffingtonpost B. C. 2. Januar 2014, abgerufen am 4. Februar 2014 (englisch).
  15. „Isabelle“: Bridgemans nutzt Kaufoption für Tallink-Fähre zum Umbau in Floatel. Abgerufen am 6. September 2023.

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Tallink Zentrale, Tallinn
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M/S Tallink in Tallinn harbour in spring 1994. This is a digital photograph of the original (paper) photo, hence the poor quality.
22 06 10 Baltic Princess Mariehamn RalfR DJI 0254.jpg
Autor/Urheber: Ralf Roletschek , Lizenz: CC BY-SA 1.0 fi
Baltic Princess in Mariehamn, IMO number: 9354284
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Shows the ship Romantika of the Tallink shipping company at Sète on September 17th 2021. The line is Sète - Tanger Med.