Synagoge (Osann)

Synagoge Osann
Synagoge mit Glaubensschule im März 2022.jpg
Daten
OrtOsann
BaustilBruchsteinbau
Baujahr1898
Koordinaten49° 55′ 13,4″ N, 6° 57′ 29,9″ O
Synagoge Osann (Rheinland-Pfalz)
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Die Synagoge in Osann wurde 1898 in der Hauptstraße (heutige Bernkasteler Straße) errichtet. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge verwüstet. Kurze Zeit später wurde die Synagoge an einen Privatmann verkauft und zu einem noch heute genutzten Schuppen umgebaut.

Synagoge

Eine Synagoge bestand in Osann bereits vor 1898. Als diese wegen Baufälligkeit nicht mehr genutzt werden konnte wurde 1898 eine neue, durch Spenden finanzierte Synagoge in der Hauptstraße (heutige Bernkasteler Straße) errichtet. Die Synagoge wurde traufständig etwas von der Straße zurückgesetzt errichtet. Direkt daneben befand sich das noch heute erhaltene Schulgebäude mit der Wohnung des Lehrers. In der nördlichen Seitenwand befanden sich zwei große Rundbogenfenster. Der Eingang lag unter einem Zwerchgiebel in der südlichen Seitenwand. Direkt über dem Portal befand sich ein aufgesetztes Rundbogenfenster und im Zwerchgiebel, auf dessen Spitze der Davidstern stand, ein Rundfenster. Dem Eingangsportal schlossen sich, analog zur nördlichen Seitenwand, zwei große Rundbogenfenster an. Die Synagoge verfügte über eine hölzerne Frauenempore, die über eine Holztreppe vom Vorraum aus erreichbar war. Der Innenbereich der Synagoge war farblich ausgestaltet. Die Ostwand war mit einem Blattmuster bemalt und die Decke mit 4 Füllhornmotiven. Der Boden der Synagoge war mit Ornamentbodenfliesen ausgelegt. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge verwüstetet und einige Zeit später an einen Privatmann verkauft. Seither wird die Synagoge als Schuppen genutzt. In den 1960er Jahren wurden die Fenster und das Eingangsportal auf der Südseite zugemauert. Ein neuer Eingang wurde in der Mitte der Südwand angelegt, die Frauenempore entfernt und eine Betondecke eingezogen. Erhalten sind heute noch Teile der Torarolle[1], eine hebräische Bibel[2] sowie drei Bänke.[3][4][5]

Jüdische Gemeinde Osann

Erstmals urkundlich erwähnt werden in Osann siedelnde Juden im Jahr 1550. Sie waren als Schutzjuden der Grafen von Manderscheid-Blankenheim diesen gegenüber abgabepflichtig. Mit dem Verlust dieses Status am Ende des 16. Jahrhunderts mussten sie Osann allerdings wieder verlassen. Erst 1664 siedelten sich wieder Juden in Osann unter Graf Ferdinand-Ludwig von Manderscheid an. Zu der jüdischen Gemeinde Osann gehörten auch die in Monzel lebenden jüdischen Einwohner. Die Gemeinde verfügte über eine Mikwe und eine Religionsschule. Zeitweise war ein eigener Religionslehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters und Schochet innehatte. Die Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Osann beigesetzt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Gemeindemitglieder an. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es dann vermehrt zu Abwanderungen und die Zahl der der jüdischen Gemeindemitglieder ging zurück. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen, die in den Novemberpogromen 1938 ihren Höhepunkt fanden. Dies hatte zur Folge, dass viele jüdische Familien die Gemeinde verließen. 1935 erließ der Gemeinderat auf Betreiben der NSDAP-Ortsgruppe Osann einen Beschluss, der es den im Ort lebenden Mitgliedern der jüdischen Gemeinde untersagte Grundstücken und Wohneigentum zu erwerben und der den weiteren Zuzug von Juden verbot. Zudem wurde alle Gewerbetreibende und Einwohner vom Bezug öffentlicher Leistungen ausgeschlossen, wenn sie mit den im Ort lebenden jüdischen Gemeindemitgliedern Handel trieben oder mit diesen verkehrten. Ende 1939 lebten in Osann keine Mitglieder der jüdischen Glaubensgemeinschaft mehr. Im Jahr 2010 wurde eine, von einem Privatmann gestiftete, Gedenkstele gegenüber der Grundschule Osann aufgestellt. Die Inschrift lautet:[3][4]

Zum Andenken an
die vertriebenen, deportierten
und ermordeten
Juden aus Osann.
Mit dem Recht
nach der Wahrheit
zu suchen
ist auch die
Pflicht verbunden,
nicht einen Teil des
als wahr erkannten
zu verschweigen
(Einstein)

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

JahrJudenJüdische FamilienBemerkung
17684
180666
180857
183377
184310415 % der Gesamtbevölkerung
189573
192724
193322
193814

Quelle: alemannia-judaica.de[3]; jüdische-gemeinden.de[4]

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 38 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Osann (mit Monzel) (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[6][7]

Literatur

  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 307–308.

Einzelnachweise

  1. Andreas Lehnardt: Expertise zur Osanner Thora (PDF) alemannia-judaica.de. 18. April 2009. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  2. Andreas Lehnardt: Expertise zur Osanner Bibel (PDF) alemannia-judaica.de. 20. Dezember 2013. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  3. a b c Osann mit Monzel. alemannia-judaica.de. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  4. a b c Osann und Monzel/Mosel (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  5. Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 308.
  6. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv. Abgerufen am 7. Juni 2020.
  7. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte. Abgerufen am 7. Juni 2020.

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Synagoge von 1898 mit Glaubensschule